Den Gastronomen und Hoteliers fehlt die Planungssicherheit

Nach der Krise wird ein grosser Teil der Betriebe nicht mehr öffnen.

Der Bundesrat hat am 16. April sein Lockerungskonzept bezüglich der Corona-Schutzmassnahmen vorgestellt. Für touristische Betriebe ist eine Öffnung frühestens ab 8. Juni möglich. Nach wie vor bestehen Unklarheiten bezüglich konkreter Öffnungstermine, obwohl Hotelleriesuisse und Gastrosuisse dem Bundesrat ein Restart-Konzept präsentiert haben. Diese Planungsunsicherheit sei Gift für die Beherbergungswirtschaft, schreibt Hotelleriesuisse in einer Mitteilung. Mit der Fortführung der behördlichen Schliessungen befinde sich der Tourismus weiterhin in einem Vakuum. Durch diese indirekten Auswirkungen erhöhten sich die wirtschaftlichen Einbussen in der Beherbergungsbranche auf enorme Ausmasse. Umso dringlicher sei daher der Ausbau der wirtschaftlichen Unterstützungsleistungen durch die Politik.

«Mit der Nichtkommunikation lässt uns der Bundesrat völlig im Ungewissen», kritisiert Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse. «Er nimmt der Branche damit die letzte Hoffnung.» Er könne nachvollziehen, weshalb die Restaurants nicht zu den ersten Betrieben gehören, die wieder öffnen. «Aber wenn wir frühestens im Juni wieder mit einer Teilöffnung beginnen können, gehe ich davon aus, dass es viele Betriebe bis dahin nicht mehr gibt.» Gastrosuisse rechnet in diesem Fall damit, dass die Corona-Krise für 30 bis 40 Prozent das Aus bedeutet.

Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse geht davon aus, dass bis zu 25% der Hotelbetriebe nach der Krise nicht mehr öffnen werden. Bei den Restaurants sieht es noch viel schlimmer aus. Daniela Ettisberger vom Panoramarestaurant Hertenstein oberhalb von Baden ist verzweifelt: «Nach dem Entscheid des Bundesraten fühlen wir uns Gastronomen komplett alleine gelassen. Wir können nicht bis in den Sommer durchhalten.»

Gemäss Bruno Lustenberger, Präsident von GastroAargau haben die Gastronomen dem Bundesrat ein Konzept vorgelegt, wie sie den Betrieb, trotzt Corona-Krise wieder aufnehmen könnten. Doch das nützte nichts und die Gastronomen können ihre Betriebe im besten Fall Anfang Juni wieder öffnen.

Jörg Arnold, Direktor des Hotels Storchen in Zürich, sagte in der Sendung «10 vor 10», dass nicht nur die Löhne der Mitarbeitenden für die Betriebe ein Problem sei, sondern auch die Mieten und die Pachtzinsen. Er rechnet damit, im Juli oder August den Betrieb wieder aufnehmen zu können. Die Sommersaison ist bis dahin schon fast gelaufen.

Tourismus und Gastgewerbe liegen am Boden

Die Tourismuswirtschaft wird mit vollster Wucht von der Corona-Krise getroffen, so Hotelleriesuisse. Während Restaurants gänzlich geschlossen sind, leiden die Hotelbetriebe unter De-facto-Schliessungen durch den Unterbruch der touristischen Wertschöpfungskette: Touristische Attraktionen wie Wellnessanlagen, Bergbahnen, Sehenswürdigkeiten und vieles mehr bleiben weiterhin nicht zugänglich. Der Tourismus liegt weltweit am Boden. Ferien und Reisen werden erst mit grosser Verzögerung wieder aufgenommen werden. Nach den drastischen Einbrüchen in der Winter- und Frühjahrssaison steht mittlerweile auch die Sommersaison gänzlich auf der Kippe.

Neben den Hotels sind auch die Zulieferfirmen wie Metzgereien, Bäckereien oder Landwirte von der Schliessung der Hotellerie- und Gastronomiebetriebe betroffen. Viele verdienen einen grossen Teil ihres Umsatzes mit Touristischen Dienstleistern.

Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftzweig

Wie eine aktuelle Studie von BAK-Economics zeigt, beträgt der erwartete Rückgang für 2020 alleine in der Beherbergung 25,6%. Kantonale Wertschöpfungsverluste im Tourismus sind im Umfang von zwischen 21 bis rund 30% zu erwarten. Eine Studie der HES-SO beziffert die voraussichtlichen monatlichen Umsatzeinbussen bei Schweizer Hotels für die Monate März, April und Mai auf 69%, 90% und 73%. Dabei ist der Tourismus ein wichtiger wirtschaftlicher Zweig in der Schweiz, er generiert bis zu einem Drittel der Bruttowertschöpfung im Land, von dem viele Leistungsträger abhängig sind. (DOE)