Schweizer Ferientag 2021 – ein Rückblick

Am virtuellen Schweizer Ferientag nahmen 1300 Personen aus Politik, Tourismusförderung, Transport, Beherbergung, Gastronomie, Attraktionen sowie aus den Märkten teil.

Die Präsidentin von Schweiz Tourismus, Brigitta M. Gadient, eröffnete den Schweizer Ferientag 2021 – die Redaktion von «MICE-tip» fasst zusammen.

Brigitta M. Gadient, Präsidentin Schweiz Tourismus

«Viel wurde spekuliert, diskutiert, auch gejammert über die Pandemie, die uns und die ganze Welt in den Grundfesten erschüttert hat. Nichts ist mehr wie wir es kannten, so scheint es und entsprechend schwierig ist es deshalb nach vorne zu schauen. Und doch wollen wir dies heute tun! Wir wollen positiv bleiben, wir wollen hoffnungsvoll sein, wir wollen, dass der Schweizer Tourismus stärker und nachhaltiger aus dieser schwierigen Zeit herauskommt und gewappnet ist für die Zukunft!»

Die Präsidentin verweist auf die dafür notwenigen Rahmenbedingungen hin, wie flächendeckendes Testen und Impfen, da könne und müsse noch mehr gehen. Dann braucht es ein international anerkanntes Zertifikat, damit Reisebeschränkungen und Quarantäneregeln fallen, Gastronomiebetriebe wieder öffnen können und Veranstaltungen wieder durchführbar werden.

Die Schweiz sei grundsätzlich gut durch die Krise gekommen, aber sie ist noch nicht am Ziel. Behörden und Bevölkerung müssen nun noch einmal alle Kraft mobilisieren um das Ziel zu erreichen und dies bedeutet «Testen, Testen, Testend» und «Impfen, Impfen, Impfen». Da könne, ja da müsse noch mehr gehen.

Sobald die Reiseeinschränkungen fallen, wird die Marketingschlacht und grosse Märkte werden viel Geld in die Rückgewinnung ihrer Marktanteile investieren. Deshalb präsentiert Schweiz Tourismus dem Bund die Fortsetzung des «Recovery Plan» für die Jahre 2023 – 2024.

Grusswort von Bundespräsident und Wirtschaftsminister Guy Parmelin
Bundespräsident Guy Parmelin
© Monika Flueckiger

Der Bundespräsident anerkennt, dass die Tourismusbranche eine der am stärksten betroffenen Branchen ist und dokumentiert dies mit einigen Zahlen zu den Einbrüchen bei Logiernächten aber auch zu den an die Branche geleisteten finanziellen Unterstützungen wie KAE, Covid-Kredite und Härtefallgelder. Sein Departement arbeite an den künftigen strategischen Grundlagen der Tourismuspolitik. Der Bundesrat wird Endes des Jahres hierzu Beschlüsse fassen und Parmelin beabsichtigt zusätzliche Mittel für den «Recovery Plan» für die Jahre 2023 – 2024 zu beantragen. «Lassen Sie uns mutig sein, Chancen wahrnehmen und zuversichtlich nach vorne blicken»! Mit diesen Worten schliesst der Bundespräsident sein Votum und wünscht einen erfolgreiche Ferientag 2021.

Blick in die Zukunft von ST Direktor Martin Nydegger
Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus

Niemand wisse was kommt, aber Schweiz Tourismus sei nahe an den Märkten durch seine Vertretungen, nahe an den Zahlen dank Marktforschung, nahe an den Instituten und der Wissenschaft und nahe am globalen Geschehen durch die globalen Netzwerke.
Mit der wichtigsten Aussage überhaupt, «Die Menschen können es kaum mehr erwarten zu reisen», beginnt sein Ausblick.

Die Niederlassungen spüren die Ungeduld bei den Reiseveranstaltern und bei den Konsumenten. Obwohl der Zeitpunkt noch vage ist, werden sich Freizeitreisen rasch wieder einpendeln. Jedoch wird sich das Reiseverhalten ändern. Das Jahr 2021 ist das Jahr der «advanced Travellers». Diese fordern Flexibilität und Kulanz und die Kurzfristigkeit wird bleiben. Deswegen müssen wir schnell und flexibel sein und einige von uns müssen dies noch werden. Weniger häufige, dafür aber längere Reisen, der Wunsch nach Raum und Distanz und das verstärkte Bedürfnis nach Information und Beratung sind weitere Trends.

Bereits im Frühsommer sollen Gäste aus den Nachbarländern, mit Auto oder Zug, wieder in die Schweiz reisen. Danach, im Sommer folgen die Gäste aus den restlichen Europäischen Ländern per Flugzeug und im Spätsommer/Herbst werden uns erstmals wieder amerikanische und asiatische Gäste besuchen.

Wunschdenken und zum Teil auch Idealismus verleitet dazu, massive Veränderungen im Reiseverhalten zu prognostizieren. Martin Nydegger glaubt aber nicht an längerfristige tektonische Verschiebungen sondern bestenfalls an solche in tieferen Prozentbereichen. Langfristig werden sich die Marktanteile wieder auf 45 Prozent inländische, 35 Prozent europäische und 20 Prozent Gäste aus Übersee einpendeln.

Dies gilt allerdings nur für den Leisure Tourismus, den der Geschäftsreiseverkehr tickt anders. Obwohl auch dieser Sektor nach der Durchimpfung wieder in Gang kommen wird, muss davon ausgegangen werden, dass dieser sich längerfristig bei 70-80 Prozent im Vergleich zu 2019 einpendeln wird. Die Marktteilnehmer in diesem Sektor müssen sich mit den Strategien Penetration, Adaption oder Exit an diese geänderten Bedingungen anpassen.

In Deutschland werden beispielsweise Messehallen in Warenlager für Online-Händler umgenutzt, in Skandinavien Hotels in Co-Living-Spaces oder Alterszentren. Trotzdem bestehen auch Chancen, denn auch Geschäftsleute vermissen die zwischenmenschliche Interaktion, welche durch Videocalls nicht ersetzt werden kann.

Im «Recovery Plan» für 2021 stehen für das internationale Marketing 18 Millionen Franken zur Verfügung. ST wird keine einzige Niederlassung schliessen, gegebenenfalls sogar das Netzwerk auszudehnen um noch näher bei den internationalen Partnern zu sein.

Mit einem dringlichen Appell an die Branche schliesst Martin Nydegger sein Votum ab. Um auf die Zukunft vorbereitet zu sein, müssen die touristischen Anbieter der Schweiz drei Disziplinen trainieren. «Convenient» – bequemer muss die Schweiz werden, «Sustainable» – nachhaltiger muss die Schweiz werden und «Style» – schöner muss die touristische Schweiz werden. «Convenient» bedingt Investitionen in die Digitalisierung um die customer journey bequemer zu gestalten. «Sustainable» weil nachhaltiger Tourismus kein Trend sondern ein Ausschlusskriterium ist. «Style» weil die Schweiz eine hochpreise Destination ist, ist Stil, Ästhetik und Schönheit von grösster Wichtigkeit.

Eine kleine Weltreise mit dem Leiter Märkte Urs Eberhard

In einer attraktiven Präsentation reist Urs Eberhard von Niederlassung zu Niederlassung von Schweiz Tourismus auf allen fünf Kontinenten. Die Leiter der einzelnen Niederlassungen erklären kurz die Situation ihrer Märkte und die Aktivitäten, welche sie im Rahmen des «Recovery Plan» unternehmen, um als Tourismusland Schweiz Präsenz zu markieren und dies in den Fokus zu rücken.

Ein eindrückliches Beispiel ist Polen. Dank der Aktivitäten der Niederlassung in Warschau, insbesondere deren Zusammenarbeit mit Reiseveranstaltern, Presse und Influencer, sind die Übernachtungen von polnischen Gästen im Januar Februar 2021 gegenüber der Vorjahresperiode um sage und schreibes 65 Prozent gestiegen.
Generell setzen die Niederlassungen stark auf die Zusammenarbeit mit Multiplikatoren wie Reiseveranstalter, Reisebüros, Medien und Influencer.

Die Welt will wieder Reisen und die Welt wird wieder Reisen und die Niederlassungen von Schweiz Tourismus arbeiten proaktiv mit den Partnern zusammen, damit die Schweiz das Wunschziel der Reisewilligen wird.

Nachhaltigkeit und Marketing

Letizia Elia, Head of Business Development und André Hefti, Leiter Marketing & Productions, gaben im Anschluss Einblick in ihre Projekte. Letizia Elia erklärt, dass die Schweiz will die nachhaltigste Reisedestination weltweit werden will und  sich künftig über Nachhaltigkeit differenzieren wird. Dafür wurde die Strategie «swisstainable» eingeführt.
«Ich brauche Schweiz«, die im Heimmarkt bereits 2020 gestartete und 2021 nun international fortgesetzte, erfolgreiche Kampagne erläutert André Hefti in seinem Beitrag. (MICE-Tip)

Der Schweizer Ferientag 2022 soll am 12. und 13. April in Arosa stattfinden.