Missbraucht die Lufthansa-Gruppe ihre Marktmacht?

Die European Technology and Travel Services Association und der Verband Internet Reisevertrieb beschweren sich in Brüssel.
© Lufthansa Group

Der Lufthansa Gruppe droht Ungemach aus Deutschland. Die European Technology and Travel Services Association (ETTSA) und der Verband Internet Reisevertrieb (VIR) haben bei der Generaldirektion Wettbewerb der Europäischen Kommission eine gemeinsame Beschwerde gegen den Lufthansa-Konzern eingereicht. Darin wird der Airline-Gruppe vorgeworfen, ihre Marktmacht zu missbrauchen und mit diskriminierenden und wettbewerbsausschliessenden Praktiken gegen unabhängige Vertreiber von Flugtickets, darunter die Global Distribution Systems (GDS), zu agieren.

Teurere Tarife und Aufpreise

Demnach können GDS in Deutschland aufgrund der Marktmacht der Lufthansa Gruppe die günstigsten Tarifklassen des Carriers nicht anbieten. Auch der Mehrzahl der Reisebüros ist es nicht möglich, ihren Kunden diese Tarife zugänglich zu machen. Zugleich werden unabhängige Vertriebsstellen mit ungerechtfertigten Aufpreisen konfrontiert, die Verbraucher und Firmenkunden bestrafen, die diese Services nutzen, um nach Flugtickets zu suchen bzw. sie zu kaufen.

Die Lufthansa-Gruppe schränke damit in voller Absicht den Wettbewerb ein – sowohl im Markt des Flugticketvertriebs als auch im Markt für Airline Services – und schädige damit kleinere Wettbewerber, die auf einem neutralen Marktplatz ihre Tickets zum tatsächlichen Wert verkaufen und damit im Wettbewerb mit grossen Carriern, die eine höhere Markenbekanntheit und grössere Werbebudgets verfügen, bestehen könnten.

Touristischer Vertrieb wird geschädigt

Die Lufthansa-Gruppe bürde ferner unabhängigen Anbietern ihre eigenen technologischen Distributionslösungen zu einem Zeitpunkt auf, an dem mehrere Technologien dabei sind, neue Distributionsstandards zu definieren, die von Marktteilnehmern übernommen werden. Das Verhalten der LH Group beeinflusse daher auch drastisch die Innovationskraft im Reisevertrieb.

VIR-Vorstand Michael Buller: «Wir kritisieren schon länger die Vertriebspolitik der Lufthansa und ihren gezielten Versuch, günstige Tarife nur noch über die eigenen Vertriebssysteme und Schnittstellen anzubieten und buchbar zu machen. Die Schädigung des touristischen Vertriebs ist bereits enorm. Hier wird vehement versucht, Wettbewerber aus dem Markt zu drängen, was nicht weiter toleriert werden darf. Die Politik muss endlich handeln und Gegenmassnahmen ergreifen.» (TI)