EMC: Mehr Innovation durch bessere Kollaboration

Fritz Seidel: «Komplexität begegnen, ist diese in Einzelteile zu zerlegen.»
© Ameen Fahmy on Unsplash

Momentan finden analog keine Event Management Circle statt, dafür virtuell. Innovatives Denken sei gelernt und ist nicht Einzelnen in die Wiege gelegt worden. Das zeigte Fritz Seidel im vierten Event Management Circle (EMC) Webinar. Jeder kann anhand den «Day8 Arbeitsprinzipien» anspruchsvollen Anforderungen besser und kreativer begegnen. Fritz Seidel ist Co-Owner der Innovationsagentur «Day8 Innovation Advisory», die als Beschleuniger für Innovation und Transformation gilt.

Zu Beginn des Webinars vom 16. September 2020 warf Fritz Seidel die Frage «Wo kriegt man die besten Ideen?» in die Runde. Damit wollte er zeigen, dass der Arbeitsplatz definitiv nicht am Anfang der Liste steht, denn nur zu 1% kriegt man die besten Ideen am Arbeitsplatz. «Die besten Ideen kriegt man, wenn man komplett was anderes macht! Zum Beispiel auf dem Ski-Lift oder beim Duschen.» Doch weshalb ist das so? «Erfolg ist heute nicht mehr so einfach und der Druck wird immer stärker.» Klingt logisch: Beim Duschen oder bei anderen Aktivitäten hat man einen freien Kopf und bricht auch einmal aus alten Denkmustern aus.

Fritz Seidl
Alte Denkmuster loslassen

Wie sehr wir Menschen an Denkweisen festhalten illustrierte er anhand eines Beispiels: Zu sehen waren auf einer seiner Folien die Zahlen 1) 13, 2) 19 und 3) 17. «Welche Zahl passt nicht rein?» Erstaunlicherweise war die Lösung die 2), da es eine gerade Zahl ist. «Wir sind immer auf einen Lösungswert fixiert und vergessen dabei das Drumherum.» An sich sei das nichts Schlechtes, jedoch solle man sich davon entfernen und über den Tellerrand schauen – und hierfür ist Kreativität gefragt. Kreativität könne durch Tools hervorgerufen werden. Die von seiner Agentur entwickelten «Day8 Arbeitsprinzipien» zeigen wie dies möglich ist und wie bessere und effizientere Kollaboration zu mehr Innovation führe.

Mehr Kreativität durch die sechs «Day8 Arbeitsprinzipien»
  • Getting started > getting it right
    Das erste Arbeitsprinzip hebt hervor, dass es besser ist mit etwas zu starten, anstatt lange zu warten. Fritz Seidel unterstreicht, es sei definitiv in Ordnung mit einem Projekt zu beginnen und dieses nicht bis ins letzte Detail zu überdenken: «Ein schlechtes Manuskript kann ich optimieren, aber ein schlechtes Blatt kann ich nicht verbessern.»
  • Tangible things > abstract idea
    «Tangible things > abstract ideas» sagt aus, dass greifbare Dinge besser als abstrakte Ideen sind. Indem man seine Ideen oder sein Wissen herunterschreibe oder -zeichne, werden diese greifbar für andere. Zudem solle sichergestellt werden, dass alle Parteien unter einem Term das Gleiche verstehen.
  • Real world data > gut feelings
    Echte Daten sind besser als das Bauchgefühl. Deshalb sollten Ideen auf Datenbasis basieren. Viele würden hier widersprechen, jedoch trifft beispielsweise das Bauchgefühl bei neuen Erfahrungen meistens nicht die richtige Entscheidung. Ausserdem ist es auch schwierig, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Aus diesem Grund sei die zwischenmenschliche Kommunikation grundlegend: «Sprecht mit euren Kunden, sei dies persönlich oder via Telefon.»
  • Working alone together > working together
    Arbeitsprinzip vier ist Fritz Seidel am wichtigsten und deshalb riet er jedem dieses unbedingt umzusetzen. «Working alone together is better than working together only.» Bei dieser Arbeitsweise werden die Stärken des Individuums und der Gruppe optimal genutzt. Dabei handelt es sich nicht um das typische Brainstorming-Verfahren. Brainstorming und Diskussionen seien eher kontraproduktiv, um auf gute Ideen zu kommen, da man sich von anderen Meinungen leiten lässt.
    Beim «working alone together» brainstormt jeder individuell und präsentiert seine Ideen. Dadurch fühle man sich mehr wertgeschätzt, weil niemand reinredet und des Weiteren wird Zeit gespart, da nicht jeder einzelne Punkt diskutiert wird. Letztendlich werden alle Ideen kategorisiert und geclustert und durch ein Gruppen-Voting oder einer Priorisierung werden die besten Ideen ausgewählt. Demnach komme man innerhalb kurzer Zeit zu einem Konsens und trifft bessere Entscheidungen.
  • Structured work > heureka moments
    Bei diesem Arbeitsprinzip steht «Systematic Inventive Thinking» im Vordergrund. Dabei werden neuen Ideen generiert und strukturiert, indem Denkweisen durchbrochen werden. Als Beispiel brachte Fritz Seidel ein Loch an der Wand. Der Kunde gehe ins Bauhaus, weil er einen Bohrer kaufen möchte. Um ihn optimal zu beraten, solle man sich jedoch als Kundenberater fragen, was der Kunde eigentlich erreichen möchte. Denn letztendlich sei das Endprodukt das Loch und nicht der Bohrer.
    Als Übung präsentierte Fritz Seidel die Subtraktionsmethode, welche die einzelnen Schritte hinunterbricht. Zuerst wird ein Papier in drei Spalten gefaltet. In Spalte eins kommt alles rein, was benötigt wird, um das Endprodukt zu erreichen. In der zweiten Spalte werden alle Dinge, die in der Spalte eins aufgelistet wurden, negiert. Zuletzt klappt man Spalte eins weg und findet Lösungen für die aufgelisteten Probleme.
  • Timeboxing > go with the flow
    Das letzte Arbeitsprinzip kennen alle nur zu gut: Wer hat nicht schon in letzter Minute auf eine Prüfung gelernt oder etwas vorbereitet? Zum Erstaunen einiger kommt das Ergebnis sogar noch gut raus. Fritz Seidel erklärt, dies liege daran, wenn wenig Zeit vorhanden ist, wir die Dinge nicht überdenken und somit bei unserem Standpunkt bleiben.
Be the #alpaka

«Last but not least» gab Fritz Seidel noch einen letzten Tipp zum Abschied: «Be the #alpaka!» Da fragten sich sicherlich einige, was ein Alpaka mit Ideen und Innovation zu tun hat. Ein Alpaka habe ein sehr neugieriges Wesen. Wenn es ein Coyote sieht, geht das Alpaka auf ihn zu. Der Coyote, der sich gewöhnt ist, dass alle vor ihm wegrennen, findet dieses Verhalten eigenartig und geht. Somit wird das Problem durch die Neugierde und Dummheit des Alpakas gelöst – und dabei hatte es sogar Spass! Die Devise: «Seid neugierig, hinterfragt auch einmal etwas, seid mal dumm, lässt euch auf etwas ein und habt bei allem immer Spass.» (MICE-tip)