Covid-Impfung heizt Cruise-Restart an

Plötzlich wird es hektisch auf See: Bald geht es auch in Grossbritannien und in der Karibik wieder los – aber nicht für alle. Der aktuelle Überblick.
Erste Karibik-Kreuzfahrten – nur mit Covid-Impfung. © BE
Beat Eichenberger, TRAVEL INSIDE Cruise-Spezialist

In Europa sind derzeit vereinzelte Schiffe von MSC Cruises (MSC Grandiosa in Italien), TUI Cruises (Mein Schiff 1 und 2 in den Kanaren) und Hapag-Lloyd Cruises (Europa 2 in den Kanaren) unterwegs.

Am 20. März ging es auch für Aida mit der Aida Perla in den Kanaren wieder los, und am 27. März wird Costa mit der Costa Smeralda und Italien-Fahrten neu starten.

Allerdings sind nicht in jedem Falle Schweizer Gäste an Bord zugelassen, wie TRAVEL INSIDE kürzlich berichtete.

Östliches Mittelmeer – das nächste Ziel

Bald dürften weitere Schiffe und Destinationen folgen, aller Voraussicht nach zuerst von europäischen Reedereien im östlichen Mittelmeer mit Zielen in Kroatien und Griechenland. So hat MSC angekündigt, nebst der MSC Grandiosa ab 1. Mai auch die MSC Seashore auf Italien/Malta-Fahrten einzusetzen. Und ebenfalls ab Mai plant MSC wieder Kreuzfahrten ins östliche Mittelmeer – Details stehen noch aus.

Auch Costa, die in knapp einer Woche mit der Costa Smeralda erneut loslegt, will ab 2. Mai mit der Costa Luminosa ein zweites Schiff einsetzen. Geplant sind einwöchige Seereisen nach Griechenland und Kroatien. Hapag-Lloyd Cruises visiert ebenfalls verbindlich das östliche Mittelmeer an: Die Europa 2 verlässt am 1. Mai die Kanaren und legt bis Ende Juni Seereisen ab Dubrovnik und Heraklion auf.

Mit einem speziellen Programm überrascht die amerikanische Royal Caribbean Int.: Ab Mai wird die brandneue Odyssey of the Seas in Haifa stationiert, von wo aus sie eine Serie von kürzeren und längeren Fahrten ins östliche Mittelmeer auflegt – aber ausschliesslich für geimpfte Israelis.

Für die europäischen Reedereien ist eine Covid-Impfung im Moment aber noch kein Thema, für Einschränkungen sorgen vor allem noch nationale Reise-Restriktionen. Verlangt wird aber von allen Reedereien ein negativer PCR-Test. Es zeichnet sich ab, dass wohl weiterhin ein Test, alternativ auch eine Impfung oder der Nachweis einer überstandenen Erkrankung den Zutritt aufs Schiff ermöglichen werden. Und selbstverständlich dürften noch für einige Zeit überall die strikten (und bewährten) Covid-Konzepte gelten, inklusive Ausflüge in der geschützten «Bubble».

Britische Inseln – aber nur für die Briten

In den Fokus der Industrie ist nun plötzlich Grossbritannien geraten, wo noch ein Cruise-Verbot gilt. Dieses dürfte mit der Ankündigung der Regierung, ab dem 17. Mai die Reise-Restriktionen zu lockern, für nationale Kreuzfahrten aufgehoben werden. Grossbritannien gehört zu den Ländern mit den am weitesten fortgeschrittenen Impfprogrammen und ist zudem hinter Deutschland der zweitgrösste Cuise-Markt Europas.

Diese Perspektive rief in den letzten Tagen umgehend verschiedene Reedereien auf den Plan: Neue Programme entlang der britischen Küsten, mit oder ohne Landgang, wurden fast im Stundentakt veröffentlicht. Soweit bereits kommuniziert, werden diese Seereisen aber (vorläufig) exklusiv nur für den britischen Markt aufgelegt, oft in Verbindung mit einer obligatorischen Covid-Impfung.

Dies hat etwa P&O Cruises angekündigt, die Ende Juni ab Southampton mit der Britannia auf Kurzreisen starten will, ab August zusätzlich mit der neuen Iona auf längeren Fahrten bis Schottland. Auch Princess Cruises will offenbar ab Juni mit der Regal Princess, ab Ende August mit der Sky Princess exklusiv für geimpfte Briten in See stechen. Dass ausschliesslich geimpfte Gäste an Bord zugelassen werden, hat zudem schon zuvor Saga Cruises beschlossen; der Restart soll im August erfolgen.

Fred Olsen Cruise Line will ab dem 5. Juli mit der Borealis und Bolette Fahrten ab Dover und Liverpool rund um die britischen Inseln anbieten, zum Thema Impfung liegen noch keine Details vor. Dasselbe gilt für Cunard, die sommerliche UK-Fahrten mit der Queen Elizabeth ab Southampton angekündigt hat.

Bereits für den 20. Mai hat MSC Cruises Kreuzfahrten exklusiv für britische Gäste geplant. Vorgesehen sind vorerst Kurzkreuzfahrten ab Southampton, später auch einwöchige Seereisen mit Bubble-Ausflügen. Eine Impfung ist bei MSC nicht obligatorisch, alternativ wird auch ein negativer PCR-Test akzeptiert. Dasselbe gilt ebenso bei Viking Ocean, die ab 22. Mai einige Küstenfahrten ab Portsmouth mit der neuen Viking Venus plant. Crew und Gäste sollen täglich getestet werden.

Die Karibik – ab karibischen Häfen

In Nordamerika verharrt fast die ganze Cruise-Industrie aufgrund der strikten Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde CDC nach wie vor in einem Shutdown. Eben hat Norwegian Cruise Line Holdings die Betriebspause um einen weiteren Monat bis Ende Juni verlängert. Das gilt für Norwegian Cruise Line, Oceania Cruises und Regent Seven Seas Cruises. Fast alle anderen Reedereien pausieren derzeit noch bis Ende Mai.

Kanada hat gar Kreuzfahrten mit Schiffen für mehr als 100 Passagieren in ihren Gewässern bis Ende Februar 2022 untersagt. Deshalb fällt die diesjährige Alaska- und Indian-Summer-Saison für grössere Schiffe wohl weitgehend aus.

Ein erster US-Neustart ist inzwischen aber gleichwohl erfolgt: American Cruise Lines hat mit der Independence entlang der US-Ostküste Fahrt aufgenommen. Das Schiff nimmt weniger als 250 Passagiere auf und fällt somit nicht unter die Vorschriften des CDC. Zudem fährt ACL unter amerikanischer Flagge und muss deshalb bei US-Reisen nicht zwingend einen ausländischen Hafen anlaufen.

Doch nun haben erste Grossreedereien einen Ausweg aus der schwierigen Situation gefunden: Sie starten Karibik-Kreuzfahrten nicht ab einem US-Hafen, sondern ab einem Hafen in der Karibik. Dies hat als erste Reederei die Luxus-Marke Crystal Cruises angekündigt, die ab 4. Juli mit der Crystal Serenity ab den Bahamas kreuzen will. Geplant sind längere Seereisen nach Zielen in den Bahamas ab Nassau und Bimini. Zugelassen werden nur geimpfte Gäste.

Bereits am 12. Juni will nun auch Royal Caribbean Int. ab den Bahamas loslegen. Mit der Adventure of the Seas sind bis August einwöchige Kreuzfahrten ab Nassau mit Besuch von Grand Bahama Island, Cozumel/Mexiko und der RCI-Privat-Insel Coco Cay geplant. Für die Einreise in die Bahamas ist u.a. ein PCR-Test notwendig, RCI verlangt zudem für erwachsene Passagiere eine Covid-Impfung.

Auch Celebrity Cruises hat bereits über einen Karibik-Restart informiert: Ab dem 5. Juni kreuzt die umfassend renovierte Celebrity Millennium ab St. Maarten auf zwei unterschiedlichen einwöchigen Routen nach Aruba, Curacao und Barbados, resp. Tortola, St. Lucia und Barbados. Zugelassen werden ausschliesslich geimpfte Passagiere (unter 18 Jahren PCR-Test), St. Maarten verlangt zudem einen PCR-Test. Weitere Reedereien dürften mit ähnlichen neuen Karibik-Angeboten folgen.

Was den Restart ab US-Häfen betrifft, wächst der Druck auf die CDC, die strikten Bestimmungen zu lockern. Wie erste Beispiele amerikanischer Reedereien zeigen, dürfte dabei eine Covid-Impfung eine wichtige Rolle spielen.

(Beat Eichenberger)