Wie weiter nach dem Aus für Tuifly-Niki-Ferienflieger?

Die Spekulationen schiessen ins Kraut: Für Belair könnten sich neue Optionen ergeben.
© Niki/Milad A380

Obwohl einige Insider damit gerechnet hatten schlug die Meldung gestern ein wie eine Bombe. Nämlich, dass das angestrebte Joint Venture zur Gründung einer neuen Ferienfluggesellschaft von Tuifly und Niki, initiiert von Air Berlin-Grossaktionär Etihad, geplatzt ist. Was heisst das nun für die Ferienfliegerei im deutschsprachigen Raum und welche Auswirkungen hat die aktuelle Entwicklung auf die Schweiz? TI hat sich bei Betroffenen und Insidern umgehört.

Kein Einfluss auf laufenden Flugbetrieb
Der jetzt geplatzte Deal soll keine Auswirkungen auf den laufenden Flugbetrieb haben. Einer Meldung von Grossaktionär Etihad zufolge sollen die Ferienflüge der Air Berlin Group nun als separate Geschäftseinheit weitergeführt werden, dies unter dem Namen Niki. Weitere Details würden zeitnah folgen. Die Ferienflüge ex Schweiz, die Belair für Niki noch bis Ende Oktober durchführt, sollen normal operieren. Der Winterflugplan von Niki sei bereits freigeschaltet und werde planmässig umgesetzt.

Tuifly wiederum will nun an der eigenen Airline festhalten und sie weiter entwickeln. Der Sommerflugplan wird normal weitergeführt. Ab Basel haben u.a. TUI Suisse, FTI, ITS Coop, Bentour und Helvetic Tours Kontingente auf Ferienflügen von Tuifly. Adrian Eckert, Director Revenue Management & Aviation bei TUI Suisse, erkärt: «Für uns ändert sich derzeit nichts. Das Winterprogramm ab Basel mit Tuifly ist bereits aufgelegt und buchbar. Ansonsten arbeiten wir mit Edelweiss zusammen.»

Bereits wurde von Gewerkschaftsseite in Deutschland ein neues Konzept für einen deutschen Ferienflieger gefordert. Insider könnten sich auch vorstellen, dass es zwischen Tuifly (TUI-Konzern) und Condor (Thomas Cook) zu Gesprächen über eine zukünftige Zusammenarbeit kommen könnte.

Neue Chance für Belair?
Belair ist im Auftrag der Air Berlin Group noch bis Ende Oktober 2017 mit vier A321 der Niki im Ferienfluggeschäft ab der Schweiz engagiert. VR-Präsident und CEO Christof Zuber ist seit langem bemüht, Lösungen zu finden, die das definitive Aus für Belair im Herbst noch abwenden könnten. Dabei sprach er immer wieder von ein paar Strohhalmen, die es noch gebe. Auf die aktuelle Entwicklung angesprochen, erklärt er gegenüber TI: «Wir stehen vor einer neuen Ausgangslage. Verwaltungsrat und Management der Belair werden diese in unsere eigene Lagebeurteilung einfliessen lassen. Durch die aktuelle Entwicklung ergibt sich eine Verschiebung der Gewichtung innerhalb der theoretisch möglichen Optionen, an denen wir weiter arbeiten. Einige gewinnen an Gewicht, andere wiederum verlieren oder fallen ganz weg.»

Kenner der Szene könnten sich vorstellen, dass eine Verlängerung der Zusammenarbeit von Belair mit Niki wieder zum Thema werden könnte, oder dass sich bei Eurowings neue Möglichkeiten eröffnen könnten. Eine Annäherung von Belair und Tuifly erscheint hingegen eher als unwahrscheinlich.

Air Berlin beantragt Bürgschaft
Inzwischen wurde bekannt, dass Air Berlin  gestern bei den Regierungen in Berlin und Nordrhein-Westfalen einen Antrag auf Prüfung eines Bürgschaftsantrages gestellt hat. Die Abklärungen, ob die Airline mit staatlicher Hilfe rechnen kann, wird von einigen bereits dahingehend interpretiert, dass das weitere Überleben der Fluggesellschaft nur noch an einem seidenen Faden zu hängen scheint. Etihad wiederum ist gefordert, möglichst rasch offenzulegen, was man mit der Air Berlin Group genau vor hat und welche Strategie die Zukunft sichern soll. Das Interesse von Lufthansa an einer entschuldeten «neuen» Air Berlin, ohne Niki, stand immer im Raum. Aufgrund der aktuellen Situation dürfte dieses laut einem Insider wohl eher wieder sinken. (UH)