«Die Klimerwärmung könnte dem Sommertourismus nützen»

Am zweiten Nachhaltigkeitstag vom SRV sprach Prof. Dr. Reto Knutti über die Herausforderungen.
Die Protagonisten des SRV-Nachhaltigkeitstages (von links): Geschäftsführer Walter Kunz, Präsident Max E. Katz, Prof. Dr. Reto Knutti und Fachgruppen-Chef und Organisator Roland Schmid.

Nach 2016 fand am Donnerstag der zweite Nachhaltigkeitstag des Schweizer Reise-Verbands (SRV) im Zürcher Technopark statt. Rund 80 Reisefachleute nahmen am Anlass teil, der von 13 bis 18 Uhr dauerte und mit einem Apéro endete.

Zu den Leitthemen zählten Klimawandel, Overtourism, (Plastik-)Verschmutzung und die Einhaltung der Menschenrechte in der Reisebranche. Die Anwesenden erhielten in interaktiven Workshops praktische Tipps und Hinweise zu nachhaltigem Reisen und Verhalten. Der SRV setzt sich bereits seit fünf Jahren für nachhaltigen Tourismus ein. Für die diesjährige Ausgabe hat er Praktiker und Spezialisten aus dem Bereich eingeladen.

«Die Klimerwärmung könnte dem Sommertourismus nützen»

SRV Präsident Max E. Katz sprach kurz über die Herausforderungen: «Menschen sollen in Zukunft auch in einer intakten Umwelt leben. Deshalb müssen wir glaubwürdig handeln und die Klimaziele verfolge». Mit der Frage, ob der Klimawandel ein medialer Hype sei oder Wirklichkeit, übergab er das Wort an den prominenten Gast Prof. Dr. Reto Knutti, Klimaforscher von der ETH. Dieser sprach in seinem Vortrag über den aktuellen Stand der Dinge, zukünftige Entwicklungen und die Auswirkungen auf den Tourismus.

Die globale Erwärmung sei aus Sicht der Wissenschaft «eindeutig» und der Mensch sei der grösste Verursacher für die langfristigen Veränderungen. Die Konzentration von Methan und CO2 sei auf Rekordhöhe. «Der Klimawandel ist schon da», sagte er. Die Erwärmung werde auch auf den Tourismus Auswirkungen haben. Wenn mal die Gletscher fast ganz zurückgehen – was Ende Jahr der Fall sein könnte – werde der Wintertourismus darunter leiden. Die Erwärmung könnte sich aber positiv auf den Sommertourismus auswirken. Je länger man aber warte, um etwas gegen den Klimawandel zu tun, desto teurer werde es für die Staaten.

«Flugtaxen bringen nicht viel»

Fliegen sei besonders schlimm, weil es im Vergleich zu den Länderemissionen mehr CO2 ausstosse. Doch es seien nicht alle Flüge und Routen gleich «schlimm». Zum Beispiel stiessen ältere Flugzeuge mehr Emissionen aus als neuere. Aus seiner Sicht bringen Flugtaxen nicht wirklich viel, weil sie keine Kompensationen sind. 10 bis 20 CHF mehr würden die Leute nicht vom Fliegen abhalten. «Die Taxen bringen nur was, wenn man ganz aufs Fliegen verzichtet», so Knutti.

Der Lenkungseffekt sei nicht genügend, man müsste die Taxen erhöhen, um was zu bewirken. «Die Nachfrage würde mit einer solchen Steuer um 5% sinken, doch die Nachfrage nach Flügen steigt um etwa 5% pro Jahr, was das ganze wieder relativiert.» Man müsste mehr Innovation und Technologie in Flieger stecken. Für die Klimaziele von Paris müsse die CO2-Emissionen in wenigen Jahrzehnten auf Null sein. Die momentan Zusagen seien aber nicht genügend.

Alle müssen an einem Strang ziehen

Des weiteren sprach Nina Sadheva von akte Schweiz über die Sustainable Development Goals und stellte die Plattform www.fairunterwegs.org, die nützliche Infos für die Agenten beeinhaltet. «Um die Ziele zu erreichen, muss man die Chefs sowie auch die Shareholder in den Prozess einbinden», sagte sie.

Nach den zwei Gastreferaten erhielten die Gäste in drei verschiedenen Workshops mehr Einblicke in die Thematik. Unter anderem, wie man nachhaltige Produkte den Kunden verkauft. Zudem gab es Tipps zum nachhaltigen Reisen. Reise man weniger weit als 800 km, sollte man Bahn oder Bus nehmen. Über 800 km müsse man mindestens eine Woche bleiben und ab 3800 km mindestens zwei Wochen. Ausserdem, sollte man Direktflüge wählen, weil dies weniger CO2 ausstosse. Es sollte ausserdem auf grüne Airlines und zertifizierte Unterkünfte geachtet werden. (MAZ)