Benefiz-Abenteuertrip: Die letzte Etappe

Kurt Zürcher und Beat Walser sind im November 2021 auf Benefiz-Rallye unterwegs nach Gambia. Im 3. Teil ihres Berichts geht es von Nouakchott nach Banjul.
Fahrzeugreinigung und Leerung des Innenraums ©Beat Walser

6000 Kilometer Abenteuer für einen guten Zweck: Am 1. November starteten Barbara und Kurt Zürcher (Let’s go Tours) sowie Gabriela und Beat Walser (ex TTS Präsident und Smeraldo Tours) zum Benefiz-Rallye von der Schweiz nach Gambia. Die Abenteurer freuen sich, den November-Nebel während des Trips mit spannenden Erlebnissen etwas auflockern zu können.

TRAVEL INSIDE ist als Sponsor der Benefizreise mit dabei und publiziert die Beiträge der beiden Reiseprofi-Abenteurer.

Hier geht es zur ersten Etappe.
Hier geht es zur zweiten Etappe.


22. November 2021:

Frisch geduscht, Autos vollgetankt und geflickt, wo nötig, ging es am 16. November weiter Richtung Senegal. Nouakchott ist eine erstaunlich moderne Stadt mit einem grossen Hafen, wobei der Fischerhafen sehr eindrücklich ist. Kaum ist das Stadtzentrum verlassen, wird es wieder sehr ärmlich und die Abfallberge häufen sich. Bedenklich, dass dieser Müll vor allem aus Plastickflaschen stammt.

Die Natur wird etwas grüner und die Strassen zum Teil schlechter. Die ersten Wildtiere, wie Warzenschweine oder Krokodile, kreuzen unseren Weg entlang eines langen Dammes im Diawling Nationalpark. Die Hitze ist wieder zunehmend und während der Mittagspause geht das Quecksilber sogar über 40 Grad. Zwei Fahrzeuge müssen notrepariert werden unterwegs, das dauert.

Offenbar wurde mittlerweile die Grenze zu Mauretanien wieder geschlossen, wir schätzen uns sehr glücklich, genau den richtigen Slot erwischt zu gaben. Eine leichte Nervosität macht sich breit, wie wohl der Grenzübertritt zu Senegal respektive die Ausreise Mauretanien ablaufen wird. Die deutschen Organisatoren haben aber hervorragende Arbeit geleistet und man hat uns durchgewunken.

In Senegal wartet das lokale TV am Zoll und eine Tanzgruppe, fast wie auf einer Studienreise. Wir hören, dass wir seit langer Zeit die ersten Touristen auf dem Landweg sind, die im Senegal einreisen. Die Sonne geht langsam unter, glühend rot und wunderschön, wir sind wirklich in Afrika angekommen. Im Radio gibt es fröhlichen afrikanischen Sound, die Leute in den Dörfern winken und wir fühlen uns sehr willkommen.

In der Dunkelheit kommen wir in Saint-Louis an, zwei Autos mussten abgeschleppt werden. Der Tag klang mit einem kühlen Bier aus, das nach der Non-Alkohol-Phase in Mauretanien ein Riesengenuss war.

Der nächste Tag war wieder als Reservetag geplant und wir konnten die Stadt des kulturellen Zentrums Senegals erkunden, zu Fuss und per Pferdekutsche. Das historische Zentrum auf der Ile de Saint-Louis erinnert etwas an Kuba oder New Orleans. Das Meer wird immer wärmer, die Strände sind kilometerlang. In einem der kleinen Guesthouses werden wir richtig verwöhnt.

Saint-Louis bis Gambia

Mittlerweile sind wir 17 Tage unterwegs, vor uns steht die Schlussetappe bis Banjul, rund 600 Kilometer. Das heisst Start im Dunkeln, was eigentlich in Afrika ein No Go ist. Doch schon eine Stunde nach dem Start, um 7.00 Uhr, wird es hell. Mit einem Fahrzeug am Seil geht es durch malerische Dörfer, vorbei an Pferde- und Eselkarren oder durch Vieherden samt Hirten.

Um die Pilgermetropole Touba zu umfahren, staubten wir unsere Fahrzeuge nochmals richtig ein. In Kaolack, das in keiner Weise an den gleichnamigen Ort in Thailand erinnert, gab ein weiteres Fahrzeug den Geist auf und die Mechaniker waren gefordert, kein leichtes Unterfangen in dieser Hitze draussen im Staub und Sand. Der Grenzposten zwischen Senegal und Gambia ergab den ersten Eindruck von Chaos pur, aber unser Tross wurde speditiv abgefertigt. Dies auch dank der Vorarbeit der deutschen Hilfsorganisation aus Gambia, die uns abholte.

Mit Polizeieskorte ging es dann über die im 2019 eröffnete Senegambia Brücke die restlichen 200 Kilometer bis Banjul, wo uns im selbst betriebenen Restaurant der Organisation, dem Blue Kitchen, Spaghetti Bolognese serviert wurde. Wir haben es geschafft, rund 5000 Fahrkilometer plus Seemeilen in knapp drei Wochen.

Am nächsten Tag waren wir alle sehr gespannt auf die Hilfswerke, die wir schlussendlich mit dem Verkauf der Fahrzeuge unterstützen. Hier gibt es eine Kompostverarbeitungsanlage, die täglich aus drei umliegenden Dörfern und Märkten 20 Tonnen Abfall verarbeitet und diese dann zu Kompost umlegt und damit zumindest einen Teil der Kosten erwirtschaftet. Das ist ein Anfang, dem riesigen Müllproblem entgegenzuwirken.

Der zweite Besuch war eine Tagesklinik, wo beispielsweise in der feuchten Regenzeit täglich 150 Malaria-Patienten behandelt werden. Junge Mädchen werden hier aufgeklärt, es wird ihnen das Schneidern beigebracht und für die Jungs gibt es Fussballschulen und Handwerkskunst.

Der dritte Besuch ging zu einer lokalen Schule, wo die Kinder aus der Region in sechs Schuljahren für den Eintritt in höhere Schulen geformt werden. Die Aufnahmequote liegt bei phantastischen 100%. Das monatliche Schulgeld liegt bei drei Franken, es werden Patenschaften für Kinder gesucht, deren Eltern dieses Schulgeld nicht haben. Davon wird reichlich Gebrauch gemacht und wir verteilen noch restliche Reiseutensilien wie Campingtische, Stühle und Schlafsäcke. Die strahlenden Kindergesichter lassen uns alle leer schlucken.

Am Sonntagmorgen wird im Lokalradio die grosse Versteigerung im Independant Football Stadion verkündet. Alle Autos sind frisch gewaschen und geleert und wir alle fahren mit grosser Spannung vor, die einen oder anderen mit einer gewissen Wehmut, sich von seinem Auto trennen zu müssen. Zahlreiche Interessenten begutachten die Vehikel, stellen Fragen und machen Fotos vom Objekt der Begierde. In der Versteigerung in der glühenden Sonne konnte das tolle Ergebnis von rund CHF 60’000 erwirtschaftet werden. Wir sind stolz, mit CHF 8000 einen guten Anteil beigetragen zu haben. Zurück geht es mit Taxis.

Am Montagabend folgt die grosse Schlussparty im Blue Kitchen und dann geht es für einzelne Teilnehmer*innen Richtung Europa oder an die wohlverdienten Strandferien. Wir nutzen die Gelegenheit, die wunderbaren Strände und Hotels noch etwas zu geniessen.

Dieses Rallye-Erlebnis in den letzten drei Wochen war für uns alle ein unvergessliches Erlebnis. Hervorragend organisiert, neue Freunde gewonnen, Abenteuer pur in der Sahara, einen guten Mix aus Komfort in den Hotels und Schlafen im Outback, und das alles für eine gute Sache. Wir alle möchten das nicht missen und – wer weiss – vielleicht lockt uns diese Rallye in ein paar Jahren wieder!

Herzlichen Dank auch an Angelo Heuberger und TRAVEL INSIDE, die dieses Projekt unterstützt haben.

(Beat Walser & Kurt Zürcher)