Schweiz-Tourismus-Chef hat wenig Freude an veralteten Hotels

Trotzdem hätten Schweizer wenige Gründe, nach Österreich zu reisen, findet Martin Nydegger.
Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus

Viele Schweizer Hotels sind nicht mehr auf dem neuesten Stand, das bestätigt Schweiz-Tourismus-Chef Martin Nydegger in einem Interview mit dem «Blick». «Wir haben viele Topbetriebe, die fast ohne Marketing funktionieren. Dann haben wir viele mittlere Betriebe, die sich bemühen, die aber eine schwierige Ausgangslage haben. Denen helfen wir sehr gerne», so Nydegger. «Und dann gibt es auch noch rund ein Drittel der Schweizer Hotels,  an denen wir weniger Freude haben, der Gast auch nicht. Wir fokussieren uns auf die guten Häuser. Wir ziehen mit den Starken in den Krieg.»

Nydegger zeigt jedoch auch Verständnis für den Investitionsstopp in veralteten Hotels. «Man darf nicht vergessen, Preise wurden gesenkt, die Margen sind kleiner geworden, und die Banken sprechen kaum mehr Kredite für Hotels. Erneuerungen werden so zum Kraftakt.» Dass die Gäste heute hohe Ansprüche haben und keinen niedrigeren Wohnkomfort wollten als zuhause, sei jedoch trotzdem ein Fakt.

Zufrieden mit den Wintersportgebieten
Dass zu wenig in die Wintersportinfrastruktur investiert werde, diesen Vorwurf lässt Nydegger hingegen nicht gelten. Die grosse Mehrheit der Skigebiete habe investiert. Bei der Wintersportinfrastruktur sei wahnsinnig viel gemacht worden.

Dass Schweizer Gäste vergangenen Winter für 2,3 Millionen Logiernächte in Österreich sorgten, schmerzt den ST-Chef. «Für Schweizer gibt es wenige Gründe, nach Österreich zu reisen», sagt er kühn. «Wir sind wettbewerbsfähig.» Österreich sei signifikant teurer geworden, die Schweizer Hotels dagegen günstiger.

Zur Lohndebatte, die seinen Vorgänger Jürg Schmid zuletzt verfolgt hatte, sagt Nydegger: «Kaderlöhne sind immer ein Thema. Damit muss man umgehen können.» Sein Salär sei jedoch 30% geringer als das von Schmid, der das Amt 18 Jahre lang ausgeübt hatte. (SG)