Konsumenten sind bereit mehr auszugeben

Accenture-Studie zeigt zwar eine gewisse Verunsicherung aber auch eine höhere Ausgabenbereitschaft der Konsumenten.
©Shutterstock

Die Mehrheit (85%) der Konsument*innen weltweit gibt an, derzeit in Unsicherheit zu leben. Mehr als die Hälfte (52%) geht sogar davon aus, dass dieser Zustand länger als zwölf Monate andauern wird. Dies geht aus einer Studie von Accenture hervor. Die Studie gibt Einblicke in die Stimmung der Konsument*innen und zeigt Verhaltensänderungen auf.

Nachhaltigkeit hat hohe Priorität

Die Befragung durch Accenture von mehr als 10‘000 Konsument*innen aus 16 Ländern zeigt, dass Nachhaltigkeit auch in Zeiten wirtschaftlicher und finanzieller Unsicherheit von
hoher Wichtigkeit ist. Nach der Sorge um die nationale Wirtschaft, die an erster Stelle steht (66%), kommt die Umwelt (63%) noch vor der Sorge um die persönlichen Finanzen (56%) an zweiter Stelle. Die Umfrage zeigt auch, dass ein grosser Teil der Konsument*innen (83%) in den letzten zwölf Monaten ihr nachhaltiges Einkaufsverhalten verstärkt hat. Sie haben beispielsweise nur das gekauft, was sie brauchen, ihre eigenen Taschen zum Einkaufen mitgenommen und qualitativ hochwertigere Waren gekauft, die länger halten. Bereits vorhandene Produkte haben sie repariert oder aufgebessert und wieder verwendbare Verpackungen werden bevorzugt.

Pelin Karamustafaoglu, Leiterin Retail Accenture Schweiz, weist darauf hin, dass es für die Konsumgüterindustrie keine grössere Herausforderung gibt als die Vereinbarkeit von Konsum und Nachhaltigkeit. «Daher sind einerseits die Unternehmen gefragt, indem sie den sich weiterentwickelnden und vielschichtigen Konsumpräferenzen und -gewohnheiten grosse Aufmerksamkeit schenken. Andererseits ist ein ausserordentliches Mass an Zusammenarbeit und Engagement seitens der Konsument*innen notwendig. Die Bereitschaft beider Seiten verbunden mit technologischen und geschäftlichen Innovationen
treibt am Ende nachhaltiges Wachstum voran», ergänzt sie.

Die Umfrage ergab zwar, dass sich die Konsument*innen um die Umwelt sorgen und ihre Einkaufsgewohnheiten immer nachhaltiger werden, gleichzeitig hat die Mehrheit (81 %) aber das Gefühl, weniger Kontrolle über ihren ökologischen Fussabdruck zu haben als vor der Pandemie. Als Antwort darauf müssen konsumorientierte Unternehmen Angebote entwickeln, welche die Werte ihrer Kundschaft kombinieren: wirtschaftlich, persönlich, nachhaltig. Es sollte kein Kompromiss zwischen dem einen und dem anderen nötig sein.

Optimismus trotz unsicherer Zeiten

Die Umfrage zeigt weiter, dass Konsument*innen optimistisch sind und sich trotz der anhaltenden Unsicherheit immer wieder an Veränderungen anpassen – mit dem Ziel, das zu schützen und kontrollieren, was ihnen wichtig ist. Positiv ist ausserdem der Optimismus, den viele Befragte hinsichtlich ihrer finanziellen Situation demonstrierten. Fast drei Viertel (73%) gehen davon aus, dass ihr verfügbares Einkommen in den nächsten zwölf Monaten gleich bleibt oder sich verbessert.

«Um mit dem sich ändernden Konsumverhalten mithalten zu können, muss der Detailhandel verstärkt auf die individuellen Bedürfnisse der Konsument*innen eingehen», so Karamustafaoglu. Sie rät dazu, mithilfe von Daten das Kaufverhalten zu analysieren, damit das richtige Produkt zum richtigen Preis am richtigen Ort über die richtigen Kanäle angeboten werden kann.

«Zudem muss der Detailhandel seine Flexibilität erhöhen, sodass er sich in Krisenzeiten schneller anpassen kann. Dynamische, datengesteuerte Preisstrategien, personalisiertes Marketing, Kundenbindungsprogramme sowie Stresstests für unterschiedliche Kauflaune-Szenarien sind nur einige Möglichkeiten für Unternehmen, einen Schritt voraus zu sein», sagt Karamustafaoglu.

Konsumausgaben werden auch beim Reisen steigen

Für den Optimismus der Konsument*innen spricht darüber hinaus ihre gestiegene Bereitschaft, höhere Ausgaben zu tätigen. In den nächsten sechs bis zwölf Monaten wollen sie in acht von 15 Kategorien mehr als zuvor ausgeben – dazu zählen unter anderem Reisen und Wellness/Self-Care. Im Jahr 2022 waren es nur sechs Kategorien.

Nach der Pandemie wird besonders der Stellenwert von Reiseerlebnissen deutlich. Nach einem starken Anstieg von Reisen geben 71% der Befragten an, ihre derzeitigen Ausgaben für Freizeitreisen im nächsten Jahr zu erhöhen bzw. beizubehalten. 78% planen eine Freizeitreise, während die Hälfte (50%) sogar von zwei oder mehr ausgeht. Reisen bleibt nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung, so die Ergebnisse der Umfrage.

«Sämtliche Unternehmen in der Reisebranche konzentrieren sich aktuell darauf, der Reiselust ihrer Kund*innen mit dem bestmöglichen Angebot zu begegnen. Dafür ist es entscheidend, diese in den Mittelpunkt zu stellen und ihnen individuell auf sie zugeschnittene Produkte anzubieten», ergänzt Dr. Andreas Jahnke, Leiter des Bereichs Travel bei Accenture. «Traditionelle Silos lösen sich auf, und Technologie hilft, über das gesamte Reiseerlebnis Berührungspunkte mit Kund*innen besser zu gestalten. Personalisierung im grossen Stil lautet das Gebot der Stunde. Wir müssen Gäste dort abholen, wo sie sowieso sind.»

Wenngleich mit höheren Ausgaben gerechnet werden kann, sind die Konsument*innen nicht arglos. Mehr als die Hälfte (56%) schätzt, dass die kommenden Jahre nicht einfach werden. 68% treffen aktuell Entscheidungen mit mehr Vorsicht. Nichtsdestotrotz gibt fast die Hälfte der Befragten (44%) an, dass ihnen die Herausforderungen der letzten Jahre auch neue Möglichkeiten eröffnet hätten, und fast zwei Drittel (61%) testen neue Gewohnheiten für ein zufriedeneres Leben.

Über die Studie

Der Consumer Pulse Survey 2023 von Accenture bietet Einblicke in die Perspektiven, die Stimmung und das Verhalten der Konsument*innen. Die diesjährige Umfrage ist für alle Konsumbranchen relevant, konzentriert sich aber auf die Bereiche Konsumgüter, Detailhandel und Reisen.

Accenture hat eine repräsentative Stichprobe von 10‘100 Konsument*innen aus 16 Ländern befragt: Australien, Brasilien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Mexiko, Saudi-Arabien, Singapur, Spanien, Schweden, Vereinigte Arabische Emirate, Grossbritannien und die USA.

Die Umfrage wurde online durchgeführt und hat sich an Konsument*innen gerichtet, die in den letzten sechs Monaten Einkäufe für ihren Haushalt getätigt haben. Die Umfrage wurde in 15 Ländern zwischen dem 2. und 22. März und in Japan zwischen dem 21. und 28. April durchgeführt. (TI)