Schon wieder streiken die Deutschen

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi ruft für Freitag an verschiedenen deutschen Flughäfen zum Streik auf.
©ver.di

Es kommt einem wie eine ‘never ending Story’ vor, die Streikabsichten des Streikabsichten des Bodenpersonals, der Luftsicherheit und des Personals des öffentlichen Dienst an den Flughäfen Deutschlands.

Wer erinnert sich nicht an den Streik des Bodenpersonals am Flughafen Berlin-Tegel während der ITB 2017? Bereits am zweiten Messetag reiste ein Grossteil der Aussteller und Besucher wieder ab und die Messe war buchstäblich vorbei. Viele Schweizer Besucher und auch der Autor dieses Berichtes reiste dann mit dem Nachtzug zurück nach Zürich.

Am Freitag ist es wieder soweit

Für den Freitag 17.Februar 2023 ruft nun Verdi zum Streik an den Flughäfen Frankfurt, München, Stuttgart, Dortmund, Hannover und Bremen auf. Auf ihrer Webseite gibt die Gewerkschaft Verdi Auskunft, wann, wo und weshalb gestreikt wird.

Hans-Peter Brasser


Von der Verdi-Website

Wann wird gestreikt?

ver.di ruft die Beschäftigten von Bodenverkehrsdiensten, Luftsicherheit und öffentlichem Dienst zu einem ganztägigen Streik am Freitag, 17. Februar 2023 auf. Er beginnt in den frühen Morgenstunden und endet in der Nacht von Freitag und Samstag.

Welche Flughäfen sind von den ver.di – Streiks betroffen?

ver.di ruft die Kolleg*innen an den Flughäfen  Frankfurt/Main, München, Stuttgart, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen zum gemeinsamen Streik auf.

Wegen der Streiks ist mit Auswirkungen vor allem im gesamten innerdeutschen Flugverkehr von Ausfällen bis hin zu einem teilweisen Erliegen des Luftverkehrs zu rechnen. Um Fluggästen eine alternative Reiseplanung zu ermöglichen, kündigt ver.di die Streiks frühzeitig an.

Warum wird gestreikt?

Katastrophaler Arbeitskräftemangel war die Ursache für das Chaos an den Flughäfen im vergangenen Sommer. Nur gute Arbeitsbedingungen können dieses Problem lösen.

Deswegen braucht es attraktive Vergütungen bei den Bodenverkehrsdiensten, sonst wiederholen sich in Stosszeiten die langen Schlangen und damit verbundenen Wartezeiten bei der Abfertigung absehbar immer wieder.

Die Verhandlungen für die Bodenverkehrsdienste werden regional geführt. Am Flughafen Berlin-Brandenburg gibt es für  die Beschäftigten der Bodenverkehrsdienste und für die 2000 Beschäftigten der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg bereits  Verhandlungsergebnisse. Demnach bekommen zum Beispiel alle Beschäftigten der Flughafengesellschaft EUR 360 mehr im Monat, zusätzlich erhalten die Beschäftigten der Flughafengesellschaft eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von EUR 2500 gezahlt. Dieses gute Ergebnis konnte nur mit einem Streik durchgesetzt werden.

Die Luftsicherheit kümmert sich um die Kontrollen der Fluggäste und Waren. In den bundesweiten Tarifverhandlungen geht es um die Erhöhung von Zeitzuschlägen für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsarbeit sowie um bessere Bedingungen für Überstunden. Zu den Beschäftigten, die direkt oder indirekt von den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst betroffen sind, gehören zum Beispiel die Flughafenfeuerwehren oder kommunale Bodenverkehrsdienstleister. Verdi fordert für die rund 2,3 Mio. Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen 10,5 %  mehr Geld, mindestens aber EUR 500.

Warum sollte ich Verständnis haben für die gemeinsamen Streiks an den Flughäfen?

Absurd lange Wartezeiten, Schlangen, die sich durchs ganze Flughafengebäude zogen, Gepäckchaos; wir erinnern uns noch gut an die Szenen aus dem Sommer im vergangenen Jahr.

Viele Kolleg*innen hatten in der Pandemie-Zeit ihre Jobs verloren und sind nicht mehr zurückgekommen, weil sie anderswo Arbeit zu deutlich besseren Bedingungen gefunden haben, denn die Arbeit an den Schaltern und Gates sowie auf dem Rollfeld verlangt ihnen eine hohe Verantwortung und grosse Belastung rund um die Uhr ab, dafür gibt es umso weniger Lohn.

Niemand will fünf Stunden vor Abflug am Flughafen sein oder Stunden auf die Koffer warten, deswegen sind bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld auch im Interesse aller Fluggäste und wir bitten herzlich um Verständnis und Solidarität. Die mit der Inflation gestiegenen Preise vor allem für Lebensmittel und Energie belasten vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen überproportional hoch. Wer ohnehin schon wenig hat, kann sich höhere Preise nicht leisten. Deshalb setzen sich die Flughafen-Beschäftigten gemeinsam für bessere Bedingungen ein, auch im Sinne ihrer Kund*innen.

Werden durch die Flughafen-Streiks nicht die dringend benötigten Lieferungen von Hilfsgütern in die Erdbeben-Gebiete in der Türkei und in Syrien verzögert?

Mit Anteilnahme und Entsetzen verfolgt Verdi die Ereignisse im Erdbebengebiet der Türkei und Syriens. Schnell, unbürokratisch und umfassend muss den Menschen geholfen werden, die alles verloren haben und bei eisigen Temperaturen auf Unterstützung warten.

Als Gewerkschaft stehen wir für praktische Solidarität. Um Hilfslieferungen in die Türkei und nach Syrien vom Streik auszunehmen, bietet ver.di werde daher den Arbeitgebern Notdienstvereinbarungen an. Viele Hilfslieferungen werden über das Zentrum für Auslandslogistik des THW in Mainz erfolgen. Dazu wird vor allem der Flughafen Hahn genutzt, der nicht vom Streik betroffen ist.