Deutsche Germania am Boden

Die Schweizer Germania Flug AG und die Bulgarian Eagle sind offenbar nicht betroffen.

Jetzt also doch: Das Aus für die Germania Fluggesellschaft mbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH ist Tatsache. Sie haben am Montag, den 4. Februar 2019 beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg Insolvenz beantragt. Der Flugbetrieb wurde in der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 2019 eingestellt. Die Schweizer Germania Flug AG und die Bulgarian Eagle sind von dem Schritt nicht betroffen, wie es in einer Mitteilung heisst.

Karsten Balke, CEO der Germania Fluggesellschaft mbH: «Leider ist es uns schlussendlich nicht gelungen, unsere Finanzierungsbemühungen zur Deckung eines kurzzeitigen Liquiditätsbedarfs erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Wir bedauern sehr, dass uns als Konsequenz daraus keine andere Möglichkeit als die der Insolvenzantragstellung blieb.» Ganz besonders bedauere man selbstverständlich die Auswirkungen, die dieser Schritt auf die Mitarbeiter habe.

Auswirkungen auf Germania Flug AG ungewiss

In den vergangenen Wochen versuchte Germania Optimismus zu verbreiten – auf die Frage nach möglichen Konsequenzen der Finanzierungslücke erklärte der Sprecher, dies habe keinerlei Auswirkungen auf den Flugbetrieb. Allerdings berichteten schon dann mehrere Medien übereinstimmend, dass die Januar-Gehälter der Mitarbeiter nicht bezahlt werden konnten. Wie zu hören war, haben aber die Mitarbeiter der Schweizer Germania Flug AG ihre Januar-Löhne regulär erhalten. Nun ist ungewiss, welche Auswirkungen das Grounding der Minderheitsaktionärin (mindestens 40%) für die Schweizer Germania Flug AG hat. «Unser Flugprogramm, auch über den Sommerflugplan 2019 hinaus, ist in keiner Weise beeinträchtigt. Fluggäste, Reiseveranstalter und Airports vertrauen uns», beteuerte Germania-Sprecher Lars Wagner gegenüber TI. Dasselbe sagte er allerdings auch über Germania Deutschland.

Kerosinpreissteigerungen mitunter ein Grund für den Engpass

Erst gestern noch berichtete die «Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung (NRZ)», dass eine Investoren-Gruppe um den ehemaligen Air-Berlin-Chef Joachim Hunold  angeblich einen zweistelligen Millionen-Betrag für Germania bereitstellen werde – und damit eine Überbrückungshilfe bis zum Beginn des Sommerflugplans Ende März leisten wolle. Daraus wurde ganz offensichtlich nichts.

Der kurzzeitige Liquiditätsbedarf bei Germania war entstanden, da insbesondere unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine aussergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an der Flotte das Unternehmen in grossem Umfang belastet hatten. So war Germania bereits 2017 tiefrot.

Riesige Lücke im Flugbetrieb für den Sommer

Die von Hinrich Bischoff gegründete Germania hat eine mehr als 30-jährige Firmengeschichte. Sie entstand 1986, seit 2009 ist Berlin der Firmensitz. Auf der Kurz- und Mittelstrecke beförderte die Airline noch im Jahr 2018 mehr als vier Millionen Passagiere zu mehr als 60 Zielen innerhalb Europas, nach Nordafrika sowie in den Nahen und Mittleren Osten. Zusammen mit der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle betrieb Germania zuletzt 37 Flugzeuge – wieviele Flugzeuge hierbei in Schweizer Besitz sind, ist ungewiss. Nach dem Grounding von Air Berlin im Oktober 2017 mit 8000 betroffenen Mitarbeitern wurde Germania zur zweitgrössten Airline Deutschland. Nun entsteht – unmittelbar von dem Start des Sommerflugplans – erneut eine riesige Lücke im Flugbetrieb. (ES)