Dieses Jahr finden die Ferien im Inland statt

Trotz Corona vergeht den Menschen die Reiselust nicht.
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Monika Bandi, Co-Leiterin der Forschungsstelle Tourismus an der Uni Bern erklärt in einem Interview mit dem Online-Portal Watson, warum dieses Jahr sehr wahrscheinlich Reisen ins Ausland nicht stattfinden. «Die Badeferien verbringen wir diesen Sommer wohl in der Schweiz», so die Wissenschaftlerin. Es sei noch völlig offen, wann die Grenzen in Europa wieder geöffnet werden. Trotz Corona vergehe den Menschen die Reiselust aber nicht. «Nach der wochenlangen Isolation ist das Bedürfnis nach Urlaubsreisen, einem Gegenalltag, besonders gross. Viele Leute sehnen sich nach einem Tapetenwechsel, einem Gegenalltag», so Bandi weiter.

Wettmachen würden die Touristen aus der Schweiz die wegfallenden internationalen Gäste zum Teil. Die Gäste aus der Schweiz machen 45 Prozent der Hotel-Logiernächte aus. Rund 30 Prozent kommen aus der EU. 13 Prozent kommen aus Asien, acht Prozent aus den USA. Aber es ist davon auszugehen, vorausgesetzt, es ist möglich im Inland zu reisen, dass im Sommer weit mehr Schweizerinnen und Schweizer unterwegs sein werden, als in andern Jahren.

Auf die Frage ob die Tourismusdestinationen gerüstet seien, wenn plötzlich tausende Schweizer ihre Ferien im eigenen Land verbringen wollen, erklärte Monika Bandi: «Campingplätze werden in den nächsten Monaten wohl sehr beliebt und teils voll sein.» Aber sie staune immer wieder, was Schweizer Touristiker innert kürzester Zeit alles auf die Beine stellen. «Improvisation ist gefragt. Das packen unsere umtriebigen Touristiker.»

Monika Bandi geht davon aus, dass Orte, die stark von Übersee-Gästen abhängig seien, wie Luzern oder Interlaken, eher zu den Verlierern in diesem Sommer gehörten. «Diese Orte setzten in der Vergangenheit eher auf Wachstum aus Übersee und sind bei Schweizer Feriengästen wohl weniger auf dem Radar.» Grosse Probleme bekämen auch die Städte, die vor allem auf Geschäftsreisende ausgerichtet seien. «Das Businessreisen-Segment wird nach Corona wohl nicht mehr dasselbe sein wie vorher», ist sie überzeugt. Es sei generell davon auszugehen, dass sich die Strukturbereinigung in der Beherbergung massiv beschleunigt. «Etliche Betriebe werden die Corona-Krise nicht überleben.»

Ausserdem geht die Wissenschaftlerin davon aus, dass die Leute, auch wenn sie wegen Kurzarbeit weniger verdienen, dennoch in die Ferien fahren. «Für viele Menschen sind Ferien mittlerweile ein Grundbedürfnis, gleichzeitig ist es auch ein Wohlstandsphänomen.» Und auch sie sieht einer Rabattschlacht entgegen: «Tourismusregionen werden mit attraktiven Angeboten und Aktionen versuchen, die Gäste trotzdem zu Ferien in der Schweiz zu animieren.»