Deutscher Frontalangriff auf Airlines

Die Deutsche Verbraucherschutzministering droht mit Überprüfung der Vorkasse-Regelung der Fluggesellschaften.
Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke. ©Bundesregierung/Steffen Kugler

Die deutsche Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke droht den Fluggesellschaften mit einer Überpüfung der Vorkassepraxis. Grund sind die vielen Flugausfälle und Verspätungen.

Eine Ministeriumssprecherin sagte der «Welt am Sonntag», die Airlines sollten ihrer gesetzlichen Pflicht zur Rückerstattung innerhalb von sieben Tagen proaktiv nachkommen. «Sonst wird man die Vorkassepraxis in ihrer jetzigen Form überprüfen müssen», sagte die Sprecherin der Zeitung. «Bei der Vorkassepraxis haben Fluggäste ein hohes Risiko, wenn es zu Flugausfällen oder Insolvenzen von Fluggesellschaften kommt.»

Finanzierungsmodell kommt unter Druck

Konsumentenschützer in Deutschland fordern schon länger eine Abschaffung des Vorab-Bezahlens bei Flugtickets. Kommen sie mit ihrer Forderung durch, könnte dies eine langfristige Signalwirkung auf die Regeln in der ganzen EU haben. Dies wiederum könnte Auswirkungen auf das Geschäfts- und Finanzierungsmodell der Airlines in Europa haben.

Airlines finanzieren in der Tat das tägliche Geschäft mit dem Geld, das ihnen die Passagiere für Flüge in ferner Zukunft bereits bezahlt haben. Diese Praxis wird auch in der Schweizer Reisebranche immer wieder kritisiert, zuletzt intensiv anlässlich schleppender Rückzahlungen der Airlines in der Corona-Pandemie.

Laute Kritik an der langfristigen Vorauszahlung gibt es insbesondere auch wenn eine Airline in Konkurs geht. Dann stehen die Kunden und oft die Reisebüros mit ihnen im Regen und bleiben auf Verlusten sitzen. So zuletzt bei den Insolvenzen der Berner Airline Skywork und den deutschen Fluggesellschaften Air Berlin und Germania.

Früher ist halt billiger

In der EU-Fluggastrechteverordnung ist geregelt, dass Rückzahlungen bei ersatzlos abgesagten Flügen innerhalb von sieben Tagen erfolgen müssen. Verbraucherschützer fordern schon länger eine Abschaffung der Vorkassepraxis. Dass Flüge in der Regel vorab bezahlt werden müssen, könne für Kunden ein erhebliches finanzielles Risiko bedeuten.

Früh gebuchte Tickets sind allerdings oft deutlich günstiger, der Preisnachlass ist also eine Art Risikoprämie. Daran erinnerte auf der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Matthias von Randow. Grundsätzlich habe jeder Reisende die Wahl, ob er frühzeitig buchen will und damit über die Vorauskasse Frühbucherrabatte nutzen oder sehr kurzfristig vor Reiseantritt buchen und bezahlen möchte. (TI)