Viselio-Zeller: «Massentests direkt am Flughafen sind illusorisch»

Viselio-CEO Niklas Zeller informiert über die aktuellen Kapazitäten von PCR- und Antigentests und erklärt weshalb es keine Massentests an Flughäfen geben wird.
Viselio-CEO Niklas Zeller

Der Bundesrat will PCR-Massentests machen, Ferienländer verlangen einen negativen PCR-Test für die Einreise und die Schweiz verlangt ihn ebenfalls für alle Einreisen mit dem Flugzeug und von allen Einreisenden aus Länder auf der Quarantäneliste des BAG. Was heisst das für die Anbieter von Covid-19-Tests? TRAVEL INSIDE habe bei Niklas Zeller nachgefragt; er ist Chef des Test-Anbieters Viselio, der eng mit der Reisebranche zusammenarbeitet.

Herr Zeller, wie sehen die Kapazitäten der Tests im Allgemeinen aus – hat es genug Tests für alle? 

In Bezug auf PCR-Tests sind die Kapazitäten in der Schweiz im Moment ausreichend, in den vergangenen 14 Tagen wurden im Schnitt täglich 15’000 PCR-Tests durchgeführt. Das ist deutlich weniger, als auch schon. Im Moment trägt sicher auch der eingeschränkte Flugverkehr zu den ausreichenden Kapazitäten bei – um die Weihnachtstage waren auf Grund der vielen Reisenden in den offiziellen Testcenter ja teilweise keine Termine mehr verfügbar. 

Im neuen Test & Release Scheme sind Antigentests ja ebenfalls zugelassen, wir gehen davon aus, dass sich eine Mehrheit der Personen in Reiserückkehr-Quarantäne und sonstiger Quarantäne für einen deutlich günstigeren Antigentest entscheiden werden, denn das Resultat steht innerhalb von 15 Minuten fest und die Quarantäne kann beendet werden. Meines Wissens gibt es ebenfalls genug Antigen Kapazitäten. 

Zu Kapazitäten im Ausland kann ich mich nicht äussern. Aus persönlicher Erfahrung kann ich aber sagen, dass es bei meinen Reisen in den vergangenen Monaten immer relativ einfach und verhältnismässig günstig war einen PCR-Test vorzunehmen. Viele Hotels und andere Touristische Dienstleister sind sehr bemüht, diese so einfach wie möglich zu Verfügung zu stellen. 

Könnte man alle Reisenden direkt am Flughafen testen? 

Auch mit dem aktuell sehr eingeschränkten Flugverkehr ist das nicht möglich, man benötigte dutzende Teststrassen, viel Personal, grosse Laborkapazitäten und ganz viel Platz. Deutschland hat die Gratis-Tests bei Rückreise ja schnell wieder aufgegeben, da das Material zu knapp wurde. Auch die diversen Testflüge mit 100% getesteten Passagieren sind auch Monate später nach wie vor nur Testflüge. Massentests direkt am Flughafen sind illusorisch. Dazu kommt die Kostenfrage, die in der föderalistischen Schweiz sicher kompliziert wäre.

Wie sieht es aus bei der Rückreise – besteht die Möglichkeit Test-Kits in die Ferien mitzunehmen? 

Gewisse Länder erlauben den Test entweder bei der Einreise vorzuzeigen, oder diesen innerhalb von 48 Stunden im eigenen Land durchzuführen. Bis das Testergebnis da ist, verbleibt man in Quarantäne. Das funktioniert z.B. in Serbien so. Die Schweiz aber verlangt explizit einen PCR-Test beim Check-In, damit gibt es keine Möglichkeit ein Testkit mitzunehmen, da der PCR-Test zwingend in einem Labor analysiert werden muss. 

Wie verhält sich die Preisentwicklung, wenn immer mehr Menschen sich testen lassen?

In der Theorie sollte der einzelne Test günstiger werden, wenn mehr getestet wird. In der Praxis orientiert sich der Labormarke aber hauptsächlich an der durch den Bund erstatteten Pauschale von CHF 157.50 beim PCR-Test, bzw. CHF 54.50 beim Antigentest. Darunter wird kaum ein Anbieter einen Test anbieten. 

Was halten Sie persönlich vom Bundesratsentscheid von gestern?

Die Verkürzung der Quarantäne ist ein überfälliger Schritt, ist diese doch gerade bei Reiserückkehrern nicht besonders effizient. Dass ein PCR-Test für die Einreise benötigt wird überrascht nicht, die meisten Länder fordern heute einen solchen. Jedoch werden Reisen so noch teurer und damit für eine Mehrheit der Bevölkerung unerschwinglich, damit wird eine schnelle Erholung des Schweizer Reisemarktes verhindert. 
 

(Yannick Suter)