Streit zwischen Swiss und ihren Piloten eskaliert

Piloten bieten Krisenvereinbarung an, Swiss will mehr Zugeständnisse und kündigt den GAV.
© Swiss/LH Group

Mitten in der Coronakrise ist der epische Streit von Swiss und ihren Piloten um Lohn und Arbeitsbedingungen eskaliert. Die Airline hat den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) mit den Piloten auf Ende März 2022 gekündigt und die Verhandlungen über eine Krisenvereinbarung abgebrochen.

Die Pilotengewerkschaft Aeropers wirft ihr vor, die Situation der Krise auszunützen. Aus der Politik kommt derweil heftige Kritik, weil der Staat die Swiss mit Staatsgeld stützt. interessant: Konzernschwester Edelweiss hat sich mit den Piloten auf einen Krisenmodus einigen können, aber der GAV läuft nach der Coronakrise weiter.

Die Zugeständnisse des Pilotenverbands Aeropers seien sowohl qualitativ als auch quantitativ ungenügend gewesen, heisst es von Swiss. «Ohne substantielle Beiträge und erweiterte Handlungsmöglichkeiten während der Corona-Krise ist es aus unserer Sicht unternehmerisch nicht zu verantworten, den aktuellen Gesamtarbeitsvertrag beizubehalten», erklärt Thomas Frick, Chief Operating Officer von Swiss.

«Der Abbruch der Verhandlungen und die Kündigung des GAV 2018 betrachtet der Aeropers-Vorstand als traurigen Tiefpunkt der Sozialpartnerschaft und bedenkliches Zeichen der Firma gegenüber den Piloten», heisst es von Aeropers. «Offensichtlich sieht die Swiss in der Krise eine Chance, aus ihrer Sicht schon länger störende Teile des GAV für immer abzuschaffen.» Man habe Einsparungen von CHF 130 Mio. für die nächsten rund zwei Jahren angeboten, schreibt Aeropers.

Ein spezieller Knackpunkt ist offenbar eine Klausel im GAV für Teilzeitpiloten. Weil diese ihre Pensen in der Coronakrise erhöhten, wie dies der GAV ermöglicht, und damit faktisch einem Stellenabbau zuwiderläuft.

«Trotz Einstellungsstopp und Pensionierungen erhöhte sich der Personalbestand so um etwa 40 Vollzeitstellen», zitiert der «Tages-Anzeiger» eine Swiss-Sprecherin. Die Swiss habe die Streichung der Klausel nicht gefordert, entgegnet Aeropers-Vorstandsmitglied und -Sprecher Thomas Steffen in der Zeitung. «Darüber könnte man aber sicher reden.»

Bereits am Wochenende kam Kritik von der Politik. Das Verkehrsdepartement «bedauert diesen Schritt» in einer Mitteilung. Sozialpartnerschaft sei wichtig, «gerade auch in schwierigen Zeiten». Die «SonntagsZeitung» zitiert SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf: «So haben wir uns das nicht vorgestellt. Ich bin schockiert.» Swiss wird derzeit mit einem staatlich verbürgten Kredit über CHF 1,5 Mia. gestützt. (TI)