Der Jahresbericht des STV

Das Jahr 2022 war für den Schweizer Tourismus-Verband voller wegweisender Projekte und bedeutender Meilensteine.
Philipp Niderberger © màd

Im Editorial zum Jahresbericht 2022 hält Direktor Philipp Niederberger fest, wie wichtig der Anspruch des Schweizer Tourismus-Verband (STV) ist, sich als Netzwerkorganisation zu verstehen und zu positionieren. Nur so können die Herausforderungen im Tourismus branchenübergreifend angepackt und für die Mitglieder pragmatische Lösungen gefunden werden. Insbesondere denkt er dabei an die Aufbauarbeiten im Bereich Nachhaltigkeit und die tourismuspolitische Arbeit im Hinblick auf die Energiemangellage, wo es gelang, die hohe Relevanz des Tourismus als wichtigen Wirtschaftsfaktor aufzuzeigen.

Verband

Kaum war Corona aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden, sah sich der Tourismussektor 2022 mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Im Jubiläumsjahr – der STV wurde 90 Jahre alt – war es vor allem die drohende Energiekrise, welche die gesamte Wirtschaft verunsicherte. Hinzu kamen im Tourismus der Mangel an Fachkräften, die steigenden Zinsen und natürlich die Folgen des Klimawandels. Diese Herausforderungen prägten die Arbeit des Verbandes im Bestreben, die Durchschlagskraft für den Schweizer Tourismus zu erhöhen. Als wichtiger Erfolg darf sicher verbucht werden, dass es dem STV angesichts der drohenden Energieknappheit gelungen ist, die hohe Relevanz des Tourismus als wichtigen Wirtschaftssektor aufzuzeigen.

Im Verbandsjahr 2022 stiess mit dem Schweizer Alpen-Club (SAC) ein neues Kernmitglied zum STV. Der SAC möchte sich vermehrt auch in touristischen Fragen einbringen. Anlässlich der Generalversammlung wurde im August 2022 mit Daniel Marbacher, Geschäftsführer des SAC, ein neues Vorstandsmitglied gewählt. Im Jahr 2022 konnte der STV zudem im Rahmen der parlamentarischen Gruppe Tourismus (PGT) drei spannende Sessionsanlässe durchführen, unter anderem zum Thema Raumplanungsgesetz, der Tourismusstrategie des Bundes und dem Tourismussystem Schweiz. Per Ende 2022 zählte die PGT erfreuliche 56 Parlamentarierinnen und Parlamentarier.

Darüber hinaus bildeten der Ausbau des Kompetenzzentrums Nachhaltigkeit (KONA) sowie die ersten Schritte des Destination Labs zentrale Schwerpunkte auf der Geschäftsstelle des STV. Gerade im Bereich Nachhaltigkeit im Tourismus möchten der STV Drehscheibe und Anlaufstelle für Mitglieder und Partner*innen sein. Auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Tourismus will der STV mit konkreten Projekten wie Swisstainable oder OK:GO den touristischen Betrieben pragmatische Instrumente an die Hand geben. Im Destination Lab wurde im Herbst erfolgreich das erste Treffen zum Erfahrungsaustausch (ERFA-Meeting) mit über 70 Teilnehmenden in Thun durchgeführt und bereits die ersten Ideen für Pilotprojekte ausgearbeitet.

Um den hohen strategischen Stellenwert und die Neupositionierung der Bereiche Nachhaltigkeit und Politik zu unterstreichen, wurde die Geschäftsstelle auch personell neu aufgestellt: Romy Bacher ist neu Leiterin des Bereichs Nachhaltigkeit, während Samuel Huber die Leitung Politik übernommen hat.

Tourismuspolitik

Nach der Aufhebung der meisten Coronamassnahmen im Februar 2022 konnte sich der Tourismussektor schnell erholen. Die Logiernächte stiegen wieder beinahe auf das Vorkrisenniveau an und auch die weiteren touristischen Branchen wiesen gute bis sehr gute Zahlen aus.

Richtig Ruhe wollte dennoch nicht einkehren. Aufziehende Krisen wie die drohende Energiemangellage oder die Folgen des Krieges in der Ukraine trübten die Aussichten und forderten auch die politische Abteilung beim STV. Dem Verband gelang es, die Zusammenarbeit mit den touristischen Partner*innen in der politischen Interessensvertretung zu konsolidieren. Dadurch konnte der Tourismussektor gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit geeint auftreten. Dies widerspiegelt sich auch in zahlreichen Erfolgen, die der Tourismus auf politischer Ebene verzeichnen durfte.

Hervorzuheben ist hier speziell die gezielte Kommunikation und die Teilnahme an zahlreichen Vernehmlassungen, damit die touristischen Leistungserbringer*innen bei einer Energiemangellage den Betrieb möglichst lange aufrechterhalten können und fair behandelt werden.

  • Durchführung von zwei Frühstücken und einem Mittagessen mit der Parlamentarischen Gruppe Tourismus (PGT)
  • Verbandsübergreifende Kampagne für ein Ja zu Schengen-Frontex
  • Teilnahme an der Vernehmlassung von insgesamt 13 Vorlagen
  • Teilnahme am Runden Tisch ‘Energiemangellage’ unter der Leitung des Bundesrates
  • Versand von jeweils vier Vor- und Rückschauen bei Sessionen
  • Unterstützung der vom Bund lancierten Energiesparkampagne
  • Gründungsmitglied der Energiespar-Alliance
  • Verwaltungsmitglied Schweizer Reisekasse (Reka)
  • Stiftungsrat Schweiz Mobil
  • Vorstandsmitglied Schneesportinitiative Schweiz
  • Mitarbeit und Jury beim Innovationsgenerator
  • Erarbeitung einer Strategie zur Äufnung eines Fonds zwecks Finanzierung von politischen Kampagnen des Tourismussektors
Nachhaltigkeit

Das Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit (KONA) nahm im Januar 2022 seine operative Geschäftstätigkeit auf und verfolgt seitdem gemeinsam mit dem gesamten Tourismussektor die Vision eines nachhaltigen Tourismuslandes Schweiz. Zahlreiche Meilensteine prägten das erste Jahr des KONA: Innerhalb der Handlungsfelder ‘Vernetzung’, ‘Befähigung’ sowie ‘Messen & Reporting’ wurden insgesamt vier Projekte integriert und aktiv umgesetzt.

Neben der Weiterführung des Vernetzungsprojekts ‘Schweizer SDG Tourismus-Dialog’ wurde im März 2022 die Geschäftsstelle des Nachhaltigkeitsprogramms Swisstainable von Schweiz Tourismus an den STV übergeben. Durch eine erfolgreiche Akquisestrategie erreichte die Geschäftsstelle das Ziel von 1500 teilnehmenden Betrieben bis Ende Jahr.

Parallel lag der Fokus auf der Ausarbeitung des Nachhaltigkeitsprogramms auf Destinationsebene. Im Rahmen des Kooperationsprojekts ‘UNWTO Best Tourism Villages’, das gemeinsam mit dem SECO und Schweiz Tourismus umgesetzt wurde, erhielten zudem Andermatt und Murten die internationale UNWTO-Auszeichnung als beste Tourismusdörfer der Schweiz.

Ein weiterer Höhepunkt war die Übernahme der Geschäftsstelle der Initiative OK:GO im September 2022, die sich für die Erfassung und Veröffentlichung von Zugänglichkeitsinformationen im Sinne eines inklusiven Tourismus starkmacht. Durch die Integration des Projekts können zukünftig nicht nur wertvolle Synergien innerhalb des KONA aufgebaut werden, sondern es findet auch eine starke Sensibilisierung für Themen der sozialen Nachhaltigkeit statt.

Mandat Destination Lab

Das ‘Destination Lab’ (D-Lab), eine Wissens- und Netzwerkplattform für alle Themen rund um Produktentwicklung sowie Gästeinformation im Schweizer Tourismus, vernetzt die Schweizer Tourismusorganisationen, die Hochschulen und Partner*innen wie Schweiz Tourismus und Netzwerk Schweizer Pärke mit dem Fokus auf den Chancen der Digitalisierung.

Das Projekt startete erfolgreich im Herbst 2022. Über Destinationsgrenzen hinweg fördert das zukunftsorientierte Projekt den systematischen Wissenstransfer. Ende 2022 waren insgesamt 50 Projektpartner*innen mit an Bord. Das erste durchgeführte, zweitägige Erfahrungsaustauschmeeting (ERFA) in Thun bot ihnen die Möglichkeit, sich für neu initiierte Pilotprojekte anzumelden, durch externe Inputs Chancenpotenziale in der Produktentwicklung und Gästeinformation auszumachen sowie neue Ideen zu entwickeln.

(MICE-tip)