Was braucht es, um eine Firma zu gründen?

Johanna Seeliger, Gründerin und Geschäftsführerin der Beratungsagentur Diversify, gab am EMC-Webinar Tipps für Start ups.
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Der Aussage «Unternehmer:innentum, Machen ist wie wollen, nur krasser» gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Event Management Circle-Webinars vom 28. Oktober nach. Johanna Seeliger, Gründerin und Geschäftsführerin der Beratungsagentur Diversify, gab spannende Einblicke in ihr Leben als Gründerin von zwei Unternehmen.

Gleich zu Beginn stellte Johanna klar, dass Diversify, ein Unternehmen, das sich auf HR-Rekrutierungsprozesse spezialisiert und der Diversität verschrieben hat. Diversität ist ihrer Meinung nach einer der Schlüssel für ein erfolgreiches Unternehmen.

Im Verlaufe des Webinars beantwortete Johanna auf die folgenden Fragen ein:
  • Was macht ein Unternehmer aus?
  • Welche Gründe gibt es, ein Unternehmen zu gründen?
  • Wie komme ich zu einer Idee?
  • Welche Idee soll ich verfolgen?
  • Welche Regeln gilt es zu beachten?
  • Was macht erfolgreiche Unternehmer aus?

«Gibt es Eigenschaften, die man als Unternehmer haben muss?» Johanna ist der Ansicht: Nein. Jede/jeder kann es lernen. Man braucht einfach eine gewisse Frustrationstoleranz. So unterscheiden sich erfolgreiche Unternehmer oft von nicht erfolgreichen einzig darin, dass sie nicht aufgegeben haben und falls eine Idee nicht funktionierte, eine weitere verfolgten.

Als Beispiel führte sie Arianna Huffington, die Gründerin der Huffington Post, auf. Diese wurde von 40 Verlagen abgelehnt und bekam weniger als 1% der Stimmen bei den Gouveneurswahlen in Kalifornien. Sie liess sich trotzdem nicht beirren und gründete danach die Huffington Post, die erste rein digitale Zeitung.

Wieso gründen?

Gemäss Johanna hat selber eine Firma zu gründen folgende Vorteile:

Selbst gestalten: Als Gründer kann man jede Entscheidung selbst treffen und kann die Ideen verfolgen, die man möchte. Ausserdem kann jeder selbst entscheiden, wie sie/er arbeiten möchte und mit wem man zusammenarbeiten möchte.

Wirksamkeit: Als Gründerin oder Gründer sieht man die Wirkung, die man mit seinen Aktivitäten erzielt, sofort (positiv/negativ). Wohingegen in einer grossen Firma der Impact nicht gleich ersichtlich ist.

Autonomie: Als Gründerin oder Gründer verfügt man über einen hohen Grad an Autonomie. Mit dem Vorbehalt, wie stark sich die Investoren involvieren.

Reich werden: ist nur ein Nebeneffekt, der eintreffen kann. Ist es die primäre Motivation, dann stimmt die Motivation zum Gründen nicht.

Andere für sich arbeiten zu lassen, kann einem erst mit der Zeit passieren. Selbständigkeit sein heisst zuerst, sich um alles persönlich kümmern zu müssen.

Mit dem Unternehmertum hat jede/jeder auch die Möglichkeit positiv auf die Gesellschaft einzuwirken. Primär macht es Johanna Spass etwas Neues in die Welt zu bringen oder ein Problem zu lösen.

Wie kommt man zur Idee?

Vielfach wird die Frage gestellt, wie man zur zündenden Idee kommt. Den meisten Gründungen liegt eine der folgenden vier Motivationen zu Grunde.

Du hast ein Problem, zu dem bisher keine Lösung existiert
Als Beispiel nennt Johanna Melitta-Kaffeefilter: Melitta war Hausfrau und Mutter und war unzufrieden mit der Kaffeeherstellung zu Hause. Sie hat deshalb zu Hause ausprobiert, wie man Kaffee besser zubereiten kann. Und siehe da: Sie hatte Erfolg. Melitta gibt es heute noch.

Du hast eine Idee, kannst sie aber in deinem jetzigen Umfeld nicht umsetzen
Es gibt die Unterscheidung zwischen Entrepreneur (Gründer) und Intrapreneur: Der Intrapreneur ist in einer grösseren Firma angestellt, hat aber die Freiheiten einer externen Firma. Oft stösst er/sie innerhalb der Firma an seine Grenzen und will sich selbständig machen. Früher hat man daraufhin gekündigt, heute kann es vorkommen, dass die Firma das Knowhow nicht verlieren möchte und dem Mitarbeiter die Möglichkeit gibt, innerhalb der Firma eine Firma zu gründen (Spin-off).

Deinen Traumjob gibt es (noch) nicht
Man ist nicht zufrieden mit seinem Job und hat deshalb eine eigene Firma gegründet.

Du hast keine andere Wahl
Durch eine hohe Arbeitslosigkeit im Land oder in der Branche muss man sich zwangsweise selbständig machen.

Welche Idee soll ich verfolgen?
Als Gründerin sollte man sich die folgenden drei Fragen stellen

  • Wollen Kunden das Produkt/die Leistung kaufen?
  • Kann ich meine Idee umsetzen?
  • Gibt es ein Geschäftsmodell für dieses Produkte/diese Leistung?
  • Wie fange ich an?

Der Fokus muss immer auf dem Kunden liegen
Bei allem was ich tue, muss ich mich in die Lage meiner Kunden versetzen.

Zahlungsbereitschaft
Wollen die Leute für ein Produkt/eine Leistung Geld ausgeben? Was ist der Sinn und Zweck des Produkts. Als Beispiel nennt sie: We-make-it-Crowdfunding. Jede Gründerin kann auf der Webseite ihr Projekt aufschalten und schauen, ob ein Marktbedürfnis besteht. Falls ja, ist auch das Crowdfunding erfolgreich.

Umsetzbarkeit
Die Idee eines Gründerteams: Aufblasbare Hotels im Weltall. Sie hatten zwar 250 Millionen Dollar für ihr Projekt erhalten und die ursprüngliche Idee wurde weiterentwickelt, das Produkt ist aber immer noch nicht am Markt. Deshalb ein Projekt auswählen, das umsetzbar ist.

Was brauche ich noch?

Team
Ganz wichtig ist das Gründerteam. Es sollte am besten divers aufgestellt sein. Denn mögliche Investoren schauen auf die Zusammensetzung des Gründerteams. Sie wollen mehrere Gründer mit Erfahrung, sonst ist die Chance klein, Geld zu erhalten. Wichtig sind: Alter, Geschlecht, Erfahrungen sowie verschiedene Persönlichkeiten. Generell gilt, und das belegen auch Studien: je diverser ein Team aufgestellt ist, desto erfolgreicher ist es.

Community
In welchen Gemeinschaften/Communities halte ich mich auf? Diese geben Gründern Input und der Spirit kann einem antreiben.

Netzwerk
Als Gründerin ist man ständig auf neue Impulse und Unterstützung von aussen angewiesen. Zu Beginn ist es schwierig, an Investoren ranzukommen. Das Netzwerk ist zu Beginn das wichtigste. Falls kein Netzwerk vorhanden ist, ist es sehr schwierig. Das Netzwerk öffnet Gründern viele Türen.

Geld
Wichtig ist, dass man zu Gründungsbeginn genügend Geld auf der Seite hat, um ein bis zwei Jahre überleben zu können – auch wenn man mal nichts verdient. Eine Lösung: Teilzeit nebenbei arbeiten.

Wissen
Sich ständig weiterzubilden ist heute sehr wichtig. Mittlerweile hat sich «Gründer sein» als Wissenschaft etabliert. Es gibt unzählige Bücher, Blogs und Artikel zum Thema, wo man sich Inspiration holen kann und soll.

Mut
Viele Menschen haben Angst eigene Firma zu gründen. Das ist erst einmal verständlich, denn man verlässt die Komfortzone und man erhält als Gründer sehr schnell direktes Feedback. Man sollte allerdings keine Angst davor haben.

Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Am besten gestern: Denn egal, wie alt man bist – häufig ist die erste Gründung selten erfolgreich. Denn jede Gründerin, jeder Gründer lernt aus den gemachten Fehlern und macht es beim nächsten Mal besser. (MICE-tip)