Sport- und Aktivreisen für Fortgeschrittene bei Alpin Travel (Ausgabe 2011-41)

Der Sportspezialist setzt auf Nischen – und hat trotzdem mit der Abwanderung ins Internet zu kämpfen.

Es sind keine alltäglichen Reisen, die der Walenstadter Reiseveranstalter Alpin Travel im Angebot führt. Heliskiing auf Vulkanen im äussersten Nordosten Russlands, mit dem Mountainbike durch die Zentralmongolei oder Yoga mitten in der marokkanischen Wüste sind bei Geschäftsführer Roland Beeler und seinem Team buchbar. 

«Wir konzentrieren uns ganz klar auf die anspruchsvollen Sportreisen», erklärt Beeler, «man könnte sagen: Wir fangen dort an, wo andere Touroperators mit ihren Angeboten für die breite Masse aufhören.» Dabei spielt ihm in die Hände, dass die Leute generell immer grössere Herausforderungen in ihrer Freizeit suchen und vor allem auch immer besseres Material zur Verfügung haben.

Dennoch ist die Konkurrenz gross, und im laufenden Jahr wird es im Vergleich zum Vorjahr wohl kein Wachstum für Alpin Travel geben. «Der Markt für Aktiv- und Sportreisen ist definitiv steigend – aber leider nicht bei uns. Zu schaffen machen uns vor allem die Direktbuchungen der Leute», erklärt Beeler. Aus eigener Erfahrung weiss er, dass sogar für exotische Destinationen wie die Mongolei viele Leute die Anbieter von Aktiv- und Sporttouren direkt per Mail kontaktieren. Wenn es hingegen um die Kombination mehrerer Länder geht, wollen die Reisenden meist nicht aufs Geradewohl losziehen, sondern kommen zu Alpin Travel.

Erfreulich entwickelt sich laut Beeler vor allem die Nachfrage nach Südamerika. Der Herbst 2011 zeige zudem an, dass auch Nepal wieder stärker nachgefragt werde. Und das Heliskiing auf Kamchatka, der besagten Halbinsel im Nordosten Russlands, entwickle sich ebenfalls hervorragend. Einen Einbruch erlitten hat hingegen Marokko nach dem Terroranschlag im Frühling, vor allem im Bereich Familientrekking. 

Neue Destinationen kommen bei Alpin Travel nur noch selten dazu. «Es ist momentan eher schwierig mit neuen Angeboten: Mehr oder weniger alles, was man bereisen kann, wird bereist. Es fallen sogar Länder weg: Ägypten etwa wollten wir mit Trekking in der Schwarzen und Weissen Wüste gerade lancieren, als die Unruhen losgingen. Jetzt versuchen wir einen Neustart im 2012.» Auch Angebote wie Wüstentrekking in Algerien und Reisen nach Libyen, Mauretanien oder in den Niger sind heute nicht mehr durchführbar. 

Auf der anderen Seite gibt es Länder wie Afghanistan oder den Irak, die wieder in den Tourismus einsteigen wollen. «Da sind wir aber sehr zurückhaltend», sagt Beeler, «erstens fragt sich, ob solche Reisen nachgefragt würden; und falls ja, müssten wir das auch verantworten können.»

Dennoch wird es bei Alpin Travel einige News im kommenden Jahr geben: Neu im Angebot steht Costa Rica mit Tageswanderungen, und das Bike-Portfolio wurde durch Peru und Bhutan ergänzt. Oft werden die Ideen für neue Angebote von Kunden herangetragen: Schon mehrfach sei es vorgekommen, so Beeler, dass Kunden eine Privatreise an eine neue Destination verlangt hätten – und Alpin Travel die Reise nach erstmaliger Durchführung dann ins Sortiment aufgenommen hat.

Im Fall von Heliskiing im Kaukasus, dem ehemaligen Winter-Spitzenprodukt von Alpin Travel, hat Beeler während eines Aufenthalts in Kanada erfahren, dass es dort «ein Hotel und einen Heli» gäbe. Beeler reiste hin und baute das Angebot massiv aus. «Aber vor zehn bis zwölf Jahren haben dann alle mit Heliski in dieser Region angefangen, und wir haben unser Angebot stark heruntergefahren.» Denn entscheidend ist für Alpin Travel vor allem die Exklusivität eines Produkts.

Stefan Jäggi

Spezialist für Trekking, Bike und Ski

Alpin Travel organisiert Trekkings, Mountainbike-, Bergsteiger-, Ski- und Erlebnisreisen weltweit. Gemäss Beeler machen Skireisen rund 30% am Umsatz aus, Bikereisen 15-20%, und der Rest ist Trekking. Der TO ist im ganzen deutschsprachigen Raum tätig; während in Deutschland und Österreich auch andere Veranstalter beliefert werden, verkauft Alpin Travel in der Schweiz zu 90% direkt. «Es ist ein beratungsintensives Produkt, bei dem wir unsere Erfahrung in der direkten Beratung am besten ausspielen können», so Beeler.

SJ

Südamerika luxuriös: Neues Premium-Segment

Laut Geschäftsführer Roland Beeler werden bei Alpin Travel Privatreisen im oberen Preissegment immer stärker nachgefragt. Aus diesem Grund findet sich auf der Homepage des Veranstalters seit gut zwei Monaten die Rubrik Premiumreisen. Diese Reisen differenzieren sich vor allem über bessere Unterkünfte; zum Mehrwert gehören aber auch Wanderungen und Trekking mit Privatservice, Fahrten mit Privatchauffeur, Charterflugzeuge und ausgewählte Exkursionen. Geplant sind vorerst eine Premium-Wanderreise nach Nicaragua sowie Angebote in Südamerika. 

SJ