Kommt es in Deutschland zur Elefantenhochzeit?

FTI ist gemäss der deutschen Wirtschaftszeitung «Handelsblatt» im Übernahmevisier von DER Touristik.
DER Touristik verhandelt Übernahme der FTI Group ©Shutterstock

Gemäss dem Bericht des «Handelsblatt» sind die Verhandlungen zwischen der zum Rewe-Konzern gehörenden DER Touristik Group und der FTI Group in fortgeschrittenem Stadium. Die Publikation bezieht sich dabei auf mehrere mit der anvisierten Übernahme vertraute Personen. Zuvor soll der amerikanische Finanzinvestor Certares, der ebenfalls an FTI interessiert war, gemäss einem Bericht in der «FVW» abgesprungen sein.

Schuldenschnitt ist Voraussetzung

Ob die Übernahme zustande kommt, hängt von einem massiven Schuldenschnitt, einem sogenannten ‘Hair Cut’, ab. Ein solcher ist für den Rewe-Konzern eine Voraussetzung für einen Zusammenschluss.

Da der Deutsche Staat während der Pandemie FTI mit Bürgschaften, stillen Einlagen und Krediten in einer Gesamthöhe von mehr als EUR 500 Mio. unterstützte, würde ein solcher Schuldenschnitt auch zu Lasten des deutschen Steuerzahlers gehen.

Die FTI Group ist heute mehrheitlich im Besitz der ägyptischen Familie Sawiris, nachdem Samih Sawiris während der Corona-Krise seinen Anteil von 33,7% auf 75,1% aufstockte und diese in der Zwischenzeit seinem Sohn Naguib übertrug. Diese Kapitalerhöhung war eine Voraussetzung für die Unterstützungsmassnahmen durch den Deutschen Staat. Alles in allem sollen auf der FTI Group Schulden von einer Milliarde Euro lasten. Mit dem Schuldenschnitt soll die Hälfte des Schuldenbetrags gestrichen werden.

Wie sieht es wettbewerbsrechtlich aus?

Bei den beiden Playern handelt es sich um den zweit- und den drittgrössten Touristikkonzern in EU-Europa. Zu dem Zweck plane Rewe im Fall einer erfolgreichen Übernahme eine Holding für beide Veranstalter, berichtet das «Handelsblatt». Hier sollte auch Certares eine tragende Rolle spielen, die als Minderheitsgesellschafter eingebunden werden sollten. Ein neuer Finanzinvestor ist bislang offenbar nicht in Sicht. Laut «FVW» könnte die Fusion, sollte sie stattfinden, auch kartellrechtlich durchgehen, da es mit TUI in Deutschland einen starken Marktführer gäbe.

Die FTI-Geschäftsführung versendete zudem am 12. Januar ein Rundschreiben an die Belegschaft und versuchte, die Mitarbeitenden zu beruhigen. Laut des Schreibens handele es sich bei den Meldungen um die Übernahme um reine Spekulationen. (TI)