USA-Nachfrage überrennt die Schweizer Reisebranche

24 Delegierte aus der Schweiz sowie TRAVEL INSIDE waren am USA-Markt IPW PowWow in Orlando aktiv.
Roger Dow, Präsident US-Reiseverband am IPW Orlando. © Chloé Roxane Weilenmann

IPW Orlando: der Weg nach Vorne für den US Reisemarkt. Der International Pow Wow (IPW), die grösste Inbound Travel Show der USA, ging am Mittwoch, 8. Juni in Orlando, Florida zu Ende. Das erste Mal seit der Pandemie fand der diesjährige IPW wieder vor Ort mit Delegierten aus über 60 Ländern weltweit statt.

4600 Delegierte, Einkäufer und Medienvertreter haben sich, mit dem Ziel den Amerikanischen Inbound Tourismus zu fördern, im Orange County Convention Centre versammelt und über drei Tage einen regelrechten Meeting Marathon hinter sich gebracht. Dabei waren auch 24 Delegierte aus der Schweiz.

Die Halle summt vor lauter laufender Gespräche und alle 15 Minuten erklingt eine Glocke, die darüber informiert, dass es Zeit für das nächste Meeting ist. Die Terminkalender sind voll, die Stimmung positiv, man spürt den Enthusiasmus der Anwesenden. Amerika ist wieder offen für den internationalen Tourismus. Dies betont auch Roger Dow, Präsident & CEO des US-Reiseverbandes, während seiner Ansprache: «We are back in business!»

Der nationale Tourismus sei weiterhin sehr stark, erklärt Chris Thompson, CEO der Vermarktungsorganisation Brand USA, jetzt müsse man den Fokus auf die internationalen Gäste legen. 2019 lagen die Internationalen Ankünfte in die USA bei 79,4 Millionen. 2021 erst bei 22,1 Millionen.

Laut offiziellen Prognosen sollen die Besucherzahlen bis 2025 wieder auf dem vor Pandemie Level ankommen, Dow und Thompson hingegen glauben an einen schnelleren Verlauf und visieren bereits 2023 an. Dies unter anderem auch dank der 250 Millionen Dollar Notfinanzierung, die Brand USA zugesprochen wurden.

Heinz Zimmermann (links, VUSA Switzerland) und Roger Dow am IPW-Orlando. © Chloé Roxane Weilenmann

Im Gespräch mit TRAVEL INSIDE erläutert Chris Thompson, dass auch die Schweiz als «mächtiges kleines Land» ein interessanter Markt sei und grosses Potential habe. Dies bekräftig auch Heinz Zimmermann, Chairman des Visit USA Committee Switzerland. Schweizer Touristen seien für die USA weiterhin sehr attraktiv. Dies unter anderem dank einer tiefen Inflationsrate von nur 2.5% (Ende Mai), im Vergleich zu durchschnittlich 8% in Europa.

«Vor der Pandemie sind rund 6% der Schweizer Bevölkerung jedes Jahr in die USA gereist. Das sind eine halbe Million Menschen. In realen Zahlen ist das, wenn man es mit anderen Ländern vergleicht, natürlich wenig, aber prozentual sind wir Vorreiter. Wir sind Weltmeister im Reisen», sagt Zimmermann. Er geht ebenfalls davon aus, dass die Besucherzahlen der Schweizer Touristen, die in die USA reisen, bis 2023 wieder auf vor Pandemie Niveau steigen werden. Die Nachfrage sei da, die Problematik liege derzeit darin, dass vieles ausgebucht sei. Vor allem im Bereich Mietwagen und Camper scheint die Situation sehr prekär zu sein.

Mitglieder der Schweizer Delegation, die den IPW besuchen, stimmen dieser Aussage zu. Viele wurden in den letzten Monaten durch die Flut an Buchungsanfragen überrollt und mussten mit beschränkten Kontingenten kämpfen.

Anja Meier von Knecht Reisen AG bestätigt, dass auch sie seit Februar einen Aufschwung erlebt hätten. «Wir wurden wirklich überrennt. Es ging von null auf 100 und es ist anhaltend.» «Die Schweizer wollen wieder reisen», sagt Meier weiter und erklärt, dass auch davor nicht zurückgeschreckt wird, etwas mehr Geld auszugeben um die verlorene Zei der letzten zwei Jahre wieder wett zu machen.

Dies spiegelt sich auch in den Zahlen wieder. Laut Zimmermann beträgt das Tagesbudget eines Schweizer Auslandsreisenden 292 USD pro Person und gehöre damit zu den höchsten der Welt.

Die Kapazitätsprobleme sollten laut Zimmermann bis 2023 gelöst und die USA wieder bereit sein, die Schweizer Touristen ohne Probleme willkommen zu heissen.

Covid test vor Einreise in die USA bleibt weiterhin obligatorisch

Vor kurzem hat der Amerikanische Reiseverband einen Brief an den Coronavirus-Koordinator des Weissen Hauses, Dr. Ashish Jha, verfasst. Der Brief, welcher von mehr als 260 Reiseorganisationen unterzeichnet wurde, forderte ein Ende der Covid Testpflicht 24 Stunden vor der Einreise in die USA.

Roger Dow wies darauf hin, dass sich der US-Reiseverband weiterhin mit Nachdruck für die Aufhebung der Testpflicht einsetzen wird. Bis zum Ende des IPW wurde noch keine Lockerung dieser Massnahmen verkündet.

Roger Dow verabschiedet sich von IPW

Der diesjährige IPW ist ein Neustart für die Amerikanische Reisebranche, gleichzeitig ist sie auch ein Abschied. Nach 17 Jahren an der Spitze des US-Reiseverbandes tritt Roger Dow, Präsident & CEO, dieses Jahr zurück.

Er blickt auf herausfordernde, aber auch sehr erfolgreiche Jahre zurück und verabschiedet sich mit den Worten von Mark Twain: ‘Travel is fatal to prejudice, bigotry, and narrow-mindedness’ (Reisen ist fatal für Vorurteile, Fanatismus und Engstirnigkeit) und betont noch einmal die Wichtigkeit der internationalen Beziehungen, die am IPW kreiert und gepflegt werden.

«Wir müssen uns jetzt mehr denn je über die Grenzen hinweg engagieren, um unsere Bindungen zueinander wiederherzustellen» sagt Dow und bedankt sich bei allen Anwesenden für die langjährige Zusammenarbeit und die Unterstützung des Amerikanischen Tourismusmarktes.

Chloé Roxane Weilenmann, Orlando/Florida