Der Berg ruft

Martin Sturzenegger, derzeit Direktor Zürich Tourismus, wird Ende Jahr Geschäftsführer der Säntis-Schwebebahn.
Martin Sturzenegger © TRAVEL INSIDE

Die Autos und Lastwagen brausen ohne Unterbruch am Bürogebäude an der Gessnerallee 3, unweit des Zürcher Hauptbahnhofes, vorbei. Es ist der Noch-Arbeitsplatz von Martin Sturzenegger, dem Direktor von Zürich Tourismus.

Wenn er ab dem 1. Dezember 2021 aus seinem Büro ins Freie tritt, trifft er nicht mehr auf den Puls und den Verkehr der Grossstadt. Dafür findet er sich inmitten der malerischen Berglandschaft auf der Schwägalp wieder. Der 48-Jährige wird neuer Geschäftsführer der Säntis-Schwebebahn AG und damit Nachfolger von Bruno Vattioni, der nach 20 Jahren im Betrieb pensioniert wird.

Ein Fan von Zäsuren

Von der Stadt auf den Berg: Es ist für Aussenstehende ein Schritt, der zum Staunen anregt. Für die Weggefährten von Martin Sturzenegger kommt sein Handeln zwar zu einem speziellen Zeitpunkt, aber nicht überraschend. Denn er ist laut eigener Aussage ein Fan von Zäsuren. Das beweist der bisherige Lebensweg des Stadtzürchers: Dem Germanistik-Studium kam das Mitaufbauen einer Velokurier- Firma in den Weg. Es folgten Stationen bei der damaligen Swissair und bei den SBB in Bern.

«Die Arbeit wurde aber immer konzeptioneller, was mir weniger zusagte. Ich beschäftige mich lieber mit Menschen», sagt er. Leute führen, zählt er dann auch zu seinen grossen Stärken. Also wechselte er ein erstes Mal von der Stadt in die Berge und wurde Leiter Vertrieb und Marketing bei der Rhätischen Bahn (RhB) und zugleich Mitglied der Geschäftsleitung.

Nach vier Jahren ging er 2013 als Direktor zu Zürich Tourismus und führte die Organisation aus chaotischen Umständen, halbierte die Fluktuation bei den Mitarbeitenden, erhöhte die Mitarbeitenden-Zufriedenheit und sorgte dafür, wie in der Medienmitteilung zu seinem Abgang zu lesen war, dass sich «Gesicht und Geist von Zürich Tourismus veränderten». Sturzenegger sagt: «Ich habe hier ein unheimlich tolles Team und fühle mich wohl in Zürich. Aber ich gehe lieber, wenn es gut läuft und nicht, wenn man mir nach vielen Jahren sagt, es wäre langsam aber sicher Zeit dafür.»

Riesiges Potenzial
Säntis, Kabinen im Sommer.
© Seilbahnen Schweiz

Nachdem der Verwaltungsrat der Säntis-Schwebebahn AG auf ihn zugekommen war, sei er zunächst skeptisch gewesen. Von Gespräch zu Gespräch sei die Faszination aber gestiegen, sagt er. «Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren mit dem neuen Restaurant und Hotel auf der Schwägalp viel Mut bewiesen. Das hat mich beeindruckt. Ich sehe ein riesiges Potenzial und die Bereitschaft, etwas zu wagen.» Bald schon steht auch ein erstes grosses Projekt an. Denn die Schwebebahn müsse relativ bald erneuert werden.

Fremd ist ihm die Gegend keineswegs. Seine Mutter stammt aus Alt St.Johann, der Vater aus Walzenhausen. Als Kind verbrachte er viel Zeit rund um den 2502 Meter hohen Säntis. Später war er dann mit seiner Frau und den beiden Kindern oft im Reka-Dorf Urnäsch in den Ferien.

Erlebniswelt mit Menschlichkeit

Nicht in die Karten blicken lässt sich Martin Sturzenegger im Hinblick auf Ideen und Ziele. «Klar ist, dass die Säntis-Schwebebahn AG wachsen und wie jedes andere Unternehmen mehr Umsatz generieren will. Das aber auf nachhaltige Art und Weise.» Eine Invasion von Cars mit Gästen aus dem asiatischen Raum wird es also ebenso wenig geben wie einen Bärenpark. «Mein Team und ich müssen zusammen herausfinden, wofür der Berg Säntis und der magische Kraftort Schwägalp stehen sollen.»

Am 1. Dezember geht es also los für Martin Sturzenegger, der in der Region vorerst eine Mietwohnung beziehen und die Wochenenden bei seiner Familie in Zürich verbringen wird. Seiner neuen Aufgabe, die Säntis-Schwebebahn AG in ein neues Zeitalter zu führen, schaue er mit grosser Freude, aber auch Respekt entgegen.

(Markus Fässler)