Belair: Verkauf geglückt, Airline soll im Sommer wieder abheben

Die rund 200 Mitarbeitenden können bei Interesse an ihre ehemaligen Arbeitsplätze zurückkehren.
Jürgen Bremer, SBC, und eine A321 der Air Berlin, operated by Belair. ©Foto A321: Hansjörg Bürgi

Es ist eine Rettung in letzter Minute: Statt dem Gang zum Konkursamt hat die Schweizer Belair nun wieder eine Zukunftschance. Die Düsseldorfer Beteiligungsgesellschaft SBC hat nach erfolgreichen Verhandlungen mit der Insolvenzverwaltung von Air Berlin die Schweizer Belair Airlines AG per sofort übernommen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Der Flugbetrieb soll baldmöglichst wieder aufgenommen werden. Unter welcher Marke und zu welchem Zeitpunkt steht noch nicht endgültig fest, wie es in einer Mitteilung heisst. Ob der frühere Name «Balair» eine Wiedergeburt erleben wird, wie im letzten Jahr von Insidern ins Feld geführt, ist noch offen. Man sei bereits in Gesprächen mit potenziellen Auftraggebern. Das Ziel sei, im Sommer 2018 wieder zu fliegen.

Mitarbeiter können zurückkehren
Die rund 200 Mitarbeitenden, denen im Zuge der geplanten Auflösung der Belair im letzten Jahr gekündigt wurde, werden aufgerufen, sich sofort zu melden und an ihre ehemaligen Arbeitsplätze zurückzukehren, sofern sie Interesse daran haben. Die offenen Zahlungen/Rechnungen, darunter auch Lohnforderungen von Mitarbeitenden, sollen in den kommenden Tagen beglichen werden.

Neues Geschäftsmodell
Bereits im Herbst 2017 stand SBC in Gesprächen mit der Insolvenzverwaltung von Air Berlin. Die Verhandlungen scheiterten damals aus insolvenzrechtlichen Gründen. Unter zwischenzeitlich geänderten Rahmenbedingungen konnte nun eine Einigung erzielt werden. Jürgen Bremer, Mitglied des SBC-Aufsichtsrats: «Wir konnten jetzt die Grundlage dafür schaffen, Belair zu reaktivieren. Das Unternehmen verfügt in Summe über eine lange Tradition und eine motivierte Belegschaft mit einem ausgesprochen kompetenten Ruf. Dieses Potenzial wollen wir mit einem neuen Geschäftsmodell nutzen, um baldmöglichst sagen zu können: Es geht wieder los!» Auch hierzu sei man in Gesprächen. Belair hatte im Geschäftsjahr 2016 innerhalb der Air Berlin Gruppe einen Umsatz von rund CHF 90 Mio. erwirtschaftet.

Operativer Partner
Das operative Management wird in enger Kooperation mit der Inavia Aviation Consultants GmbH erfolgen, die über langjährige Erfahrung unter anderem auch in der Schweizer Flugbranche verfügt. Frühere Swissair- und Crossair-Manager sind im Unternehmen involviert. Michael Hövel von Inavia, der früher u.a. Head of Revenue Management bei Crossair war, wird die Geschäftsführung der «neuen» Belair übernehmen.

Michael Hövel. ©Inavia
Michael Hövel. ©Inavia

Fluggenehmigung noch ausstehend
Um den Flugbetrieb baldmöglichst wieder aufzunehmen müssen bei den zuständigen Schweizer Behörden noch die entsprechenden Genehmigungen eingeholt werden. Da der Nachweis entsprechender Prozesse und Expertise von Belair aus der früheren Geschäftstätigkeit noch vorliege, sei eine gute Grundlage für die notwendigen Genehmigungen vorhanden, heisst es von SBC. «Wir werden die Anträge schnellstmöglich stellen, um innerhalb der nächsten Monate wieder zu starten», erklärt Hövel dazu.

Direkter Ticketverkauf geplant
Bis auf weiteres wird Belair seine Leistungen vor allem dritten Unternehmen anbieten, auch ein Ticketverkauf an Endverbraucher ist für die Zukunft geplant. Verschiedenen potenzielle Auftraggeber hätten bereits grosses Interesse an den Dienstleistungen der Belair bekundet.

Zuber und Mölleney bleiben im Verwaltungsrat
Letzten Donnerstag, als die erneuten Verhandlungen um eine Übernahme durch SBC/Inavia bekannt wurden, erklärte Christof Zuber, VR-Präsident und CEO a.i. der Belair, gegenüber TI, dass bei einem erfolgreichen Verkauf die neuen Eigentümer das Unternehmen anlässlich einer ausserordentlichen Generalversammlung der Belair übernehmen werden. Dies ist gestern Montag, direkt nach Vertragsunterzeichnung passiert. Jürgen Bremer hat Einsitz im Belair-Verwaltungsrat genommen und ersetzt Michelle Johnson, die ausgeschieden ist. Zuber sowie VR-Mitglied Matthias Mölleney gehören dem Gremium weiterhin an. (UH)