Event Circle: Wo Trends auf Best Practices treffen

Praktische Beispiele und Ausblicke auf die Zukunft der Eventmanagement- und Kommunikationsbranche standen im Fokus.
EMC-Präsident Andreas Feurer
EMC-Präsident Andreas Feurer auf der Bühne. © Photobettinger.com

Der Event Management Circle (EMC) vom 23. November 2021 im Stage One Zürich Oerlikon bot spannende Redner, die den Event- wie für Kommunikationsprofis eine Vielzahl von Tipps und Trends bot.

Was bringt uns die Zukunft und was haben wir aus den letzten 1.5 Jahren Pandemie gelernt? Die Referenten des EMC beleuchteten diese beiden Fragen anhand von Bespielen oder leiteten Trends daraus ab:

Mathias Haas, DER Trendbeobachter

Und wer, wenn nicht ein Trendbeobachter, kann bessere Aussagen zur Zukunft unserer Gesellschaft und Events machen? Mathias Haas, seines Zeichens Trendbeobachter, beschäftigt sich tagtäglich mit dieser Frage. Er ist überzeugt, dass nur Unternehmen überleben werden, die über einen Unique Selling Proposition (USP) verfügen und eine klar definierte Zielgruppe ansprechen.

Und was zudem als CEO oder Führungsperson gemäss Haas allgemein wichtig ist: «Blicken Sie in die Zukunft! Wer wird Ihre Kundschaft in fünf bis zehn Jahren sein? Wer Ihre Lieferanten? Heute denken wir alle zu wenig in der Zukunft und leben zu fest von der Vergangenheit.» Mathias Haas ist der Meinung, dass jede Führungskraft zwei bis drei Jahre in die Zukunft denken muss.

Haas sieht drei Themen, die uns in der Zukunft länger begleiten werden:

Alltäglich nachhaltig

Der Klimawandel wird in Zukunft für alle spürbar. Wichtig ist dabei gemäss Haas, dass Nachhaltigkeit nicht Verzicht sein muss, so wie das heute oft der Fall ist. So wird zum Beispiel die Kreislaufwirtschaft überleben, indem man bestehende und leerstehende Gebäude anders nutzen wird. Dem liegt die Idee zu Grunde, dass man die Welt verändern kann, indem man Dinge wieder verwendet. Was heute ebenfalls noch zu wenig bekannt ist: Nachhaltigkeit hat das Potenzial für Premium! Denn eines ist sicher: Die Preiserhöhung auf Produkte und Service wird kommen. Die Frage ist nur wie schnell?

Endlich optimal

Heute wollen wir immer alles weiter optimieren (u.a. uns selbst oder die Likes auf Social Media). In Zukunft ist Mathias Haas der Meinung, dass wir vermehrt Daten zur Selbstoptimierung nutzen werden. Das kann möglicherweise ein implementierter Chip sein, der unsere Abläufe speichert und uns Vorschläge für Verbesserungen macht oder aber auch Prozesse in Unternehmen optimiert. People Analytics ist hier das Schlagwort.

Digitale Intimität

Nach 1.5 Jahren Online-Meetings sehnen wir uns alle nach Live-Erlebnissen, weil uns Videocalls und -Meetings zu distanziert erscheinen. In Zukunft ist Haas überzeugt, werden die digitalen Erlebnisse persönlicher und authentischer werden. So kann man heute zum Beispiel bereits eine digitale Leoparden-Safari auf Power Point über Airbnb buchen. Was noch lächerlich anmutet, ist der Beginn von etwas Grossem. Viele, neue Technologien werden die Welt zusammenschmelzen lassen und uns Erlebnisse ins Wohnzimmer bringen.

Wir werden diese Trends alle erleben. Die Frage ist, was werden wir wie antizipieren können.

Manuela Staub, Flughafen Zürich

Wer besonders unter den letzten 1.5 Jahren gelitten hat, ist der Flughafen Zürich. Manuela Staub, Leiterin Corporate Communications am Flughafen Zürich, ging in ihrem Referat darauf ein, wie sie in der internen und externen Kommunikation in dieser für die Kommunikationsabteilung mit dieser schwierigen Zeit umgegangen ist. Wichtig war gemäss ihr, jederzeit die nötige interne und externe Transparenz von bestätigten Fakten garantieren zu können.

Das Kommunikationsteam des Flughafens setzt seit Beginn der Pandemie auf einen zwei Mal täglichen Austausch innerhalb des Teams. Bei der Medienarbeit ist es wichtig, dass man schnell ist und deshalb Zugang zu allen wichtigen internen Ansprechpersonen (GL/Fachpersonen) hat, die über das nötige Verständnis für Medienarbeit verfügen. In der internen Kommunikation ist es wichtig, die Nähe zu den Mitarbeitenden zu behalten. So wurden Gespräche mit der Geschäftsleitung sowie ein CEO-Mail vermehrt genutzt oder die Abteilung organisierte eine Online-XMAS-Party mit Beiträgen von Mitarbeitenden.

Doch die Covid-19-Pandemie hat auch neue Chancen gezeigt: So bietet der Flughafen Zürich Naturwanderungen an, da er einer der grössten Naturschutzgebiete der Schweiz ist.

Baba Shrimps, Schweizer Band

Was macht man als Band während einer Pandemie, wenn Konzerte nicht erlaubt sind? Diese Frage stellten sich Baba Shrimps. Und sie fanden eine Antwort darauf: Ein neues Eventformat namens «Baba Shrimps machen Ferien», welches 2020 zusammen mit Schweiz Tourismus lanciert und auch dieses Jahr umgesetzt wurde. Die Band nutzte die Zuschauereinschränkungen für Konzerte als Chance und verkauften diese als Exklusivität.

Zudem entschieden sie sich an Orten im Sommer Outdoor-Konzerte zu veranstalten, an denen es sonst keine Konzerte gibt. Unabhängig davon, ob auf dem See oder in den Bergen – die Konzerte waren nur etwa 50 bis 100 Personen zugänglich. Zudem gab es jeweils vor dem Konzert eine gemeinsame Aktivität wie Yoga, Stand-up-Paddling oder Wine Tasting. Dadurch konnten sich die Band und die Zuschauer austauschen und es herrschte eine viel intimere Atmosphäre als an herkömmlichen Konzerten.

Maks Giordano, futur/io

Und was bringt uns die Technologie der Zukunft? Der Futurist Maks Giordano zeigte den Zuschauern auf, was «The Next Normal» für uns bereithält. Er stellte dabei die Technologie in den Fokus, die immer kleiner, besser und günstiger wird und Einfluss auf alle Teile unseres Lebens hat. Er findet, dass wir Technologie als Unterstützung sehen sollten und nicht als Bedrohung und er ist überzeugt, dass die Entwicklungen der letzten zwei Jahre unsere Zukunft massgeblich prägen werden.

Dabei steht die Frage im Zentrum: Wo ist der Mehrwert des physischen Zusammenseins gegenüber der virtuellen Welt? Er liegt in den «shareable moments»: Denn Menschen teilen gerne Erlebnisse mit anderen Menschen. Ausserdem muss man wissen: die virtuelle Welt wird die reale Welt nicht ersetzen. Aber sie wird sie ergänzen, weshalb Unternehmen zurzeit virtuelle Welten bauen (z.B.: Meta). Jeder von uns kann dann virtuell Teil einer Gemeinschaft oder eines Konzerts sein. Denn es gibt nicht die eine Zukunft, sondern es gibt die unterschiedlichsten Arten der Zukunft.

Lorenz Scheibli, Swiss Economic Forum (SEF)

Das SEF 2020 absagen? Nein, das kam für Pascal Frei nicht in Frage. Denn das SEF wurde 1998 von der Jungen Wirtschaftskammer Thun gegründet und fand bisher jedes Jahr statt – auch 2020 und 2021. Dies stellte die Organisatoren während der Pandemie vor grosse Herausforderungen. Trotz allen Herausforderungen konnte die Veranstaltung jedoch immer auf den Rückhalt seiner langjährigen Partner zählen.

So nahmen auch 2020 1’000 Personen am Anlass teil. Möglich wurde dies, indem die Teilnehmenden in verschiedene Sektoren eingeteilt wurden. Dies war zwar sehr sicher, aber das Gesamterlebnis litt darunter selbstverständlich, was sich auch in den Umfrageresultaten widerspiegelte.

Pascal Frei, Energy Gruppe

Die Energy Gruppe ist mittlerweile ein grosses Medienunternehmen und ist mehr als «nur» Radio. Sie umfasst die Bereiche Radio, Digitalbereich/Social Media und Events. Der grösste Event ist dabei das Energy Air, das jedes Jahr, abgesehen von 2020, im Wankdorf-Stadion in Bern stattfindet. Der Event konnte 2021 stattfinden, weil …

  1. die Zusammenarbeit mit langjährigen und starken Partnern funktioniert.
  2. die Möglichkeit der kurzfristigen Realisierung des Events besteht (Künstler fliegen nur fürs Energy Air ein).
  3. die Teamleistung mit Eventteam und 80 Spezialisten herausragend ist.
  4. hunderte, freiwillige Helfer unterstützen.
  5. die Planung in vier verschiedenen Szenarien stattfand.
  6. man die über die Besucher vor Ort bereits im Vorfeld Daten gesammelt hatte (wer kommt wann von wo an).
  7. die Erfahrung aus sechs Energy Air und über 30 Grossanlässen helfen.
  8. Alain Berset den Anlass mittels Interviews auf Energy Bern selbst unterstützte.
  9. das Covid-19-Schutzkonzept funktionierte.

(MICE-tip)