Vranckx: «Die Preise werden mittel- und langfristig wieder steigen»

Dieter Vranckx, CEO der Swiss, über die Impfpflicht und wie er die Turbulenzen der Krise meistern will.
Dieter Vrancks. ©Lufthansa Group

Der belgisch-schweizerische Doppelbürger Dieter Vranckx (47) ist seit Anfang Jahr der neue Chef im Swiss-Cockpit. Er ist seit mehr als 20 Jahren in verschiedenen Funktionen für die Lufthansa-Gruppe tätig, 13 Jahre lang für die Swiss. Zuletzt stand er an der Konzernspitze des Tochterunternehmens Brussels Airlines, für das er ursprünglich als CFO fungierte. Dieter Vranckx lebt im Kanton Zürich, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im Interview mit «Blick» erzählt er, wie er die Turbulenzen der Krise meistert und die Airline wieder auf Kurs bringen will. 

Seinen erster Tag als CEO bei Swiss, mitten in der Coronakrise am 1. Januar 2021 sei speziell gewesen, denn es hatte fast keine Mitarbeitenden im Büro. Also habe er sie in über 50 Videokonferenzen innerhalb von fünf Wochen kennengelernt. Trotzdem habe er sich gefreut, wieder zu Swiss und nach Hause zu kommen, zurück in die Schweiz. Vranckx sagt von sich selbst, dass er eine offener und direkter Familienmensch sei. «Meine Frau ist Schweizerin, wir haben uns bei der Swissair kennengelernt. Unser Lebensmittelpunkt ist Zürich. Deshalb habe ich nicht nur den belgischen, sondern seit sieben Jahren auch den Schweizer Pass.» 

Die Swiss machte 2020 einen Verlust von 654 Millionen Franken. Der Umsatz sank um 65%. Der neue CEO habe nun zwei Aufgaben, um das Ruder umzureissenDie erste laute Krisenbewältigung. Die zweite bestehe darin, die Swiss für die Zeit nach der Krise richtig aufzustellen. Die Nachfrage werde kleiner sein und es werde auch langfristig weniger Geschäftsreiseverkehr geben. Deshalb stelle sich auch die Frage, welches die richtige Grösse für die Swiss sei. Bis Ende 2020 habe die Swiss von den 1000 angekündigten Stellen bereits 500 abgebaut. Wie viele Stellen noch zusätzlich abgebaut werden müssten, kann der neue CEO erst im zweiten Quartal beantworten.  

Stand heute reiche auch der vom Staat erhaltene Kredit in Höhe von CHF 1,5 Mia. «Wir überwachen unsere Liquidität täglich. Die Flüge, die wir aktuell durchführen, sind profitabel. Zudem ist das Frachtgeschäft viel wichtiger geworden», so Vranckx. Ausserdem erhalte die gesamte Geschäftsleitung seit 2020 bis auf weiteres 30 bis 40% weniger Salär. Dazu wurde ein Fünftel der Stellen im oberen Management abgebaut. 

Für den Sommer erwartet der neue Swiss-Chef eine Kapazität bis zu 65% im Vergleich zu Vor-Corona. Für die Airline sei wichtig, dass sich die Rahmenbedingungen nicht ständig ändern. Zentral seien natürlich Testen und Impfen. «Die Swiss wird ab Mitte April auf der Route Zürich–London den digitalen Travel Pass des Aviatik-Branchenverbands IATA testen. Auf diesem sind negative Testresultate und Impfbestätigungen unter Einhaltung des Datenschutzes gespeichert.» In Bezug auf die Impfplicht möchte die Swiss Fairness: «Es gibt viele Schweizer, die sich jetzt impfen lassen wollen, aber keine Möglichkeit dazu haben. Deshalb müssen auch Nichtgeimpfte fliegen können. Darum ist Testen so wichtig», meint Vranckx. 

Auch zum Thema Klimaschutz hatte der neue Chef etwas zu sagen: «Die Swiss nimmt den Klimaschutz ernst und findet es richtig, dass das Stimmvolk über das CO2-Gesetz abstimmen kann.» Entscheidend sei, dass allfällige Abgaben des Luftverkehrs für die Reduktion von CO2 in der Airline-Branche verwendet werden. Die Swiss binde die Schweiz weiterhin an die wichtigen Metropolen der Welt an. Das Netz werde auch nach Corona sehr ähnlich aussehen. Es werden aber nicht mehr alle Destinationen gleich häufig angeflogen. 

Ausserdem werde die Swiss die Preise kurzfristig nicht erhöhen. Die Fluggesellschaft sei jedoch überzeugt, dass die Preise mittel- und langfristig wieder steigen werden, wenn auch die Nachfrage sukzessive wieder zurückkommt. (TI)