Zuversicht herrscht

Schweizer Tourismusanbieter schauen zuversichtlich auf die Wintersaison 2023/2024.
Gute Schneeverhältnisse sorgen für Zuversicht unter den Schweizer Tourismusanbieter ©Fredheim Fotos

Obwohl der Schnee vom ersten Dezemberwochenende nach dem Regen und dem wärmeren Temperaturen im wahrsten Sinne des Wortes bereits wieder ‘Schnee von gestern’ ist, herrscht gemäss einer Umfrage unter den Tourismusanbietern von Schweiz Tourismums (ST) Zuversicht was das Wintergeschäft betrifft.

Grösste Herausforderung Wetter und Schneemangel

Die indikative Pulsmessung fand bereits Ende November statt und zeigt insgesamt Zuversicht. Als grösste Herausforderung bezeichnen die Bergdestinationen nicht überraschend Wetter und Schneelage – und dies obwohl bereits früh genug Schnee für die Pistenvorbereitung gefallen war und die Schweiz sich schon Ende November winterlich zeigte. Generell und vor allem in den Städten nennen die Touristiker die Wirtschaftslage in den europäischen Herkunftsländern, die globalen Krisenherde und den Fachkräftemangel als zentrale Herausforderungen.

Wachstum über die Feiertage

Im Vergleich zur Vorjahresperiode gehen die Unterkunftsanbieter über Weihnachten und Neujahr von einem Wachstum von 3% aus, in den Bergen sogar +3.5%. Auffallend ist dabei, dass der Buchungsstand für die Feiertage in den Bergen momentan ‘nur’ 1% über dem Vorjahr liegt. Dies zeigt, dass – obwohl bereits sehr gut gebucht – viele Beherbergungsbetriebe in den Bergen auch noch auf kurzfristige Buchungen für die Feiertage zählen.

Die Zahl der Übernachtungen von Schweizer Gästen dürfte gemäss den Erwartungen der Branche etwa im gleichen Masse zunehmen wie jene der Ferienreisenden aus Europa (primär aus Deutschland, den Benelux-Staaten, Frankreich, aber auch Grossbritannien sowie Italien). «Wir verzeichnen generell einen Nachfrageüberschuss über die Feiertage», meldet etwa Daniel Dommann, Geschäftsführer der Sportbahnen Melchsee-Frutt (OW).

Aber aufgrund der letztjährigen Wetterkapriolen gab es damals kurzfristig freie Betten, weshalb die Zuversicht aufgrund des vielen bereits gefallenen Schnees für die kommenden Feiertage gross ist: «Die Schnee- und Wetterverhältnisse im letzten Jahr an Weihnachten waren nicht optimal. Daher erhoffen wir uns in diesem Jahr ein Plus», so Josianne Karlen von Heidadorf Visperterminen Tourismus (VS) stellvertretend für viele.

Zuversicht angesichts Schneemenge, Sorgen wegen Wirtschaftslage in Europa

Auch für den gesamten Winter erwarten die Übernachtungsanbieter ein Wachstum von 3% im Vergleich zur Saison 2022/2023. Und bei den Tagesausflügen sehen die Befragten 5.5% plus, wobei die Anbieter im Flachland eher noch optimistischer sind. Stellvertretend dafür meint etwa Werner Lüönd, Leiter Marketing und Sales, Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees: «Wir verzeichnen eine erfreuliche Nachfrage nach kulinarischen Schifffahrten wie z.B. nach dem Fondue-Schiff».

Die Unsicherheit bezüglich der Schneelage beschäftigt die Bergdestinationen. Angesichts des – bezüglich Schneemenge – vielversprechenden Saisonstarts überwiegt dabei aber die Zuversicht, vor allem bei den eher tief gelegenen Skigebieten. So meint etwa Sophie Nidegger, Projektkoordinatorin TéléCharmey (FR): «Wenn der Schnee kommt, erwarten wir bei unseren Frequenzen sogar 12 % mehr als im vergangenen Jahr». Auch in Lenzerheide (GR) ist man zuversichtlich: «Die Ticketvorverkäufe und Buchungen laufen gut. Wenn Wetter- und Schneebedingungen stimmen, gehen wir davon aus, dass wir an die Rekordjahre der letzten drei Jahre anknüpfen können», so Marc Schlüssel, CMO, Lenzerheide Marketing & Support AG.

Sorgenfalten bereitet die Wirtschaftslage in Europa mit Inflation und steigenden Preisen. In der Ostschweiz fürchtet man beispielsweise um die wichtigen Tagesgäste aus dem grenznahen Ausland, und die Walliser Hoteliers sehen eine verringerte Kaufkraft in Europa und somit die Gefahr von weniger und kürzeren Schweiz-Ferien. Auch die globalen Konflikte bleiben nicht ohne Einfluss: «Die weltpolitische Lage kann da noch einen Strich durch die Rechnung machen. Die US-Gäste, welche uns gut besuchen, reagieren sensibel auf den Nahostkonflikt», weiss Thomas Christen, Tourismusdirektor Andermatt (UR).

Winter im beliebter in Überseemärkten

Immer mehr Touristiker erwarten ein Wachstum vor allem bei den alternativen Schneesportarten und einem breiten Spektrum von Winteraktivitäten. Sie reagieren damit auch auf neue Wintergäste aus Übersee. Neben allen Aktivitäten im Heimmarkt Schweiz sowie den klassischen europäischen Wintermärkten promotet ST deshalb den Schweizer Winter auch in Fernmärkten mit Potential.

In Brasilien ist der Winter bereits die begehrteste Reisesaison für die Schweiz, und Januar der Spitzenmonat für die brasilianischen Gäste. ST arbeitet diesen Winter mit dem berühmten Social Club ‘Clube Hebraica’ in São Paulo zusammen und zeigt dort die winterliche Schweiz mit Chalet und überlebensgrosser Schneekugel.

In fünf Städten in ganz China fand die ‘Swiss Winter Roadshow’ statt, wo gemeinsam mit der Schweizer Botschaft und Schweizer Partnerdestinationen lokalen Medien und wichtigen Reiseveranstaltern das Schweizer Pistenangebot präsentiert wurde.

In den Golfstaaten steht bereits im fünften Jahr in Folge eine Kooperation mit dem Wintersportverband der Vereinigten Arabischen Emirate im Fokus: Schweizer Skiathletinnen stellen in Dubai den Schweizer Winter ins Schaufenster, arabische Pistensportler werden in die Schweiz eingeladen, um für ihre Communities den Original-Winter zu erleben.

Der Leichtathlet Neeraj Chopra, ST-Markenbotschafter in Indien, wird Anfang 2024 zum ersten Mal auch den Schweizer Winter bereisen, geplant sind ein Aufenthalt und Shootings in den Bergen. (MICE-tip)