Südsudan will in den Tourismus einsteigen

Die Sudd-Region im Südsudan beherbergt eines der grössten Feuchtgebiete der Welt.
©Google Maps/Screenshot TI

Südsudan ist eines der am wenigsten besuchten Länder der Welt. Nun will es den Tourismus ankurbeln, trotz aller Kämpfe und der politischer Instabilität. Seit der Unabhängigkeit im Jahr 2011 hat das Land verschiedene Perioden politischer Unruhen und Gewalt erlebt.

Einem Bericht der Weltbank zufolge trug der Tourismus im Jahr 2013 lediglich 1,8% zum BIP des Landes bei. Der World Travel and Tourism Council WTTC prognostiziert, dass dieser Anteil im Jahr 2024 auf 4,1% ansteigen wird und Sicherheitsprobleme haben die Branche stark beeinträchtigt.

Ein falsches Bild

Der südsudanesische Tourismusminister Rizig Zackaria Hassen hat auf der East African Regional Tourism Expo in Nairobi die touristischen Angebote seines Landes beworben. Hassen beklagte insbesondere die seit langem bestehenden internationalen Warnungen vor Reisen in die Region.

«Wir können nicht zulassen, dass die internationale Gemeinschaft ein falsches Bild von uns macht und unseren Bemühungen zum Aufbau des Tourismus im Wege steht, der einen grossen Beitrag zu unserer Wirtschaft leisten kann. Wir brauchen auch, dass unsere lokalen Medien ihrer Stimme im Ausland mehr Gehör verschaffen, denn die Berichte grosser Nachrichtensender dominieren die Narrative über den Südsudan.»

Der Reisehinweis des US-Aussenministeriums rät von Reisen in das Land aufgrund von «Verbrechen, Entführungen und bewaffneten Konflikten» ab. Das britische Aussen-, Commonwealth- und Entwicklungsbüro warnt ebenfalls vor allen Reisen in den Südsudan. Der Bericht der Weltbank kam dagegen zu dem Schluss, dass der Tourismus einen positiven Beitrag zur Nationenbildung nach dem Konflikt im Südsudan leisten könnte.

Kultureller Reichtum und einzigartige Landschaften

Hassen nannte den kulturellen Reichtum und die einzigartigen Landschaften des Landes als Hauptanziehungspunkte. Der Südsudan ist die Heimat von 64 ethnischen Gruppen und 14 Nationalparks und Schutzgebieten sowie der zweitgrössten Tierwanderung der Welt – der Weissohr-Kob und der Tiang-Antilope.

Das Land verfügt außerdem über eines der grössten Feuchtgebiete der Welt in der Region Sudd, ein 320 Kilometer breites und 400 Kilometer langes Gebiet, in dem fast 400 Vogelarten leben. Und was die Geschichte betrifft, gibt es im Land eine Reihe historischer Stätten, die mit dem antiken Sklavenhandel und der Erkundung des Kontinents durch Europäer in Zusammenhang stehen.

«Wir ermutigen die Welt, in den Südsudan zu kommen, um die Wunder unseres Landes mit seinem grossen Reichtum zu sehen», sagt Hassen. «Es bietet die Gelegenheit, positiv über kulturelle und ethnische Unterschiede nachzudenken, die oft eine der Ursachen für Konflikte waren. Indem wir das nationale Bewusstsein und den Stolz fördern, indem wir auf die Erhaltung, Restaurierung und Förderung historischer Stätten, Kulturfestivals und Kunstformen achten und die Entwicklung jener kulturellen Formen und Ausdrucksformen fördern, die eindeutig südsudanesisch sind.» (TI)