Trotz Staatshilfe: TUI immer noch in Geldnöten

Der Konzern will offenbar seine Hotels verkaufen.
Fritz Joussen
Fritz Joussen ©TUI

TUI prüft wegen der Corona-Krise offenbar den Verkauf von Unternehmensteilen. «Wir werden uns von Vermögenswerten trennen oder Partner an Bord holen», sagt der Vorstandsvorsitzende Fritz Joussen in einem Interview mit der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom Dienstag.

Dabei geht es vor allem um die Hotels, von denen TUI viele im eigenen Besitz hat. Das soll sich ändern: «Es sind unsere Marken, wir setzen und kontrollieren die Standards in Bezug auf die Qualität, Lage und Service», soJoussen. Aber: «Dazu müssen wir die Hotels nur in Ausnahmefällen besitzen.»

Auf Mallorca habe TUI Hoteleigentümer überzeugt, ihr Hotel auf die TUI-Markenplattform zu bringen. Andernorts werde TUI auch weiterhin Hotels bauen. «In manchen Destinationen wie den Kapverden oder in der Karibik müssen wir das, da das Angebot dort sonst fehlt.» Allerdings werde TUI künftig stärker in seine digitale Plattform investieren als in Vermögenswerte wie Hotels.

Hilfskredit könnte nicht ausreichen

Zur Überbrückung der Corona-Krise überbrücken hat TUI im April einen staatlichen Hilfskredit von EUR 1,8 Mia. erhalten. Joussen bestätigte nun, dass das unter Umständen nicht reicht. «Wir arbeiten natürlich mit mehreren Szenarien und tun gut daran, in diesen Szenarien auch über weitere Finanzquellen nachzudenken.» TUI habe die Kosten um 70% gesenkt.

Angesichts des wieder anlaufenden Sommergeschäfts sei er «angespannt optimistisch», so Jousssen, «dass der Konzern in der Corona-Krise nicht doch noch in Existenznot kommt.»  Derzeit sei das TUI-Sommerprogramm zu rund 25 Prozent gebucht. Die Reisewarnungen für viele Länder seien zwar gefallen, «aber kein Mensch weiss, wie es mit dem Virus weitergeht, wann es Medizin und Impfstoffe gibt».

 

Joussens ist sich «sicher, dass 2022 das Geschäft dann voll zurückkommt». Der Konzern werde sich daher im laufenden Jahr auf seine Liquidität fokussieren. Nächstes Jahr werde TUI wieder vermehrt an der Profitabilität arbeiten.

Dazu zählt auch der geplante Abbau von 8000 Arbeitsplätzen. Die Hälfte davon soll nach Joussens Angaben auf Stellen in den Zielgebieten entfallen. Ausserdem sind Einschnitte in Frankreich geplant. (TI)