Bei Boeing ist der Wurm drin

Der US-Flugzeughersteller ist wieder in den Schlagzeilen – diesmal geht es um mangelnde Sicherheitsinspektionen beim Dreamliner.
In den Boeing Werken wurden sicherheitsrelevante Inspektionen am Dreamliner 787 offenbar ungenügend oder gar nicht ausgeführt. ©Boeing

Die schlechten Nachrichten bei Boeing reissen nicht ab: Im Januar verlor eine Boeing 737 Max von Alaska Airlines im Flug ein Rumpfpaneel, was grosses öffentliche Aufsehen punkto der Sicherheitswahrnehmung beim Flugzeugbauer mit sich brachte. Ein neuerlicher Vorfall trägt nun nicht gerade zur Entspannung der Situation bei: Im Dreamliner-Werk North Charleston im US-Bundesstaat South Carolina sollen Angestellte offenbar Inspektionen protokolliert haben, die sie gar nicht vorgenommen haben.

Scott Stocker, Generaldirektor des Werkes, informierte Ende April das Personal, dass laute einem Mitarbeiter vorgeschriebene Tests an der Verbindung und elektrischen Erdung zwischen Tragfläche und Rumpf nicht durchgeführt, wohl aber im Protokoll als ausgeführt vermerkt worden waren.

«Nach Erhalt des Berichts überprüften wir die Angelegenheit schnell und erfuhren, dass mehrere Personen gegen die Unternehmensrichtlinien verstossen hatten, indem sie einen vorgeschriebenen Test nicht durchführten, die Arbeit aber als abgeschlossen protokollierten», zitiert die Zeitung ‘Seattle Times’ aus dem Schreiben von Stocker.

Das Boeing-Ingenieurteam sei laut Stocker zum Schluss gekommen, dass dieses Fehlverhalten «kein unmittelbares Sicherheitsproblem für den Flug darstellt». Es habe aber Folgen für den Produktionsablauf und den Bauprozess – und somit seien sowohl Kunden als auch ANgestellte von diesem Fehlverhalten betroffen.

Boeing hat den Fall ordnungsgemäss der Luftfahrtbehörde FAA gemeldet, die eine Untersuchung eingeleitet hat. «Die FAA untersucht, ob Boeing die Inspektionen abgeschlossen hat und ob Mitarbeiter des Unternehmens möglicherweise Flugzeugprotokolle gefälscht haben», lässt die Luftfahrtbehörde wissen.

Boeing sei dem Mitarbeiter, der den Verstoss gemeldet habe, sehr dankbar und werde alle Dreamliner, die sich noch im Produktionssystem befänden überprüfen. Die FFA verlangt zudem vom Flugzeughersteller einen Plan für die Überprüfung aller bereits im Einsatz befindlichen Dreamliner.

Der Generaldirektor des Dreamlinerwerkes Scott Stocker kündigte abschliessend «rasche und ernsthafte Korrekturmassnahmen» an. (TI)