Virgin Australia ist pleite

Der Kollaps der Airline bedroht auch Swissport.
©Nel Botha auf Pixabay

In der Coronakrise ist der internationale Flugverkehr komplett eingebrochen – die zweitgrösste australische Fluggesellschaft Virgin Australia hat nun Insolvenz angemeldet. Damit will sich das Unternehmen einer Mitteilung zufolge neu aufstellen.

Zuvor hatte es die Airline nicht geschafft, sich Staatshilfe in Höhe von AUD 1,4 Mia., umgerechnet EUR 815 Mio., zu sichern. Die Insolvenzverwalter von Virgin Australia teilten mit, es sollten nun schnell neue Investoren gefunden werden. Das Unternehmen, das über 130 Flugzeuge verfügt, hat Schulden in Milliardenhöhe.

Virgin Australia mit Sitz in Brisbane ist neben Qantas eine wichtige Linie für den Kontinent. Dort sind viele Menschen wegen der grossen Entfernungen und des dünnen Zugnetzes auf das Fliegen angewiesen.

Milliardär Branson wehrt sich gegen Vorwürfe

Virgin Australia gehört den Fluggesellschaften Singapore Airlines, Etihad Airways und den chinesischen Unternehmen HNA und Hanshan. Die Virgin-Gruppe des Mitgründers und britischen Milliardärs Richard Branson hält noch gut 10%.

Branson betonte in einem offenen Brief angesichts von kritischen Kommentaren über sein Privatvermögen, dass sein Geld in seinen Unternehmen gebunden sei. «Die Herausforderung ist nun, dass kein Geld reinkommt und viel Geld rausfliesst.»

Branson warnte anlässlich der Zahlungsunfähigkeit, ohne Virgin Australia werde es keinen Wettbewerb mehr geben und Hunderttausende weitere Jobs gingen verloren. Falls Virgin Australia verschwände, hätte die Airline Qantas das Monopol über den australischen Luftraum.

Die Pleite bedroht auch Swissport

Auch in Australien stehen die meisten Flugzeuge infolge der Corona-Pandemie am Boden, weshalb die Pleite der Virgin Australia im Moment keinen grossen Bruch zur Folge hat. Die Alarmglocken läuten laut einem Bericht der «NZZ» aber woanders: Swissport hat zum einen grössere Zahlungsausstände für bereits erbrachte Dienstleistungen, und zum anderen fehlt die Gewissheit, nach dem Überwinden der Pandemie wieder Aufträge von Virgin Australia zu erhalten. Dass die HNA Group, die Alleineigentümerin von Swissport, auch an der insolventen Fluggesellschaft beteiligt ist, macht die Ausgangslage noch komplizierter. Die stark überschuldete HNA Group steht auch in Australien einer Lösung eher im Weg, als dass sie behilflich sein könnte.

Swissport kaufte Ende 2017 die auf Abfertigungsdienste in Australien und Neuseeland ausgerichtete Firma Aerocare. Drei Dutzend Flughäfen in verschiedenen Ländern verschaffte das damals zwar eine Verstärkung der Marktposition, aber umso härter trifft sie der Rückschlag. Swissport beschäftigt in Australien 3000 und in Neuseeland 400 Mitarbeiter. Anfang 2018 hatte noch die Hoffnung bestanden, Swissport an die Börse zu bringen.

Australische Medien haben am Dienstag berichtet, der für den asiatisch-pazifischen Raum zuständige Swissport-Manager Glen Rutherford habe davor gewarnt, dass innerhalb von Tagen mehr als 80% der Mitarbeiter ihren Job verlieren könnten. Die Rede ist davon, mit vielleicht 500 Angestellten an grösseren Flughäfen noch einen reduzierten Betrieb aufrechtzuerhalten. Auch werden offenbar Vorbereitungen zur Verwertung von Vermögenswerten an Flughäfen getroffen.

Bis anhin hat die australische Regierung noch nicht erkennen lassen, ob und allenfalls zu welchen Konditionen sie auch flugnahe Dienstleister wie Swissport unterstützen würde. Gespräche mit dem Transportminister Michael McCormack zur Erlangung eines Überbrückungskredits von AUD 125 Mio. sind gemäss Medienberichten noch im Gang. (TI)