SRV-Kunz: «Wir können nicht jahrelang am Tropf des Bundes hängen»

SRV-Geschäftsführer Walter Kunz zur im Februar 2022 auslaufenden Kurzarbeitsentschädiung (KAE).
Tempi passati: Walter Kunz hat fast 24 Jahre dem SRV gedient. Jetzt wird er Ombudsman der Reisebranche..

Die Kurzarbeitsentschädigung läuft Ende Februar aus. Die Reisebranche braucht sie aber weiterhin, wie auch eine Online-Umfrage von TRAVEL INSIDE zeigt. Was hat der Schweizer Reiseverband (SRV) unternommen, damit die KAE nochmals verlängert wird?

TRAVEL INSIDE hat mit SRV-Geschäftsführer Walter Kunz gesprochen.


Walter Kunz, ist sich der SRV der Situation mit der Kurzarbeit bewusst? 

Wir sind diesbezüglich bereits wieder politisch aktiv. André Lüthi ist mit seinem Netzwerk im engen Austausch mit diversen Parlamentariern, die u.a. Eingaben in der Wirtschaftskommission eingereicht haben. 

Die Zeit drängt. Wird die Verlängerung KAE noch in der laufenden Herbstsession thematisiert? 

Nein, in der Herbstsession ist das Geschäft definitiv nicht traktandiert, aber vermutlich in der Wintersession. 

Wie sieht der genaue Zeitplan aus – und was genau hat der SRV inhaltlich und zeitlich verlangt? 

Wir haben der Politik nochmals die Zahlen aus unserer Marktumfrage präsentiert und wollen, dass die à-fonds-perdu Berechnungsperiode nicht Ende Juni endet, sondern bis mindestens Ende Jahr ausgelegt werden kann. Das liegt aber nicht im Ermessen der Kantone, sondern des Bundes. 

Zusätzlich sollte die EO-Entschädigung und die Kurzarbeitsentschädigung bis Mitte 2022 weitergeführt werden.

Wie beurteilen Sie die Chancen für eine Verlängerung? 

Sehr schwierig eine Prognose abzugeben, weil es dafür eine Anpassung der Gesetzesgrundlagen braucht. Aber zuvor muss noch die Abstimmungshürde über das Covid-Gesetz im November genommen werden. Die ganze Branche muss mit einem JA abstimmen! Deshalb ist ein Entscheid frühestens in der Wintersession zu erwarten, dem beide Räte zustimmen müssten.  

Hat der SRV Verbündete in anderen Branchen gesucht und gefunden, zB. im Incoming-Tourismus, der Gastronomie oder der Event-Branche? 

Wir waren in der Vergangenheit immer mit den anderen Härtefallbranchen in Kontakt und werden das auch weiterhin situativ tun, wo es Sinn macht. 

Wie können oder sollen Reisebüros und TO auf ein allfälliges Ende der KAE reagieren? 

Jedes Reisebüro jeder Veranstalter steht in der unternehmerischen Pflicht seine Strukturen und Prozesse der aktuellen Situation anzupassen. Lediglich abzuwarten und zu hoffen, dass die Unterstützungshilfen weiterhin fliessen, ist definitiv keine Option. Wir können nicht jahrelang am Tropf des Bundes hängen.  

Was können Reisebüros bereits jetzt tun? 

Sie sollten mit ihren Mitarbeitenden sprechen und nach Lösungen suchen. Vielleicht könnten die Arbeitspensen ab März im gegenseitigen Einvernehmen dem budgetierten oder eingehenden Volumen 2022 angepasst werden, damit jetzt keine Entlassungen ausgesprochen werden müssen. Denn wenn jetzt ein Arbeitgeber den Mitarbeitenden kündigt, gibt es mit sofortiger Wirkung keine Kurzarbeitsentschädigung mehr.  

Rechnen Sie mit einer Kündigungswelle, falls die KAE nicht verlängert wird? 

Ich hoffe es nicht – kann es aber auch nicht ausschliessen. Wir haben in der Branche bereits rund 1700 Vollzeit-Stellen verloren. Das Knowhow ist das Kapital unserer Branche und diese Mitarbeitenden wieder zurück in die Branche zu bekommen wird eine ganz grosse Herausforderung. 

(Interview: Yannick Suter)