So ist das Umwelt-Ranking der Kreuzfahrt

Das jährliche Klima- und Umwelt-Ranking des NABU sorgt stets für einige Aufregung in der Cruise-Branche. Trotzdem: Es bewegt sich durchaus einiges.
Havila und Hurtigruten haben die Nase vorn. © NABU Bundesverband | 2023 | Gestaltung: stockmarpluswalter.de, Berlin

Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) gehört ohne Zweifel und seit Jahren schon zu den eifrigsten Kritikern der Kreuzfahrt. Alljährlich veröffentlicht der grösste Umweltverband Deutschlands ein Ranking zu den Klima- und Umweltmassnahmen ausgewählter Reedereien. 

Havila und Hurtigruten voraus

Gemäss dem kürzlich veröffentlichten Ranking 2023 positionieren sich die beiden norwegischen Reedereien Havila und Hurtigruten mit je neun von 14 Punkten als derzeit nachhaltigste Anbieter. Dahinter positionieren sich in absteigender Folge Aida, Ponant, TUI Cruises, MSC, NCL, Royal Caribbean, Hapag-Lloyd-Cruises und Carnival Corp. 

Der NABU schreibt, dass steigende Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzung weiterhin die grössten Probleme der Kreuzfahrtbranche seien. Es gebe aber erste Ankündigungen, die einen klimafreundlichen Betrieb versprechen. Und positiv zu erwähnen sei, dass sich kein Unternehmen mehr herausnehme, keine Massnahmen zur Emissionsminderung zu ergreifen – das Mittelfeld rücke zusammen. 

Innerhalb der Flotten der Unternehmen gebe es aber weiterhin grosse Unterschiede; insbesondere viele ältere Schiffe werden kaum sauberer, bemängelt der NABU. Verbesserungen würden fast nur auf neuen Schiffen umgesetzt.

Und scharf kritisiert wird, dass die Mehrzahl der grossen Schiffe weiterhin mit dem giftigen, aber billigen Schweröl unterwegs sei – hier müsse endlich der Ausstieg erfolgen.  Auch der Anstieg der Methanemissionen durch die LNG-Nutzung sei höchst problematisch. 

In einem eher versöhnlichen Ton fasst aber NABU-Schiffsexperte Sönke Diesener zusammen: «Es ist sehr zu begrüssen, dass die ersten endlich einen Weg Richtung Klimaneutralität gefunden haben, nun muss aber das Tempo anziehen».

Gerade die strengen behördlichen Vorgaben in Norwegen hätten einen Innovationsschub ausgelöst: Landstrom, Batterien und e-Fuels wie grünes Methanol könnten schon bald zu einer klimaneutralen Kreuzfahrt führen. 

Keine Transparenz der Methodik

Der Cruise-Verband CLIA (Cruise Lines International Association) hat umgehend auf das Ranking des NABU reagiert. Ohne die zugrunde liegende Methodik des Rankings zu kennen (darüber informiert der NABU tatsächlich nicht im Detail), könne man sich nicht zu den Einzelheiten äussern, bemängelt der Verband. Er unterstreicht aber, dass die Kreuzfahrtindustrie enorme Investitionen tätige, um eine der nachhaltigsten Formen der Urlaubsreise zu werden. 

«Die CLIA-Reedereien haben sich verpflichtet, bis zum Jahr 2050 weltweit eine kohlenstofffreie Kreuzfahrt anzubieten. Dieser branchenweite Ehrgeiz übertrifft die von Regierungen auf nationaler und internationaler Ebene gesetzten Ziele, einschliesslich derjenigen der IMO», schreibt die CLIA.

Und weiter: «Schon heute erproben Kreuzfahrtunternehmen den Einsatz erneuerbarer (nicht fossiler) Kraftstoffe, und mehr als 15 Prozent der Kreuzfahrtschiffe, die in den nächsten fünf Jahren in Dienst gestellt werden, sollen mit Brennstoffzellen oder Batterien ausgestattet werden, die in Spitzenzeiten zusätzliche Energie liefern». Auch die Landstromversorgung biete erhebliche Emissions- und Lärmreduzierungen, hält die CLIA fest. (BE)