«Der lokale Reisebürovertrieb wächst stärker als unser Direktvertrieb»

Michael Nachbaur, CEO von Highlife Reisen, empfing TRAVEL INSIDE zum Interview in seinem Büro am Flughafen Altenrhein.
Michael Nachbaur: «Man ist von der Haustüre im Rheintal in rekordverdächtigen drei Stunden Reisezeit am Wiener Stephansdom.» ©TRAVEL INSIDE

Highlife Reisen ist ein Hybrid aus einem regionalen und gleichzeitig internationalen TO mit zwei Büros. Eines in Österreich, in Götzis in Vorarlberg, und das andere am Flughafen in Altenrhein am St. Galler Bodenseeufer.

Mit Reisepaketen in diverse Mittelmeerdestinationen, sowie einigen Erlebnis- und Städtereisen nach Wien im Angebot, hat sich der Veranstalter seit über 26 Jahren einen Namen gemacht.

TRAVEL INSIDE unterhielt sich mit Geschäftsführer Michael Nachbaur und erfuhr spannendes aus dem grenzübergreifenden Einzugsgebiet – und wie man einen internationalen Provinzflughafen mit nur einer Airline, der People’s, dank kurzer Wege und persönlichem Service zum Erfolg bringenden Standortvorteil macht.

Bei den Badereisen ins Mittelmeer chartert Highlife Reisen die Embraer 170 an bestimmten Flugtagen komplett von People‘s. Bei den täglichen Flügen nach Wien hingegen bucht der Veranstalter über eine direkte Schnittstelle ins Buchungssystem der Airline zu und hat keine fixen Kontingente.


Michael Nachbaur, Sie sind ein regionales Reiseunternehmen über eine Landesgrenze hinweg. Gibt es Mentalitätsunterschiede zwischen den Ländern?

Die Kunden aus der Region St. Gallen/Ostschweizer Rheintal ticken ganz ähnlich wie die Vorarlberger. Generell kann man aber sagen, dass die gewählte Hotelkategorie und damit der Durchschnittspreis der gebuchten Dossiers in der Ostschweiz höher ist als in Vorarlberg.

Ohne den hohen Anteil an Schweizer Kunden würde es uns nicht gelingen, unser doch exklusives Flugprodukt zu füllen. Unser Einzugsgebiet umfasst die Region zwischen Chur und Wil inkl. Vorarlberg und Liechtenstein, in Zahlen entspricht das ca. etwas mehr als 1,1 Millionen Einwohner, von denen etwa 65% aus der Schweiz kommen.

Wir sind stark regional verankert und haben in unseren Partner-Reisebüros im Einzugsgebiet eine hohe Priorität. Wir versorgen sie mit dementsprechenden Deko Materialien wie Leuchtkästen oder zeigen uns gemeinsam in Inseraten, speziell in Liechtenstein. Wir setzen sehr auf den lokalen Reisebürovertrieb, der deshalb auch stärker wächst als unser Direktvertrieb.

Wie haben sich seit der Pandemie die Buchungsvolumen entwickelt?

Wir sind sensationell aus der Pandemie gestartet. Und zwar schon im ersten Jahr nach Covid, sicher auch dank des Standortvorteils mit unserem regionalen Flughafen Altenrhein, der den speziellen Anforderungen dieser Zeit super gerecht wurde, mit der verhältnismässig geringen Frequentierung und der kleinen Grösse.

Mit den richtigen Destinationen konnten wir da schon wieder viel aufholen und sind bereits seit letztem Jahr über 2019er Niveau. Unsere grösste Herausforderung ist aber, dass der «Goldene Juli», der früher teilweise schon im März und April ausgebucht war, mit unseren eher hochpreisigen Angeboten jetzt nur noch eine 80%ige Auslastung erreicht.

Wie sind Sie personell aufgestellt – spüren Sie bei sich einen Fachkräftemangel oder haben Sie Probleme, gutes Personal zu rekrutieren?

Wir haben gut 20 Mitarbeiter bei High Life Reisen und sind zufrieden. Wir haben derzeit zwei offene Stellen. Es ist aber leider nicht so, dass wir von Bewerbungen überflutet werden. Ich habe generell das Gefühl, dass das Berufsbild in der Reisebranche wieder mehr an Attraktivität gewinnen muss. Aber wir haben sehr viele langjährige Mitarbeiter die seit 10 oder 20 Jahre bei uns sind. Uns fehlen eher junge Einsteiger, die sich länger an ein Unternehmen binden wollen.

Hat Sie die FTI-Pleite in diesem Frühjahr in irgendeiner Form tangiert – zum Vor- oder Nachteil?

Ja, tatsächlich kurzfristig haben wir dadurch wohl ein paar Buchungen abbekommen und konnten den Gästen doch noch die wohlverdienten Ferien sichern.

Grosses Thema dieses Jahr, speziell im Mittelmeer, wo auch Sie aktiv sind, ist der Overtourism. Wie beurteilen Sie die Situation?

Bei unseren Kunden ist es noch kein Thema. Aber ich selbst bin viel unterwegs auf Hoteleinkauf in den diversen Destinationen und bringe das immer wieder zur Sprache bei den Hoteliers vor Ort. Wenn mir eine Hotelchefin sagt, ihre Tochter könne sich keine Wohnung mehr leisten, weil die Preise so hoch geworden sind, ist das natürlich schon deprimierend.

Aber die Grundhaltung ist mehrheitlich schon so, dass man dankbar ist für den Tourismus, sofern er nicht, wie jetzt zum Teil, überhandnimmt. Man hat in Mallorca im Jahr 2020 gesehen, was es finanziell heisst, keine Touristen zu haben.

Seit Mai diesen Jahres haben Sie neu auch wieder die italienische Insel Elba mit Flug ab Friedrichshafen im Portfolio. Ist das Comeback dieser neuen Destination gut gebucht worden?

Sehr! Wir dürfen uns über eine tolle Auslastung freuen. Die Entscheidung für diese neue Destination war ja relativ Last Minute. Die Verträge wurden erst um den Jahreswechsel unterschrieben und wir mussten dann sehr schnell die Buchbarkeit gewährleisten, was uns dann auch bereits Anfang Januar 2024 gelungen ist. Als Fluggerät haben wir eine Maschine des Typs Dornier DO328 der Rhein-Neckar-Air im Vollcharter mit 31 Sitzen.

Haben Sie für die Zukunft aktuell spezielle Projekte in der Pipeline?

Wir werden in den nächsten Monaten unser Büro hier am Flughafen Altenrhein komplett umbauen. Das ist ein Projekt, auf das ich mich sehr freue, und über das ich bereits im Vorwort des aktuellen Bordmagazins von People’s berichten durfte.

Interview: Christoph Fontanive, Altenrhein


Das ausführliche Interview mit Michael Nachbaur folgt am 22. August in der Print-Ausgabe von TRAVEL INSIDE.