IPW Denver: Die USA und die Sache mit der Wahrnehmung

Am ersten IPW-Tag herrschte gute Stimmung in den Hallen des Denver Convention Center. Ein Imageproblem der USA lässt sich aber nicht wegdiskutieren.

Tag 1 des International Pow Wow (IPW) in Denver: Die Hallen sind voll, die über 6000 Fachbesucher gut drauf, die Stimmung optimistisch. Viele Destinationen verzeichnen Besucherzuwachs und freuen sich über neue Flugverbindungen. Mehr als einmal fällt der Name «Norwegian» – die Billigairline erweitert ihr Streckennetz über den Atlantik rasant und weckt hohe Erwartungen in den jeweiligen Regionen.

«Ohne Sicherheit keine Reisen!»

Dennoch lässt sich nicht überhören, dass die USA seit der neuen Regierung mit einem Imageproblem zu kämpfen haben. «Wir müssen klarstellen, was Realität ist und was Wahrnehmung», sagt etwa Chris Thompson, CEO der Vermarktungsorganisation Brand USA, «es ist unsere Aufgabe, falsche Wahrnehmungen zu korrigieren. Denn eigentlich hat sich nur sehr wenig verändert.» Jede neue Regierung habe neue Ideen, und die Trump-Administration fokussiere nun mal klar auf Grenzschutz und Sicherheit. Das sei per se nicht verkehrt: «Erst wenn die Sicherheit gewährleistet ist, können alle beruhigt reisen. Ohne Sicherheit sind keine Reisen möglich.» Wenn die Leute dann einmal im Land seien, würden sie in den allermeisten Fällen viel positivere Erlebnisse haben, als sie erwartet hätten.

In dieselbe Kerbe schlägt Virgil W. Carstens vom US Department of State im Gespräch mit TI. Er arbeitet für das Büro für konsularische Angelegenheiten, dem auch das Visa-Wesen angehört. «Es geht nicht darum, die Leute abzuschrecken. Aber oftmals sind sie falsch informiert. Dabei hat sich in den letzten eineinhalb Jahren nicht viel verändert, und letztes Jahr wurden sogar weniger Leute bei der Einreise abgewiesen als zuvor.» Er wiederholt die Kernbotschaft, die auch Roger Dow, Präsident der US Travel Association, wie ein Mantra wiederholt: «The US are open for Business!»

«Vergesst eure alten Freunde nicht!»

Dabei hoffen alle, dass Brand USA weiterhin die Rolle spielt, die es seit acht Jahren innehat. Noch ist immer nicht klar, ob und wie die Vermarktungsorganisation einen Platz im Budget des US-Haushalts findet – in einem ersten Entwurf wollte die neue Regierung die Fördergelder bekanntlich streichen. Die jährlichen USD 100 Mio. finanzieren sich eigentlich aus den ESTA-Einnahmen; sollte die Position von Brand USA zu einem generellen Funds wechseln, wäre dies gemäss Dow gar nicht gut. «Wir sind bis 2020 authorisiert, das ESTA-Programm bis 2027. Es geht nun darum, so rasch wie möglich eine Re-Authorisierung von Brand USA zu erlangen – nicht erst 2020, sondern wenn möglich bereits in diesem oder nächstem Jahr.»

Brand-USA-CEO Chris Thompson musste sich derweil einige kritische Fragen gefallen lassen, wie die Marketinggelder eingesetzt werden. In seiner Präsentation hob er vor allem den neuen Kernmarkt China hervor, was Repräsentanten aus Europa, Lateinamerika und Indien zur Aufforderung verleitete, man möge die «alten Freunde» bitte nicht vergessen. In der Tat spielte gerade Europa bei der Präsentation von Thompson kaum eine Rolle. Der charismatische CEO versprach aber, dass man sowohl neue als auch «alte» Märkte gleichermassen fördern wolle, um das Ziel von 100 Mio. Besuchern pro Jahr zu erreichen. «The new frontier», also das neu zu erschliessende Gebiet, sei aber nun mal China.

Stefan Jäggi, Denver

V.l.: Richard Scharf (President & CEO Visit Denver), Michael Hancock (Bürgermeister Denver), Roger Dow (President US Travel Association) und Chris Thompson (CEO Brand USA). Foto: Travel Inside