Lufthansa: Kritik und viele Fragezeichen nach Air-Berlin-Deal

Swiss und Edelweiss wollen offenbar die Flotte vergrössern und Belair-Piloten einstellen.

Nachdem vergangene Woche bestätigt wurde, dass der Lufthansa Konzern den Grossteil von Air Berlin übernehmen wird, mangelt es nicht an kritischen Stimmen. In Österreich und Deutschland meldeten sich die Wettbewerbsbehörden zu Wort und fürchteten eine (zu) dominante Stellung der weiter erstarken Lufthansa. Die österrreichische Wettbewerbsbehörde BWB werde ihre Bedenken betreffend der Übernahme von Niki bei der EU-Kommission anmelden, berichtete die «Schweiz am Wochenende». Auch das deutsche Bundeskartellamt werde die Auswirkungen des Deals mit besonderem Interesse verfolgen. Man geht allgemein davon aus, dass dem Lufthansa Konzern eine strenge Prüfung bevorsteht.

Ein abgekartetes Spiel?
Mitbewerber kritisieren derweil, dass das Bieterverfahren nicht fair abgelaufen sei. So hatte IAG-Chef Willie Walsh stets den Eindruck, dass die Lufthansa sowieso den Zuschlag bekommen würde: «Wir werden das genau beobachten, weil wir glauben, dass es bedeutende wettbewerbsrechtliche Probleme gibt», sagte er gemäss der «Schweiz am Sonntag». Ryanair hatte schon vorher von einem «abgekartetem Spiel zugunsten der Lufthansa» gesprochen und deshalb erst gar kein Angebot für Teile der Air Berlin abgegeben. Man hoffe nun darauf, dass der Deal an den Kartellbehörden scheitert.

Protestaktion bei Air Berlin
Die Gewerkschaft Verdi hat für heute Mittag 13 Uhr zu einer «aktiven Mittagspause» der Air-Berlin-Mitarbeiter auf dem Flughafen Tegel aufgerufen. Es müssten Perspektiven für die Zukunft der Mitarbeiter geschaffen werden – denn bislang wurden nur für 3000 der rund 8000 Mitarbeiter eine zukünftige Anstellung bei Lufthansa in Aussicht gestellt. Dafür will Lufthansa offenbar sieben Maschinen der TUIfly samt Crew übernehmen und innereuropäisch bei ihrer Low-Cost-Tochter Eurowings einsetzen. Dies hat die «fvw» offenbar aus Insider-Kreisen erfahren. Insgesamt 14 Maschinen von TUIfly waren seit 2009 – ursprünglich für zehn Jahre – zu attraktiven Konditionen bei Air Berlin im Einsatz.

Belair-Piloten zu Swiss und Edelweiss?
Gleichzeitig wollen offenbar Swiss und Edelweiss ihre Flotte aufstocken, wie auch Belair-Piloten übernehmen. Wie die «Sonntagszeitung» berichtet, soll die Flotte der Edelweiss um zwei A320 wachsen, während Swiss drei zusätzliche A319 erhalten soll. Dies soll möglich gemacht werden, indem die Maschinen – die ursprünglich durch die Bombardier C-Series ersetzt werden sollten – nicht wir geplant an die Leasingfirma zurückgegeben werden. Dieser Ausbau wiederum ergebe neue Chancen für Piloten der Air-Berlin-Tochter Belair. Gemäss der Zeitung sollen 50 Piloten übernommen werden, die sich per Schnellverfahren nun bewerben könnten. Den Flugbegleitern der Belair wurde allerdings kein Angebot unterbreitet. Belair stellt Ende Monat den Betrieb ein. (ES)