Nachhaltiges Israel

Fünf Projekte für sanften Tourismus.
Totes Meer. ©Itamar Grinberg

In Israel ist der Nachhaltigkeitsgedanke weit verbreitet. Das Land setzt kontinuierlich auf die Entwicklung von umweltfreundlichen Projekten. Im ganzen Land finden sich Möglichkeiten, sowohl in der Wüste als auch in den Städten, um Nachhaltigkeit im Tourismus zu fördern.

Dazu gehören ökologische Lehrbauernhöfe, Selbstversorger-Unterkünfte, Simulationen, Einführungen in wassersparenden Gartenbau oder informative Touren und Museen. Tel Aviv, Haifa und Jerusalem sind bereits Teil des Projekts Plastic Free Israel und setzen sich für die Reduzierung von Einwegplastik ein. Ebenso zeigt sich Eilat am Roten Meer mit dem Verbot von Einwegverpackungen an Stränden umweltbewusst.

Die Sauberkeit der Strände spiegelt sich auch in der diesjährigen Auszeichnung von 59 israelischen Stränden mit dem Blue Flag Award wieder. Auch puncto nächtlicher Beleuchtung von öffentlichen Orten setzt sich Israel für eine energieeffiziente Stadtplanung ein, die gleichzeitig Freizeit- und Sicherheitsbedürfnisse der Öffentlichkeit erfüllt.

Das im April 2022 installierte Pilotprojekt Lumiweave im Atidim-Park in Tel Aviv ist ein Beispiel dafür. Das innovative System, das mit einem Sonnensegel zu vergleichen ist, spendet tagsüber Schatten, nachts leuchtet es von der über den Tag gewonnenen Sonnenenergie.

Im Jahr 2015 verabschiedete die UN-Generalversammlung die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. In Israel finden sich zahlreiche Projekte, die sich den SDGs verpflichtet fühlen, wie fünf innovative Massnahmen zur Förderung von nachhaltigem Tourismus zeigen.

Das Tote Meer soll leben

Die Region um das Tote Meer eine von Israels berühmtesten Regionen und somit auch ein sehr beliebtes Ziel für Besucher aus aller Welt. Der Tourismus in diesem Gebiet verbindet Erholung, Gesundheit und Wellness mit Wüstenerlebnissen.

Das Tote Meer ist mit einer Tiefe von 430 Metern unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der Erde und einer der tiefsten Seen der Welt. Zudem ist es das viert salzigste Gewässer der Erde und enthält 26 Mineralien, von denen die Hälfte ausschliesslich im Toten Meer vorkommt.

Doch das Tote Meer schrumpft: Das Tote Meer verliert täglich das Äquivalent von 600 olympischen Wasserbecken (1,5 Millionen Kubikmeter), jedes Jahr sinkt der Wasserspiegel um bis zu 1,5 Meter. Damit das Tote Meer auch weiterhin einen aussergewöhnlichen Erholungsort bietet, gibt es Projekte wie The Dead Sea Revival Project.

Die NGO hat sich dem Ziel verschrieben, die Öffentlichkeit über das Tote Meer zu informieren. Ihre Vision ist die Wiederherstellung der historischen Wasserquellen des Toten Meeres – des Sees Genezareth und des Jordans – und die Bildung einer nahöstlichen Allianz für die Nachhaltigkeit des Wassers.

Nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne startet das Dead Sea Revival Project umweltpädagogische Bootsausflüge auf dem Toten Meer. Die Ankündigung erfolgte zeitgleich mit dem Weltwassertag am 22. März. Die Touren sollen das Bewusstsein für das schrumpfende Meer und die von ihm unterstützten Ökosysteme schärfen.

Das Dead Sea Boat fährt von Sonntag bis Freitag. Gäste haben vollen Zugang zu allen Einrichtungen des Strandes von Neve Midbar und können dort den ganzen Tag verbringen.

Ökologischer Lehrbauernhof Hemdat Sadot

Der Bauernhof Hemdat Sadot, ein ökologischer Lehrbauernhof in Moshav Pri Gan, ist ein Modell für einen nachhaltigen autarken Bauernhof, der auf Heilpflanzen und Viehzucht spezialisiert ist. Die Farm ist vollständig aus recycelten Materialien gebaut.

Alle Pflanzen auf der Farm wurden von einer nahe gelegenen Gärtnerei gespendet, weil sie nicht vermarktbar waren. Die Bäume wurden von den umliegenden Siedlungen gesponsort und dienen hauptsächlich als Futterbäume. Freiwillige erledigen die anfallende Farmarbeit, in der Region gilt der Bauernhof als Modell für Zusammenarbeit und gute Nachbarschaft.

Neben einem Rundgang durch die Farm können Besucher sich beim Kräuterpflücken oder Fladenbrotbacken vergnügen. Die Produkte der Farm wie Seifen, HeilkräuterKosmetik und Marmeladen werden auch vor Ort verkauft.

Green-Dot-Tour im Kibbuz Nir Oz

Seit über 45 Jahren gibt es im Kibbuz Nir Oz ein ökologisches Gartenprojekt, das Schönheit mit hervorragendem Wasserschutz verbindet. Das Projekt, das sich mit den rauen, trockenen Bedingungen der Negev befasst, beweist, dass es möglich ist, einen grünen und blühenden Garten mit der Hälfte der Wassermenge zu erhalten, die bei herkömmlicher Gartenarbeit verbraucht wird.

Das Projekt findet in allen Zierbereichen des Kibbuz statt. Es umfasst die Erforschung und Entwicklung von Methoden zur Wassereinsparung im Gartenbau sowie die Erprobung und Akklimatisierung von Pflanzen, die für diesen Zweck geeignet sind.

Das Projekt Green Dot bietet verschiedene Rundgänge und Aktivitäten an, wie Führungen durch den Garten und Besuche der Akklimatisierungsparzellen. Teilnehmer lernen hier andere Möglichkeiten kennen, eine grüne Umgebung zu schaffen. Gleichzeitig können sie durch eine blühende Landschaft inmitten der Wüste flanieren. Für Kinder hat es einen Streichelzoo.

Nachhaltige Unterkunft auf der Carmey Avdat Farm

Die Carmey Avdat Farm beherbergt neben einer Weinkellerei auch Unterkünfte für Übernachtungsgäste und ein Café. Für ihre Energie- und Wasserversorgung nutzt die Farm ein hochmodernes System für Wasserrecycling und erneuerbare Energien.

Sie befindet sich auf den Überresten eines alten byzantinischen Bauernhofs und nutzt das Hochwasser des Winters zur Bewässerung des Weinbergs. Es ist einer der wenigen Orte auf der Welt, wo eine Kombination aus alten und modernen Bewässerungssystemen für Weinberge in der Wüste verwendet wird.

Die Farm arbeitet zudem mit dem Wüstenforschungsinstitut der Ben-Gurion-Universität zusammen: Gemeinsam haben sie ein experimentelles Grauwasser-Recycling-System eingerichtet, bei dem durch die biologische Filterung und Reinigung von Wasser aus Duschen und Küchen dieses anschliessenden zur Bewässerung der Obstgärten wiederverwendet werden kann.

Die Wohneinheiten der Farm wurden nach ökologischen Bauprinzipien mit Materialien und Elementen gebaut, die einen minimalen Energieverbrauch für Kühlung und Heizung ermöglichen. 65% des Stromverbrauchs der Farm wird durch die auf den Dächern der Weinkellerei und der Werkstätten installierten Solarzellen erzeugt.

Um die Beeinträchtigung der Landschaft deutlich zu reduzieren, werden die meisten landwirtschaftlichen Arbeiten von Hand durchgeführt, ohne aggressive Bodenbearbeitung durch Traktoren. Nach jeder Massnahme werden sorgfältige Wiederherstellungsarbeiten mit manuellen Werkzeugen durchgeführt, um die Wüstenlandschaft wieder in ihren ursprünglichen Zustand zu versetzen.

Die von der Farm entworfene Beleuchtung des Weges soll die Lichtverschmutzung in Grenzen halten, damit sie die Sternenbeobachtung nicht beeinträchtigt. Die Produkte der Farm werden im Café zusammen mit lokalen Lebensmitteln und Kunstwerken verkauft.

Strom-Simulation: Off Grid Technology Village im Kibbutz Ketura

Bei dem Off Grid Technology Village handelt es sich um ein kleines Modelldorf, das das Leben ausserhalb des Stromnetzes simuliert, ohne Stromleitungen oder fliessendes Wasser. Für Milliarden von Menschen weltweit, die in abgelegenen Dörfern oder am Rande von Städten leben, ist diese Simulation Realität.

Besucher des Dorfes können vor Ort verschiedene Arten von kostengünstigen und schnell aufzubauenden Strukturen kennenlernen und sich über netzunabhängige Produktlösungen für Energie, Wasser und Landwirtschaft informieren. Interessierte können auf eigene Faust das Dorf erkunden oder an einer geführten Tour teilnehmen, die ausführliche Erklärungen zur Verbesserung der Lebensqualität für netzunabhängige Gemeinschaften enthält. (TI)