Womit haben Schweizer Reisende zu kämpfen?

Franco V. Muff, Ombudsman der Schweizer Reisebranche, ist gefragt wie nie zuvor.
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Den Reise-Ombudsman beschäftigt derzeit praktisch nur ein Thema: Corona. «Die allermeisten Anfragen kommen von Leuten, die ihr Geld zurückwollen», sagt Franco V. Muff (63) von der Touristik-Ombudsstelle zu «Blick». Viele möchten von der Airline oder dem Reiseveranstalter Geld zurück, nachdem die Zieldestination nach der Buchung auf der Quarantäneliste gelandet ist.  

Muff schlichtete 2020 fast 2000 Fälle, 54% mehr als in anderen Jahren. «Wir nehmen Beschwerden grundsätzlich nur noch schriftlich entgegen», sagt er. 

Ungeimpfte haben die meisten Sorgen 

Weil die Quarantäneliste abgeschafft wurde, verändern sich die Anliegen und Beschwerden der Leute. «Ungeimpfte haben momentan die grössten Sorgen», sagt der Ombudsman. Unter anderem nach Malta, Grossbritannien oder in die Slowakei können nur Geimpfte ohne Beschränkungen einreisen. Ungeimpfte müssen in Quarantäne.

In anderen Ländern wie Italien oder Frankreich gilt eine ausgeweitete Zertifikatspflicht, etwa in Restaurants oder Museen. «Wenn Ungeimpfte wegen der Quarantänepflicht oder der erweiterten Zertifikatspflicht eine Reise nicht antreten können oder wollen, ist das aus meiner Sicht kein Problem des Reiseveranstalters oder der Airline», so Muff. 

Die Kunden müssten die Kosten selber tragen. «Denn die Betroffenen bringen die Voraussetzungen nicht mit, die sie zur Einreise zu erfüllen hätten.» Das sei vergleichbar mit einem nicht vorhandenen Visum. 

Wer zahlt am schnellsten?

Zu vergleichen mit einer kostenfreien Stornierung, wenn ein Land für alle Reisenden – ob geimpft oder ungeimpft – eine Quarantänepflicht auferlegt, sei dies allerdings nicht. «Eine Quarantäne von zehn Tagen für eine siebentägige Reise ist für alle nicht zumutbar und aus meiner Sicht deshalb rückzuerstatten.» 

Wer zahlt eigentlich am schnellsten zurück? Namen kann der Reise-Ombudsman keine nennen. Nur so viel: «Die Grösse des Veranstalters oder der Airline sagt nichts über deren Schnelligkeit aus.» Mittlerweile hätten aber 95% aller Schweizerinnen und Schweizer ihr Geld zurückbekommen. 

Kundenunfreundliche Online-Plattformen

Viele Reiselustige haben vor allem bei grossen Online-Plattformen Mühe, ihr Geld wiederzuerhalten. «Die meisten Online-Denste können zwar unkompliziert Buchungen abwickeln, haben aber praktisch keine Ahnung von Kundendienst», sagt Muff. 

Oft kann der Ombudsman gar nicht helfen. «Firmen mit Sitz im Ausland fallen nicht in unseren Zuständigkeitsbereich», so Muff. Er ist nur für die Schweizer Reisebranche verantwortlich. (TI)