Marktoffensive von TUI Cruises

Von sechs auf bald neun Schiffe: Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises, und Philipp von Czapiewski, TUI Suisse, informierten über die Perpsektiven der Mein Schiff-Flotte.
Philipp von Czapiewski (CEO TUI Suisse) und Wybcke Meier (CEO TUI Cruises). ©Beat Eichenberger

«Noch nie seit der Gründung von TUI Cruises war die Nachfrage nach Mein Schiff-Kreuzfahrten so hoch wie in den ersten Wochen von 2023», sagt Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises, an einem Treffen in Zürich. Und das gelte nun auch für den Markt Schweiz, der sich vorerst nicht so schnell von der Pandemie erholt habe wie Deutschland und Österreich.

Sie weist darauf hin, dass gemäss der Cruise-Lobby CLIA (Cruise Lines International Association) der Kreuzfahrtmarkt Schweiz vor Corona (2019) auf rund 140’000 Gäste kam. Zum Vergleich: Deutschland kam auf rund 2,6 Mio. Gäste, Österreich auf 136’000 Gäste, der DACH-Markt somit insgesamt auf 2,9 Mio. Gäste.

Die Marktanteile der Reedereien (Pax) in der DACH-Region beziffert Meier wie folgt: Aida 45%, TUI Cruises (Mein Schiff) 30%, Luxus- und Klassiker (u.a. Hapag-Lloyd Cruises und Phoenix) 5% und internationale Reedereien (MSC, Costa, Royal Caribbean, Norwegian etc.) 20%.

Ergänzend die DACH-Zahlen noch im globalen Vergleich: Gesamt-Europa generierte 2019 7,7 Mio. Kreuzfahrtgäste, während der weitaus wichtigste Cruisemarkt Nordamerika auf 15,4 Mio. Pax kam und Asien auf 3,7 Mio. Das weltweite Total betrug 2019 29,7 Mio. Kreuzfahrer.

Rund 20% Umsatz-Marktanteil?

Nach der Corona-Delle kam der Markt Schweiz im vergangenen Jahr (2022) wieder auf rund 80’000 Gäste, informierte Meier weiter. Zur Marktbedeutung von TUI Cruises fügte sie hinzu, dass gemessen am Umsatz Mein Schiff in der Schweiz einen Anteil zwischen 10 und 15 Prozent belege, Hapag-Lloyd Cruises, heute ebenfalls in TUI Cruises integriert, liege gar etwas darüber.

Dass TUI Cruises somit von einem Kreuzfahrten-Umsatz-Marktanteil in der Schweiz von rund 20 Prozent ausgeht, erstaunt. Denn bezogen auf die Gesamtauslastung der Mein-Schiff-Flotte beträgt der Anteil Schweizer Gäste rund zwei Prozent, bei der allerdings massiv hochpreisigeren Hapag-Lloyd Cruises sind es sieben Prozent, erklärte Meier.

Im Zusammenhang mit der Rückkehr zum ‘normalen’ Cruise-Betrieb sagt die CEO: «Sowohl die Raten als auch die Auslastung kommen inzwischen wieder an das Jahr 2019 heran». Dabei nimmt sie Bezug auf den von der CLIA für 2019 ermittelten durchschnittlichen Raten-Mittelwert von 180 Euro pro Person und Tag.

Meier unterstrich weiter die Bedeutung der engen Zusammenarbeit mit den starken Vertriebspartnern und die Marketinginvestitionen für mehr Sichtbarkeit auf allen Kanälen. Meier: «Der Direktanteil von TUI Cruises liegt bei rund 15%, der restliche Vertrieb erfolgt über Vertriebspartner, von denen TUI Suisse und der TUI-Spezialist Cruisetour wichtige Buchungskatalysatoren sind.»

Zur aktuellen Saison weist Meier auf die vielen Abfahrten und Routen von vier Schiffen ab Norddeutschland ins Nordland, in die Ostsee oder nach Grossbritannien hin, die bequem mit einem ausgebauten Flugangebot ab Zürich buchbar sind. Im Mittelmeer sind zwei Mein-Schiff-Einheiten im Einsatz.

Und für kommenden Winter verweist sie auf einige Highlights wie die Langzeitreisen ab Bremerhaven (u.a in die Karibik), die Fahrten im Orient ab Dubai oder in Asien ab Singapur hin. Beliebt sind stets auch die Event-Reisen wir z.B. die Full Metal Cruise.

Bald massive Mehrkapazitäten

TUI Cruises, das Joint-Venture zwischen der TUI und Royal Caribbean, umfasst heute eine Flotte von elf Schiffen: Mein Schiff deren sechs, Hapag-Lloyd Cruises, seit wenigen Jahren in TUI Cruises integriert, deren fünf. «Das sind total 17’800 Betten, und das Durchschnittsalter der Flotte beträgt 6,8 Jahre», sagt Meier.

Die Positionierung der beiden Marken ist klar: Hier die Mein-Schiff-Flotte (2500 bis 2900 Pax) im Premium-Bereich, die unter dem Motto ‘Wohlfühlen’ segeln und ein Alles-Inklusive-Konzept kennen. Und dort die zwei Luxus- und drei neuen Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Cruises (500 resp. 230 Pax), die sich mit exklusiven Routen, Top-Gastronomie und hoher Service-Excellence auszeichnen.

Vor allem aber: Im nächsten Sommer wächst die Flotte von TUI Cruises um einen weiteren Neubau, die Mein Schiff 7. Dabei handelt es sich um ein Schwesterschiff der auf der Meyer Turku-Werft erbauten Mein Schiff 1 und 2 (2018/19, 110’000 BRZ). «Das Schiff erhält erstmals Einzelkabinen und ein neues Genusskonzept», informierte Wybcke Meier.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit geht die Mein Schiff 7 einen Schritt weiter, wird sie doch ausschliesslich mit schwefelarmem Marine Gas Oil (MGO) betrieben und kann perspektifisch auch grünes Methanol nutzen.

Nochmals weiter geht der achte Mein-Schiff-Neubau, der auf der Fincantieri-Werft in Monfalcone im Bau steht und Ende 2024 zur Auslieferung kommen soll. Es wird das erste Mein Schiff mit LNG-Antrieb sein (Flüssigerdgas) und ist ebenso auf künftige emissionsarme und klimafreundliche Bio- und e-LNG ausgerichtet. Wie auf allen Schiffen der Flotte ist auch hier ein Landstromanschluss vorhanden.

Wybcke Meier verspricht auf dem voraussichtlich 161’000 BRZ grossen Schiff «noch vielfältigere, innovative Genusswelten und architektonisch spektakuläre Wohlfühl-Oasen». Ein identisches Schwesterschiff soll bis 2026 folgen – ein massiver Kapazitätsschub für Mein Schiff.

Beat Eichenberger