Wie steht es um die Ferienmessen in Bern und Zürich?

Die Ferienmessen in Bern und Zürich rüsten für eine Rückkehr. TRAVEL INSIDE hat die Messeleiter zum aktuellen Stand befragt.
Mario Kovacevic (links, Ferienmesse Bern) und Stephan Amstad (Fespo Zürich). ©LS

Die von der Bernexpo AG veranstalteten Tourismusmessen, Ferienmesse Bern und Fespo Zürich, sollen 2023 nach zweijähriger Pause wieder stattfinden.

Im Gespräch mit TRAVEL INSIDE sprechen Mario Kovacevic, Messeleiter Ferienmesse Bern, und Stephan Amstad, Messeleiter Fespo Zürich, über die Planung der Messen und mit welchen Dimensionen sie für 2023 rechnen.


Im Frühling fand an der BEA Bern 2022 bereits ein Warm-Up statt…
Mario Kovacevic (MK): Wir haben im Rahmen der BEA unter dem Deckmantel der Ferienmesse Bern und der Fespo das Sonderthema ‘World of Travel’ umgesetzt, u.a. auch mit dem Ziel den Puls am Markt zu spüren sowohl seitens Aussteller wie auch Besucher.

Und das Fazit?
MK: Nice to have, aber wir wollen uns auf die angestammten beiden Formate konzentrieren. Das war auch ein wenig ein Ausgleich, weil wir die Messen zu Beginn 2022 haben absagen müssen, und wir der Branche trotzdem eine Kompensationsplattform bieten wollten.
Stephan Amstad (SA): Veranstalter haben Buchungen verzeichnen können, aber von ihnen kam der Input, dass sie sich wieder auf die bestehenden Ferienmesse konzentrieren werden. Das ist natürlich positiv, dass der Bedarf nach den Ferienmessen nach wie vor besteht.

Wie ist aktuell die Nachfrage nach den Ferienmessen?
SA: Es läuft gut. Im Vergleich zu den letzten zwei Jahren sowieso. Wir sind auf Kurs und die grossen und bekannten Veranstalter sind dabei.
MK: Das Feedback ist viel besser als in den beiden Jahren zuvor, als uns auf den letzten Metern aufgrund der jeweils vorliegenden Corona-Situation dann doch noch das Genick gebrochen wurde. Die Branche arbeitet wieder und deshalb wir auch. Nach dem heutigen Stand können wir optimistisch sein, dass die beiden Messen 2023 stattfinden können. Es ist klar, dass wir uns nicht auf derselben Flughöhe wie 2020 bewegen, das verstehen aber auch alle Aussteller und Besucher.

Mitte August ging der Frühbucherrabatt zu Ende – gibt es bereits viele Anmeldungen von Ausstellern?
SA: Man merkt bei den Ausstellern, dass sie die Planung für das nächste Jahr angehen – das beinhaltet auch die Messeplanung. Also werden beispielsweise Kataloge von den Veranstaltern produziert. Hotels und Fremdenverkehrsämter brauchen jedoch noch etwas Zeit. Von einigen haben wir schon mündliche Zusagen, aber da muss geschaut werden, dass das Budget dann auch tatsächlich da ist. Das war aber schon in den vergangenen Jahren so.

Gibt es einen Unterschied zwischen Bern und Zürich?
SA: Bern hat eher ein bisschen den Fokus auf Veranstalter, weil Destinationen meistens eher auf nur einer Messe auftreten. Destinationen nutzen die Messen, um ihr Image zu präsentieren. Von den Hallen in Zürich her wird es wohl so bleiben, dass wir zwei für Longhaul-Destinationen einplanen. Da waren wir überrascht, da haben fast alle zugesagt.
MK: Auch in Bern sind Tourism Boards im Grundsatz natürlich erwünscht und willkommen. Zusammen mit der Fespo ist die Ferienmesse Bern die wichtigste und relevanteste Plattform für die Reisebranche. Inhaltlich ist der Anteil an Veranstaltern in Bern demnach am grössten und das ist auch gut so.

Welche Sparten sind auf den Messen vertreten?
SA: Veranstalter sind dabei, die grossen wie auch die kleinen. Es gibt davon auch Austeller, die einen Vertrag über mehrere Jahre abgeschlossen haben. Gut möglich, dass das so ist, weil wir eine Preisgarantie ausgesprochen haben. Die Preise bei den Lieferanten steigen, dennoch haben wir die Preise für 2023 gegenüber den Vorveranstaltungen nicht erhöht.
MK: Wir haben dieses Jahr in Bern auch wieder eine separate Halle mit Busveranstaltern verplant. Zudem haben wir auch den Themenbereich mit den nationalen Leistungsträgern aus dem Incoming sowie Kurzreisen und Ausflugszielen. Gerade in der Covid-Zeit ist in diesem Bereich das Potential gewachsen.

Und was ist, wenn Corona zurückkommt?
SA: Wenn die Messen wieder abgesagt werden müssen, kommen auf die Aussteller keine Kosten seitens Bernexpo zu.
MK: Wir haben in unseren Teilnahmebedingungen den entsprechenden Passus betreffend Covid beibehalten.
SA: Und das ist schon auch ein Commitment, das nicht zu unterschätzen ist. Vor allem auch in Zürich haben wir Fixkosten, die wir zahlen müssen, wie die Hallenmiete. Die haben wir in den letzten zwei Jahren gezahlt ohne Durchführung, was ein relativ hoher Betrag war.
MK: Die Aussteller beobachten die Situation natürlich, aber meine Einschätzung ist, dass wir als Gesellschaft mittlerweile damit umzugehen wissen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wieder zu einem Lockdown kommt. Möglich wäre im Worst Case vielleicht maximal eine Maskenpflicht und Auflagen für Versammlungen. Wenn jemand aber gelernt hat, damit umzugehen, dann sind wir das. Wir haben sämtliche Pläne für Sicherheitsmassnahmen in der Schublade und können die bei Bedarf vorholen.

Werden die Messen unterschiedlich akquiriert?
MK: Nein, da beide Messen in das Portfolio der Bernexpo gehören, wird das auch gemeinsam akquiriert. Die Aussteller werden für beide Messen angesprochen und die grossen sind auch an beiden Messen vertreten. Wir haben etwa 100 Parteien, die auf beiden Messen ausstellen.

Letztendlich sind es aber doch zwei unterschiedliche Messen?
MK: Grundsätzlich läuft es über die gleiche Basis, aber natürlich sind es zwei Messen mit unterschiedlicher geografischer Abdeckung. Inhaltlich ist es ähnlich, mit kleinen Unterschieden.
SA: Die Veranstalter kommen, um die Messe als Vertriebskanal zu nutzen. Für die kommt es drauf an, nach der Messe sehen zu können, wie viele Buchungen sie dort abgeschlossen haben.
MK: Unser Kerninhalt sind Veranstalter und das ist auch immer schon so gewesen. Für Besucher sind Destinationen auch wichtig, aber gebucht und Absatz generiert wird am Ende vom Tag bei den Veranstaltern.
SA: In Zürich haben wir aber dennoch Aussteller, die noch nie an der Fespo gewesen sind, unter anderem auch im Luxussegment. Aktuelle sind es 19 neue Aussteller, die wir noch nie gehabt haben. Der Schwerpunkt in Zürich aktuell liegt bei Veranstaltern, Kreuzfahrten und Golf. Das, was noch kommt, braucht immer seine Zeit und deshalb machen wir die Hallenplanung auch erst später, damit wir den Destinationen auch eine Flexibilität zusichern können.

Der Euro wird aktuell im Vergleich zu dem Franken schwächer. Hat das auch eine Auswirkung auf die Austeller?
MK: Kurzfristig wird das keinen Einfluss haben, aber auf unserem Radar haben wir dies schon. Wenn da gewisse Eskalationsstufen aufbrechen, müssen wir natürlich gewappnet sein. Das mussten wir auch bei Corona und wer weiss, in welche Richtungen sich die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen entwickeln.
SA: Im Vergleich zu anderen europäischen Ferienmessen, die massiv mit den Preisen hoch sind, wollen wir ein Zeichen setzen und mit dem Preis gleich bleiben.

Wie fällt da der Ausfall der letzten beiden Messen ins Gewicht?
SA: Finanziell hatten wir da eine Durststrecke. Bei der Bernexpo haben wir die Zeit damit überbrücke können, die Hallen anderswertig zu nutzen.
MK: Wir als Messen sind auch Teil der Eventbranche und haben auch von der Kurzarbeit Gebrauch gemacht und die Ausfälle haben natürlich ein grosses Loch gerissen. Dennoch gibt es andere Messen, die stattfinden konnten. Aber als Bernexpo haben wir schon Federn gelassen.
SA: Dadurch, dass wir in Zürich Fremdmieter sind, mussten wir schon ordentlich draufzahlen. Wir hatten einen Vertrag mit Messe Zürich und an den sind wir gebunden.

Die Verluste aus den letzten zwei Jahren lassen sich sicher nur schwer wieder rein holen? Bei der Hallenmiete in Zürich fällt sicher ein Penalty von CHF 50’000 pro Event an?
SA: So ist es.
MK: Der Punkt ist aber, dass es nicht nur unsere beiden Messen betrifft, sondern es allen Messen so ging. Das geht dann ja auf den Unternehmensverlust.
SA: Dennoch haben wir für 2023 die Preise nicht verändert. Das gilt für die Austeller und auch für die Besucher.

Rechnen Sie wieder mit den gleichen Zahlen? Also 600 für Zürich und 300 für Bern?
MK: Anknüpfen an 2020 wird, wie bereits erwähnt, schwer. Das Nennen von Zahlen ist wie in die Glaskugel zu schauen. Wenn wir sagen, wir sind 70% auf dem Niveau von 2020, dann ist das schon sehr gut. Vorgaben gibt es aber nicht: wir sind die, die den Markt kennen und spüren und das so an die Geschäftsleitung weitergeben.
SA: Zurzeit ist es schwer abzuschätzen, wie viele Mitaussteller die Hauptausteller mitbringen. 2020 hatten wir pro Tag in Zürich 1500 Spezialisten vor Ort.

Und wie sieht das in Quadratmetern aus?
SA: Kein Aussteller hat seine Fläche verkleinert. Gebucht sind aktuell in Zürich fünf Hallen, demnach eine Gesamtfläche von 25’000 qm. Im Schnitt bucht ein Aussteller 15 qm und das hoch gerechnet ist schon ein rechtes Volumen. Wie bereits erwähnt rechnen wir wiederum mit 5 Hallen.
MK: In Bern sind grundsätzlich dieselben beiden Hallen reserviert wie in den Vorjahren. Je nach Rücklauf der Anmeldungen können wir die Hallenbelegungen anpassen. Bis und mit Ende August hatten wir einen guten Schub und auch vor Covid sind auf den letzten Metern, also September und Oktober, noch einige Aussteller dazu gekommen. Was die Masse in den nächsten vier bis sechs Wochen sein wird, das wissen wir nicht.

Welche Messen laufen parallel zur Ferienmesse und zur Fespo?
MK: In Bern findet eine Hochzeitsmesse statt, die hat jedoch nichts mit Bernexpo zu tun und ist eine Gastmesse. Der positive Nebeneffekt ist, dass die Gäste von der Hochzeitsmesse vielleicht auch bei uns vorbei schauen, weil sie mit demselben Ticket auch die Ferienmesse besuchen können. Das hatten wir die letzten beiden Male auch schon, dieses Mal ist es nur ein anderer Veranstalter.
SA: Bei der Fespo läuft nach wie vor auch die Golfmesse parallel. Da gibt es solche, die das mal ausprobieren wollen und mal ein Handicap machen und es gibt solche, die sich ein Hotel buchen und Golfferien machen. Golfen ist von der Pandemie nicht so betroffen gewesen, denn man hat immer noch raus gehen und Golf spielen können. Das spüren wir nun in den Aussteller-Buchungen.

Was halten Sie von der Messe in St. Gallen? Sehen Sie die als Konkurrenz an?
MK: St. Gallen hatte in der Vergangenheit eine andere Ausrichtung und andere inhaltliche Relevanzträger. Diese Ausgangslage hat sich womöglich nicht verändert.
SA: Wir stehen in einem guten Verhältnis zum St. Gallen-Team. Ich glaube, der Markt ist für die Ostschweizer Veranstalter da, die auch ein regionales, eigenes Event schätzen.
MK: Grundsätzlich ist die regionale Aufteilung da auch nicht schlecht. In Bern bedienen wir das Mittelland und die Romandie, in Zürich den Ballungsraum mit dem Flughafen und St. Gallen für die Ostschweiz und Westösterreich.

Interview: Angelo Heuberger/Luisa Schmidt