Braucht Mallorca den Massentourismus?

Philippe Erhart, CEO Universal Reisen, zur Ausbreitung der Delta-Variante auf der Insel.
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Philippe Erhart, CEO Universal ©màd

Mallorca ist weit mehr als nur Ballermann und Sauf-Tourismus. Und doch wird die beliebte Baleareninsel immer wieder darauf reduziert. Das ärgert Philippe Erhart, CEO Universal Reisen.

Doch ist der Ballermann Schuld an den steigenden Covid-19-Fallzahlen, sind die Schutzmassnahmen ausreichend und braucht Mallorca den Massentourismus überhaupt noch. Der Universal Reisen-Chef äussert sich zu den Fragen von TRAVEL INSIDE.

Mehr zu Universal Reisen und wie der Mallorca-Spezialist die Krise bewältigte, lesen Sie hier und im Interview in der aktuellen Print-Ausgabe des TRAVEL INSIDE.


Herr Erhart, welche Schutzmassnahmen sind jetzt in Mallorca noch zu beachten? 

Die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit ist gefallen. In geschlossenen Räumen gilt sie nach wie vor, auch im Hotel, beispielsweise im Speisesaal. Es sind einige Bedingungen, die Touristen nicht direkt betreffen – wie die Anzahl Personen pro Tisch in einem Restaurant. Ob 10 oder 12 ist da eigentlich irrelevant. Eigentlich muss man wirklich nicht mehr viel beachten. Es wird sehr an die Eigenverantwortlichkeit appelliert. 

Funktionieren die vorhandenen Schutzmassnahmen und werden sie auch eingehalten? 

Die Disziplin auf Mallorca ist sehr viel höher als in der Schweiz. Über die gesamte Zeit wurden die behördlichen Anweisungen viel konsequenter umgesetzt und waren auch akzeptierter als bei uns. Es gibt keine Corona-Skeptiker-Bewegung auf Mallorca. Gleiches gilt auch bei den Impfungen. Dass sich Mallorquiner nicht impfen lassen wollen, ist überhaupt kein Thema. Das hat mich auch persönlich sehr gefreut, wie konsequent Mallorca mit Covid-19 umgegangen ist und noch immer umgeht. 

Jetzt wo die Freiheit wieder greifbar ist, gibt es aber auch viele junge Leute, die das auch ausnutzen und dies hilft nicht die Situation unter Kontrolle zu halten. 

Wird am Ballermann zu wenig für den Schutz vor Covid-19 gemacht? 

Ja, es gibt zwar schon ein Polizeiaufgebot, das die Massnahmen prüft und beobachtet, ob diese auch eingehalten werden. Aber es ist ein schwieriges Thema. Viele Leute wehren sich und fühlen sich in ihrer Persönlichkeit eingeschränkt. Da sind den Behörden und der Polizei oft die Hände gebunden.  

Käme es Ihnen entgegen, wenn der Massentourismus auf Mallorca aussterben würde? 

Mallorca sucht vor allem den Sauf-Tourismus nicht mehr. Solche Exzesse will man nicht mehr und die Regierung versucht diese mit Verordnungen auch zu vermeiden. Aber ganz vermeiden lässt sich das nicht, höchstens einschränken.  

Braucht Mallorca diesen Tourismus denn nicht? 

Natürlich generiert auch dieser Tourismus Umsatz. Einen Teil brauchen wir vielleicht schon, aber auf jeden Fall nicht mehr in diesem Ausmass. Diese Pandemie sollte uns vor Augen geführt haben, dass gewisse Dinge einfach nicht mehr sein dürfen. Ein solcher Punkt sind zum Beispiel die Kreuzfahrtschiffe. Da gab es Tage, wo fünf bis sechs Schiffe zur gleichen Zeit ankamen und die Insel kurzerhand mit Menschen überschwemmten. Sowas geht einfach nicht mehr. Dafür braucht es dringend neue Lösungen. 

Befürchten Sie, dass Mallorca wieder zur alten Ballermann-Normalität zurückfällt? 

Das ist schwierig zu beantworten. Es wird sicher so sein, dass auch diese Leute wieder nach Mallorca in die Ferien möchten. Es ist die Frage, wie weit die Regierung dagegenhalten und den Tourismus in neue Bahnen lenken kann. Als der Ballermann wieder seine Tore öffnete, mussten sich Gäste für den Einlass in die Bierhallen registrieren lassen. Das ist sicher ein Anfang. Doch auch das ist schwierig auf Dauer umzusetzen. Am Strand ist es noch schwieriger – da kann man kaum etwas kontrollieren. Wichtig ist, dass der Alkoholausschank in Supermärkten zu bestimmten Zeiten verboten wird. Ich bin aber nicht so blauäugig und denke, dass dies alles verschwinden wird. Der Ballermann wird wieder zurückkehren. 

(Interview: Yannick Suter)