Wie läuft es aktuell in der Destination Kanada?

Kanada auf dem Weg zu alter Stärke, schreibt TRAVEL INSIDE Korrespondent Wolfram Marx vom Rendez-Vous Canada in Québec.

Für die kanadische Touristik ist Corona Vergangenheit, das zweitgrösste Land der Welt hat sich von den drei schwierigen Jahren erholt und die alte Stärke fast komplett wiedergefunden.

«We are open for business», so lautete das Motto des kanadischen Tourismusministers Randy Boissonnault für den diesjährigen Rendez-Vous Canada (RVC), der in der vergangenen Woche in Québec City stattgefunden hatte.

Liza Frulla, Chair of the Board of Directors, Destination Canada, Randy Boissonnault, Tourismusminister Kanada, Marsha Walden, CEO Destination Canada.

Die dreitägige Reisemesse war von einer durchgängig positiven Stimmung geprägt, sowohl die inländischen Anbieter wie auch die Einkäufer aus dem In- und Ausland zeigten sich nach ihren Gesprächen und Verhandlungen zufrieden und optimistisch für dieses Jahr und 2024.

Rund 800 kanadische Touristiker und 400 ausländische Partner hatten sich am Ufer des St. Lorenz-Stroms getroffen. Destination Canada rechnet in Folge der Messe mit einem Umsatz von rund 90 Millionen Kanadischen Dollar in den nächsten Jahren für die gastgebende Provinz Québec, für das Land Kanada könnte er bei 150 Millionen Dollar liegen.

Kanada will sich stärker als Ganzjahresziel präsentieren

Marsha Walden, President und CEO von Destination Canada (DC), sprach beim Blick auf die Quellmärkte von einer guten, aber ungleichen Erholung. Der asiatische Markt bewege sich langsamer, Europa befinde sich bei rund 89 Prozent des  Niveaus des Vor-Corona-Jahres 2019. Mit dem Erreichen der Marke rechnet sie Ende 2023/Anfang 2024.

Boissonnault sieht Defizite bei den Flugverbindungen. Destination Canada arbeite intensiv an einer Ausdehnung der Flugkapazitäten, Vorrang habe auch eine Ausdehnung der Saisonzeiten, so Walden. Der Sommer sei die stärkste Saison. Insgesamt wolle Kanada sich aber noch stärker als Ganzjahresdestination präsentieren, der Winter biete viele Möglichkeiten, erklärt Maureen Riley, Vice President International von DC. Hier werde derzeit die entsprechende Strategie entwickelt, im Mittelpunkt stünden Wirtschaft, Umwelt und Kultur.

Eine grosse Rolle spiele hierbei der indigene Tourismus. Dies war auf der Messe auch klar zu erkennen, denn in allen Provinzen hat er stark an Bedeutung gewonnen. Die Zahl der Hotels und Anbieter ist stark gewachsen, sie sind auf der Messe zentral in einem eigenen Bereich für den indigenen Tourismus zu finden. Der Verband Indigenous Tourism Association of Canada hat eine eigene Marke ‘Original Original’ entwickelt, der sich bislang 70 Anbieter angeschlossen haben.

Destination Canada will Quellmarkt Schweiz beobachten

Robin Engel reist mit einer erfolgreichen Messebilanz in die Schweiz zurück. Rund eineinhalb Jahre nach dem Start des Nordamerikaveranstalters Go2travel sieht sich der Firmengründer dort gut aufgenommen und als Anbieter etabliert.

«Die Stimmung hier auf der Messe war gut, alle sind bereit für eine Rückkehr zur Vor-Corona-Zeit und für die Aufnahme von und die Arbeit mit kleinen Veranstaltern. Die Partner realisieren, dass der internationale Markt wieder da ist.»

Es gebe ein Interesse, mit der Schweiz zu arbeiten. Destination Canada wolle die Schweiz nach Angaben von Riley weiter beobachten und im Auge behalten. Der Markt entwickele sich wie der Deutsche, aus der Schweiz kämen Gäste mit einem höheren Budget. «Im Mittelpunkt stehen Outdoor, Kultur und Indigene.» Die Möglichkeiten seien besser als in anderen Quellmärkten.

Engel blickt nicht zuletzt wegen der guten Partnerschaft mit den Provinzen optimistisch nach vorne. Auch der Podcast zu kanadischen Themen habe sich positiv entwickelt. «Wir planen weitere Folgen, hier gibt es viel Potenzial.» Die für nächstes Jahr zu erwartenden Preiserhöhungen sind für ihn kein so grosses Thema. «Die Kanada-Kunden verfügen über ein gewisses Budget. Wenn die Preise für eine komplette Reise in den fünfstelligen Bereich gehen, ist das kein Hindernis.»

2023 ein Jahr der Frühbucher

Deutschland sei eines der ersten Länder gewesen, aus denen die Menschen wieder nach Kanada zurückgekehrt wären, so Riley. So meldeten die Veranstalter für den Sommer starke Buchungszahlen. Eine Aussage, die die Veranstalter selbst bestätigen. «Wir sind fast wieder zurück», stellt Canusa-Chef Tilo Krause-Dünow fest.

Die Partner meldeten gute Buchungszahlen, allerdings noch unter 2019. Doch durch die höheren Preise sowie längeren und hochwertigeren Buchungen lägen die Umsätze auf einem höheren Niveau. In diesem Jahr sei die Zahl der Frühbucher angestiegen, doch seien kurzfristige Buchungen immer noch möglich.

Dies bestätigt auch Thomas Lehr von Fasten your Seatbelt: «Die Kunden können ihre Mietwagen oder Wohnmobile für dieses Jahr noch buchen, das Angebot ist da. Allerdings müssen sie bei den Campern bezüglich der Fahrzeugtypen und der Reisezeiten flexibel sein.» Krause-Dünow rät, die Fahrzeuge für 2024 jetzt zu buchen, so dass sich die Kunden den gewünschten Zeitraum und die jetzt noch günstigeren Preise sichern könnten. Eine Aussage, die von allen deutschen Anbietern so geteilt wird.

Fehlender Whitehorse-Flug wird 2024 zum Problem

Zufrieden mit diesem Jahr zeigt sich auch Pia Hambrock von CRD. «Wir haben ein sehr, sehr gutes Jahr und haben die Zahlen von 2019 bereits erreicht. Auch der Winter entwickelt sich vielversprechend.» Für 2024 erwartet sie aber einen enormen Preisanstieg, daher fordert auch sie zu einem frühzeitigen Buchen auf.

Annica Grosche von America Unlimited vermeldet für 2023 ein Plus von 40 Prozent gegenüber 2019. Grosse Auswirkungen werde für den Yukon die für nächstes Jahr angekündigte Streichung des Condor-Flugs von Frankfurt nach Whitehorse haben, ist Hambrock sicher. Am dortigen Flughafen wird 2024 die Runway erneuert. Hier gebe es für diesen Flug keine Alternativen, eine Hilfe könne die Verbindung nach Edmonton werden. Annica Grosche von America Unlimited sieht eher Möglichkeiten, dies mit Flügen nach Vancouver und vor der Reise in den Yukon mit zusätzlichen Nächten in der Stadt in British Columbia aufzufangen.

Wolfram Marx, Québec City