«Eine Reise ohne Käsefondue und Schokolade ist undenkbar.»

Sandra Babey von Schweiz Tourismus in Barcelona erzählt im Interview, wieso der Markt Spanien für die Schweiz ein wertvoller Quellmarkt ist.
Sandra Babey © Daniel Izquierdo-Hänni

Seit 2013 ist Sandra Babey, Katalanin mit Luzerner und jurassischen Wurzeln, bei Schweiz Tourismus Marktverantwortliche für Spanien. Von ihrem Büro in Barcelona aus arbeitet sie quasi für eine «verkehrte Welt»: In Spanien, eine der Lieblingsdestinationen der Schweizerinnen und Schweizer, potentielle Gäste von unserem Alpenland zu überzeugen.


Sandra Babey, welche Zielgruppen, respektive welche Art von Gästen interessierten sich vor der Pandemie für die Schweiz?

Die Spanierinnen und Spanier haben die Schweiz immer als ein naturnahes und exotisches Paradies im Herzen Europas betrachtet. Das war in der Vergangenheit so, und ist auch heute noch so. Sie besuchen uns hauptsächlich in den Sommermonaten, sowie an Ostern und im Dezember, wo es hierzulande ein paar Feiertage gibt, die ein verlängertes Wochenende ermöglichen.

Bei Schweiz Tourismus in Barcelona fokussieren wir uns auf Leisure Travel. Wir haben mehrere Gruppen der spanischen Mittel- und Oberschicht identifiziert, und davon lassen sich drei besonders hervorheben: Diejenigen, die im Sommer kommen, um eine Tour zu machen und so verschiedene Destinationen und Berge zu entdecken. Dann gibt es die Kulturbegeisterten – in Spanien gehört der Besuch in einem Museum zum Alltag -, die mit Freunden oder als Paar in unsere Boutique-Städte kommen. Am Vormittag besuchen sie eine Naturattraktion und am Nachmittag steht eine Ausstellung auf dem Programm.

Und dann sind da noch die Winterfans, die entweder unsere Skigebiete erleben möchten oder die grosse Auswahl an Weihnachtsmärkten besuchen.

Welche waren in der Vergangenheit die zugkräftigsten Argumente für die Schweiz?

Zweifellos die geografische Nähe, die gewaltige und wunderschöne Natur, sowie der einfache Zugang zu unseren Gipfeln mit Bergbahnen aller Art. Die Panoramazüge, unsere Traditionen, unsere Kultur, die hochkaratige Auswahl an Museen mit Ausstellungen, die einer grossen Metropole in nichts nachstehen und natürlich unsere Gastronomie: Eine Reise ohne Käsefondue und Schokolade ist undenkbar, aber die spanischen Reisenden lieben es auch, die typischen Gerichte der jeweiligen Region zu probieren.

Es mag sich wie ein klassisches Werbeversprechen anhören, aber wir haben wirklich alles, was Spanierinnen und Spanier in ihrem Natur- und Kultururlaub geniessen möchten.

Spanien wurde gerade Anfang 2020 von der Pandemie besonders hart getroffen. Dachten Sie damals: So, das wars…?

Da ich von Natur aus Optimistin bin, habe ich zu keinem Zeitpunkt geglaubt, dass wir das nicht hinkriegen würden. In dem Moment, als wir nicht mehr auf der Liste der Länder mit Quarantänepflicht standen, klingelte wieder das Telefon bei uns im Büro.

Der enge Kontakt zu den Reisebüros half uns, die Reiselust der Spanierinnen und Spanier zu spüren, und die war und ist gross, sehr gross! Somit konzentrierten wir uns auf attraktive Kampagnen, um uns einen guten Platz auf der Liste der Wunschdestinationen nach der Pandemie zu verschaffen. Es wird sich zeigen, ob uns das gelungen ist.

Spanien weist mittlerweile eine Impfquote von über 80% aus. Was heisst dies für Schweiz Tourismus in Spanien?

Die grosse Zahl der Geimpften in Spanien ist eine exzellente Nachricht für den Tourismus. Die Spanierinnen und Spanier haben sich schnell daran gewöhnt, was es bedeutet, mit einem Covid-Pass zu reisen, und sehen unser Land als sicheres Reiseziel.

Dennoch wirft das Reisen viele Fragen auf, denn im Augenblick hat jedes Land seine eigenen Regeln, und wenn sie von Spanien aus mit dem Auto unterwegs sind, müssen sie auch berücksichtigen, wie die Lage in Frankreich ist. Wir von Schweiz Tourismus pflegen einen direkten Draht zu den Reisebüros, damit diese ihre Kundinnen und Kunden richtig beraten können.

Welches sind die kurz- und mittelfristigen Ziele?

Seit einem Monat werben wir intensiv für die Weihnachtsmärkte und die Goya-Ausstellung in Basel, da wir Anfang Dezember ein sehr interessantes, fünf Tage langes Wochenende in Spanien haben. Wir haben auch mit der Winterkampagne begonnen, und in unserer Marketingküche arbeiten wir bereits an grossen Aktionen für 2022, bei denen wir den gesteigerten Absatz von Elektroautos auf dem Madrider Autosalon nutzen werden, um die «Grand Tour of Switzerland» als erste touristische Route zu bewerben, die komplett mit einem Elektrofahrzeug gefahren werden kann.

Nachhaltigkeit als Argument für den Besuch der Schweiz?

Auch hierzulande interessiert man sich immer mehr für nachhaltigen Tourismus, und die Schweiz ist in diesem Bereich sehr gut positioniert. Das neue Programm «Swisstainable» werden wir hier auch stark bewerben.

Welches ist das Verhältnis zwischen Leisure- und Businesstravel?

Mir liegen keine Zahlen aus einer offiziellen Quelle vor, um genaue Angaben zum Verhältnis zwischen Leisure- und Businesstravel machen zu können. Es zeigt sich jedoch, dass die meisten Hotelübernachtungen in den Monaten zustande kommen, in denen kein Geschäftsreiseverkehr stattfindet. Das bedeutet nicht, dass es nicht wichtig ist. Die Pharmaindustrie zum Beispiel generiert viele Reisen von Spanien in die Schweiz, aber das ist nicht unser Kerngeschäft.

(Daniel Izquierdo-Hänni, Barcelona)