Wie aus der Krise neue Chancen entstehen

… und warum Zürich gerade jetzt auf Nachhaltigkeit und Kollaboration setzt: Vanessa Reis spricht mit Tanja Knecht.
Vanessa Reis Foto: The Circle Conference

Vanessa Reis, Leiterin des Zürich Convention Bureau, erklärt im Gespräch mit IMEX-Brand-Ambassador Tanja Knecht, warum in Zürich gerade jetzt auf Nachhaltigkeit und Co-Creation gesetzt wird.

Tanja: Wie bereitet Ihr Euch als Destination bzw. Stadt auf den Restart vor?
Vanessa: Für den Leisure Bereich haben wir derzeit eine Recovery Kampagne Zürich Wochen für den Sommer laufen. Fokus sind Gäste aus der DACH Region. Im MICE-Bereich schauen wir, wie sich die Märkte entwickeln und bleiben derzeit virtuell mit Kunden in Kontakt – haben ab September bereits einige Live-Events und Aktivitäten geplant. Hotel- und Lokalitäten-Partner unterstützen wir dieses Jahr, indem wir ihre Teilnehmergebühren teilweise übernehmen, damit sie an mehr Aktivitäten teilnehmen können.

Auch das Meet Europe Event (via Meet Germany) ist ein Teil der Recovery Strategie von Schweiz Tourismus, bei dem wir 3rd Party Events in Zürich hosten. Der Fokus wird dabei auf unseren Stärken und Schwerpunkten liegen, die wir gemeinsam mit unseren starken Partnern vorstellen werden.

Gibt es neue Projekte oder Innovationen, die durch die Krise bzw. während der Zeit des Stillstands entstanden sind?
Wir setzen für dieses Jahr voll auf Co-Creation und haben zwei neue Eventreihen lanciert. Die Zürich MICE Days finden im September statt und wir organisieren diese gemeinsam mit unseren Partnern zum ersten Mal. Der Fokus dieses Formats sind Eventplaner aus der DACH Region. Eine Idee, die einer unserer Hotelpartner letztes Jahr hatte und die wir nun umgesetzt haben.

Außerdem haben wir eine Eventreihe Zürich Plus in unseren Partnerregionen lanciert. Auch hier haben wir die Programme in Co-Creation erarbeitet. Vor allem kleinere Städte wecken derzeit bei Eventplanern aufgrund der Exklusivität Interesse.

Wir sind Teil der Hybrid City Alliance bei der sich CVB’s zusammengeschlossen haben, um Kunden für Großanlässe mit City Hubs aus einer Hand zu helfen. Zum einen glauben wir, dass hybride Events auch weiterhin in irgendeiner Form bestehen bleiben und zum anderen ist die Zusammenarbeit statt Konkurrenz mit anderen Destinationen wichtiger denn je. So können wir voneinander lernen und uns gegenseitig unterstützen und einen Mehrwert für Eventplaner bieten.

In dieselbe Richtung sind auch die Online-Events gegangen, welche Stuttgart, Salzburg und wir für Kunden gemacht haben. Wir wollten einen Mehrwert für Kunden bieten, dass sie statt einer, gleich drei Destinationen kennenlernen können und wir glauben nicht, dass wir in Konkurrenz stehen, sondern die Zusammenarbeit eine Bereicherung für alle sein kann.

Welches sind Eure drei wichtigsten Learnings dieser Pandemie, verbunden mit dem Stillstand unserer Branche – oder gerne auch Tipps – die Ihr teilen würdet? 
1. Virtuelle Meetings und Termine können eine bereichernde Ergänzung zu Sales Aktivitäten sein, vor allem für internationale Märkte, um so Flugemissionen zu reduzieren. Auch mit Blick auf den Zeitaspekt und z.B. die Präsentationsmöglichkeiten bei Sales Calls sind so ähnlich, dass man den Termin auch online wahrnehmen kann. Das ersetzt aber nicht die persönlichen Treffen, die Beziehung und das Vertrauen, welches man dabei aufbaut.

2. Destinationen wie Zürich überzeugen trotzdem am besten vor Ort, deswegen konzentrieren wir uns im kommenden Jahr umso mehr auf Studienreisen.

3. Allianzen und Co-Creation sind die Zukunft für nachhaltigere und bereichernde Kundenbeziehungen.

Wie integriert ihr das große Thema Nachhaltigkeit in Eure Strategie?
Wir sind ja bereits vor einigen Jahren mit dem Thema ‘nachhaltiger Tourismus’ gestartet und haben nachhaltige Studienreisen organisiert. Die Pandemie hat das Thema gestärkt und wir werden es nächstes Jahr bei allen Aktivitäten in den Vordergrund stellen. Es wird eine nachhaltige, übergeordnete Strategie geben und auch im MICE-Bereich werden wir das noch stärker implementieren.

Vanessa, Ihr seid mit Zürich ja auch beim beim GDS dabei – Was genau ist das und warum macht ihr dort mit?
Seit 2016 machen wir den Zertifizierungsprozess einmal pro Jahr mit. Der Global Destination Sustainability Index vergleicht Destinationen anhand von 70 Nachhaltigkeits-Kriterien. Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal selbst mit im Prozess und der Aufwand ist nicht ganz ohne, aber es lohnt sich, um für das Thema zu sensibilisieren – intern wie extern. Wir sind mit Hotel- und Lokalitäten Partnern, Agenturen und Hochschulen im Kontakt und erfahren mehr über ihr nachhaltiges Engagement und können Zürich so positionieren. So können wir aber auch Partner untereinander vernetzen.

Das hört sich nach einer Menge herausfordernder, aber auch spannender Projekte und Themen an – ich wünsche Euch viel Erfolg und auch Inspiration bei Euren tollen Initiativen. Wir sehen uns spätestens auf der IMEX in Frankfurt 2022!

Quelle: IMEX Group