Knatsch um Arbeitsbedingungen von Schweizer Fluss-Dienstleistern

Die Gewerkschaft Nautilus Int. prangert arbeitsrechtliche Verfehlungen von Seachefs und Edelweissgastro an – Seachefs wehrt sich.
©BE

Die Gewerkschaft Nautilus International informiert in einer Mitteilung, dass im Rahmen von Kontrollen durch die holländische Wasserschutzpolizei Aquapol sowie von Sozialbehörden in der letzten Oktoberwoche 2021 in Rotterdam und Amsterdam bei Hotelschiffen grobe Verfehlungen aufgedeckt wurden. «Die von den Schweizer Firmen Edelweissgastro sowie Seachefs angestellte Hotel-Crew musste zum Teil 100 Stunden pro Woche arbeiten, ohne dass die Überstunden abgegolten wurden», heisst es.

Gemäss der Mitteilung wurde eine Hotelmanagerin festgenommen, es wurden Bussen ausgesprochen und die Strafuntersuchungsbehörden wolle sich nun den verantwortlichen Geschäftsführungen an Land annehmen. Die Vorfälle würden einmal mehr aufzeigen, dass gerade für die Hotelmitarbeitenden auf Flusskreuzfahrtschiffen entsprechende Missstände auf breiter Front existieren. Nautilus stellt deshalb die Frage in den Raum, wie lange es sich renommierte Reiseveranstalter und Reedereien wohl noch leisten können, solche Praktiken zuzulassen.

Die Gewerkschaft weist ergänzend darauf hin, dass es auch anders geht: So habe man 2019 mit der Basler River Advice Gruppe (United Rivers) für rund 3000 Beschäftigte einen wegweisenden GVA vereinbart, der die Gelegenheit biete, die Arbeitszeiten einzusehen und zu kontrollieren. Bei den bisherigen Stichproben habe man eine seriöse Abrechnung und Kompensation der Arbeitszeiten registriert.

Seachefs wehrt ab

Auf Anfrage hat Daniel Thiriet, Managing Director von Seachefs, TRAVEL INSIDE den Sachverhalt der Inspektionen in Rotterdam und Amsterdam bestätigt und dazu folgende Stellungnahme zugehen lassen: «Bisher liegen Seachefs keine Ergebnisse zu diesen beiden Inspektionen vor. Auch sind keine Bussgelder oder andere Sanktionen gegen Seachefs oder seine Mitarbeiter ausgesprochen worden». Seachefs habe während der Inspektionen die geforderten Unterlagen zur Verfügung gestellt und stehe in engem Kontakt mit den niederländischen Behörden in Bezug auf weitergehende Informationen.

In der Stellungnahme heisst es weiter: «Alle Inspektionen der Vergangenheit haben ergeben, das Seachefs sehr genau auf die Einhaltung der europäischen Gesetze und Richtlinien beim Betrieb von Flusskreuzfahrtschiffen achtet. Die Einordnung jedes einzelnen Crewmitgliedes in die tägliche Bordroutine folgt genauen, an dieser Leitlinie orientierten und kontrollierten Vorgaben des Unternehmens. Strukturelle Mängel können wir insofern ausschliessen. Wir gehen davon aus, dass dieses auch durch die Ergebnisse der beiden aktuellen Inspektionen bestätig wird». (Beat Eichenberger)