Wie attraktiv ist der Beruf des Reiseberaters?

Ferienwochen, Arbeitsstunden und allfällige Boni – diese Faktoren sind für Arbeitnehmer wichtige Kriterien bei der Wahl ihrer Arbeitsstelle. TRAVEL INSIDE hat bei den fünf grossen Reiseunternehmen nachgefragt.
© TUI Suisse

Die Reisebranche ist als Arbeitgeber nicht mehr so gefragt wie auch schon. Dies zeigt auch die sinkende Zahl der Lehranfänger in dieser Branche, die sich seit 2008 fast halbiert hat (TI berichtete). Doch die Anforderungen, um eine Stelle in der Branche zu finden, sind nicht gesunken.

Dass die Bewerber eine Passion fürs Reisen haben müssen, ist für Roger Geissberger, CEO Knecht Reisegruppe, und André Lüthi, CEO Globetrotter Group, eine unabdingbare Voraussetzung, wie sie am Swiss Travel Day im Gespräch mit TI-Herausgeber Angelo Heuberger betonten. Lüthi legt dabei noch etwas mehr Wert auf die Reiseaffinität als Geissberger. «Unsere Reiseberater müssen ihre Destinationen mindestens drei Monate bereist haben und im Minimum drei Kontinente kennen», so Lüthi, wobei Europa nicht zähle.

Grundvoraussetzung ist aber bei allen fünf grossen TOs eine abgeschlossene Lehre − am besten natürlich eine Reisebürolehre − oder Matura. Hotelplan Suisse stellt aber auch regelmässig Bewerber mit Ausbildung resp. Erfahrung in einem anderen Dienstleistungsbereich an, sofern sie einen Grundkurs an einer der Tourismusfachschule absolviert haben und über eine gut einsetzbare Reiseerfahrung verfügen. Auch TUI Suisse bietet Quereinsteigern Praktikumsstellen an.

WAS DIE ARBEITSZEITEN BETRIFFT, so müssen Reiseberater bei Hotelplan Suisse und Knecht Reisen am meisten arbeiten, bei Globetrotter am wenigsten. Hotelplan Suisse weist aber darauf hin, dass eine Jahresarbeitszeit fixiert ist. «Diese kann je nach Saisonalität und nach Absprache mit dem Vorgesetzten flexibel eingeteilt werden», führt Prisca Huguenin-dit-Lenoir, Head of Corporate Communications, aus.

Drei der fünf TOs gewähren fünf Wochen Ferien, wobei es bei Globetrotter Travel Service heisst, dass es zwölf Wochen seien. Lüthi präzisiert: «Davon sind aber sieben Wochen unbezahlt, während denen unsere Reiseberater ihre Destinationen bereisen.» Damit wäre man wieder bei fünf Wochen Ferien, über die man frei verfügen kann.

Auch Knecht Reisen schickt seine Reiseberater jeweils zwei Wochen pro Jahr auf Studienreise. Diese sind in den sieben Ferienwochen enthalten. Bei Hotelplan Suisse müssen Studienreisen nicht auf die Ferienzeit genommen werden. TUI Suisse gewährt allen Reiseberatern bis zu fünf Arbeitstage für organisierte Studienreisen, Kuoni Schweiz bis zu zehn Tage.

ÜBER EIN BESONDERES Bonussystem verfügt Knecht Reisen. Dort kann der Reiseberater sogenannte Marco-Polo-Punkte sammeln, die Einfluss auf die Lohneinstufung haben. «Bei diesem System erhalten die Mitarbeitenden nebst der schriftlichen Qualifikation Punkte für Marge, Umsatz, Weiterbildung, besuchte Studienreisen und weitere Faktoren», so Geissberger, «daraus wird ein Rating erstellt, die ersten drei im Retailing und Touroperating erhalten zusätzlich eine Geldprämie.»

Bei Hotelplan Suisse gibt es für die Filialmitarbeitenden ein Bonusreglement mit individueller Beteiligung und Teamtargets. Bei TUI Suisse profitieren die Reiseberater von leistungsorientierten Verkaufsprämien, bei Kuoni Schweiz hat ein Teil der Mitarbeitenden einen variablen Lohnanteil, der sich an «persönlichen und unternehmerischen Zielen misst», wie Mediensprecher Marcel Schlatter sagt.

31-01-2017 16-29-57