Migros-Chef: «Wir hätten noch heftigere Massnahmen ergreifen müssen»

Fabrice Zumbrunnen, CEO des MGB (Migros-Genossenschafts-Bund), über die Entlassungen und Restrukturierungen bei Hotelplan.
Fabrice Zumbrunnen. © MGB/FCM

Selten redet man bei der Migros öffentlich über die Reisetochter Hotelplan. Doch jetzt redet Migros-Chef Patrice Zumbrunnen in einem Interview in der «NZZ» an erster Stelle schon über Hotelplan – und seine Aussagen haben es in sich: «In den letzten drei Monaten ist der Umsatz bei Hotelplan um 90% eingebrochen, und wir erwarten leider keine Erholung bis Ende Jahr. Angesicht dieser sehr schwierigen Lage hätte wir eigentlich noch heftigere Massnahmen ergreifen müssen. Aber wir erwarten, das die Reiselust ab Frühjahr 2021 wieder langsam zurückkehrt und wir unsere Position mittelfristig stärken können, denn wir sind mit Hotelplan gut aufgestellt: Bis Mitte März lag der Umsatz noch 30% über Vorjahr.»

Damit ist klar: Dem grössten Schweizer Reiseveranstalter geht es umsatzmässig noch schlechter als bisher angenommen. Insgesamt rechnet die Branche mit einem Umsatzrückgang im laufenden Jahr um 75% bis 80%. Hotelplan hatte vor genau zwei Wochen den Abbau von 425 Stellen, davon 170 in der Schweiz, und die Schliessung von 12 der heute 98 Filialen angekündigt. Weitere Einschnitte soll es aber nicht mehr geben, «wir rechnen zurzeit in der Migros-Gruppe nicht mit weiteren Entlassungen», so Fabrice Zumbrunnen in dem Interview weiter.

Eine Trennung von Hotelplan steht offenbar auch nicht zur Debatte. «Mit den geplanten Verkäufen ist die Portfoliobereinigung praktisch abgeschlossen», sagt der Migros-Chef der in den letzten Jahren unrentable Migros-Töchter wie die Warenhauskette Globus und den Möbelhändler Interio verkauft hat und daran ist, das Shoppingcenter Glatt sowie den Grosshändler Savia abzustossen. (TI)