Etihad fliegt erneut einen Milliardenverlust ein

Nun will die Golf-Airline den Rotstift offenbar auch bei den offenen Flugzeugbestellungen ansetzen.

Die gute Nachricht vorneweg: Etihad Airways konnte im vergangenen Jahr den Umsatz um 1,9% auf USD 6,1 Mia. steigern, den Verlust um USD 432 Mio. minimieren und die Auslastung mit 78,5% gegenüber Vorjahr stabil halten. Die Airline beförderte 2017 rund 18,6 Mio. Passagiere. Damit hat es sich jedoch bereits mit den positiven Zahlen – Etihad leidet nach wie vor an den Spätflogen ihrer verfehlten und mittlerweile beerdigten Expansionsstrategie mit einem Netz von Zubringerairlines in Europa. Die arabische Airline kaufte über Jahre für Milliarden Anteile an Fluggesellschaften im Ausland, ohne dass sich die Investitionen auszahlten. So resultierte auch 2017 unter dem Strich erneut ein Verlust: nämlich USD 1,5 Mia.

Air Berlin und Alitalia belasten das Resultat zusätzlich
Das negative Jahresergebnis reiht sich somit nebst demjenigen vom vom vergangenem Jahr ein. Neben gestiegenen Treibstoffkosten belasteten die massiven Ausfälle, die durch das Aus von Air Berlin und die Insolvenz der noch vom italienischen Staat künstlich in der Luft gehaltenen Alitalia ausgelöst wurden.

Etihad weist in ihrer gestrigen Mitteilung darauf hin, dass sie die administrativen und generellen Kosten um 14% gesenkt habe und operative Fortschritte erzielte. «Unser Transformationsprozess hat mit einer deutlichen Verbesserung der Performance bisher greifbare Ergebnisse gebracht», urteilte CEO Peter Baumgartner. Die Kosten pro Sitz sanken um 7,3% und die Kapazitäten der Cargo-Sparte wurden um 6% gekürzt. Allerdings: Alleine der höhere Ölpreis schlug mit USD 337 Mio. zu Buche. Zudem stiessen vergangenes Jahr zwölf neue Flugzeuge zur Flotte. Etihad musterte 16 ältere Airbusse aus, während zwei A380, 9 Boeing 787 Dreamliner und ein Frachtflugzeug zur Flotte stiessen.

Etihad will den Rotstift auch bei den Flugzeugbestellungen ansetzen
Unter dem neuen Konzernchef Tony Douglas sind offenbar auch die offenen Flugzeugbestellungen auf dem Prüfstand, um die Kosten optimieren zu können. Immerhin handelt es sich hierbei um 165 Maschinen. Erste Konsequenz: Die Airline wolle von einem Auftrag über 25 Boeing 777X zurücktreten; dies vermeldete «Reuters» mit dem Verweis auf Insiderquellen. Auch ziehe Etihad in Betracht, aus einigen Aufträgen komplett auszusteigen oder zumindest spätere Liefertermine zu vereinbaren. Etihad hat bei Boeing neben den 777X noch 22 B-787-9 und 30 787-10 offen, bei Airbus gar 40 A350-900, 22 A350-900 und 26 A321neo. Falls die Airline nun rigoros den Rotstift ansetzten würde, wäre dies für beide Flugzeughersteller eine Hiobsbotschaft. (ES)