Hohmeister will Flughäfen zur Kasse bitten

Der ehemalige Swiss-Chef macht Flugsicherung und Abfertigungsmängel für Verspätungen verantwortlich.
Harry Hohmeister. ©Lufthansa Group/Gregor Schlaeger

Harry Hohmeister, Mitglied der Konzernleitung der Lufthansa, macht die Flughäfen für einen Grossteil der Verspätungen dieses Sommers verantwortlich. Der ehemalige Swiss–Chef will die Flughäfen und Flugsicherungen auch finanziell für die zahlreichen Verspätungen in die Pflicht nehmen. Ein Grossteil der Verspätungen dieses Sommers sei nicht durch die Fluggesellschaften, sondern durch die Flugsicherung, die Sicherheitskontrollen oder die Gepäckbeförderung verursacht worden, sagte Hohmeister in einem Interview mit dem «Hamburger Abendblatt». Mit den Partnern wolle die Lufthansa deswegen «über die Gebühren sprechen». Im Moment zahle die Lufthansa für deren Leistungen den vollen Preis, «auch wenn die Qualität nicht zu 100% erbracht wird», so der ehemalige Swiss-Chef.

Daten der europäischen Flugsicherheitsbehörde Coda widersprechen der Darstellung Hohmeisters. Rund die Hälfte der Verspätungen ging auf das Konto der Fluggesellschaften, weil bereits der vorherige Flug nicht rechtzeitig gelandet war und sich damit auch der Start verzögerte. Die Ursachen für Verspätungen, die sich danach wie ein Dominoeffekt weiterziehen, verteilen sich gemäss den Coda-Daten ziemlich gleichmässig zwischen Fluggesellschaften und Flugsicherung. Die Probleme bei der Flugsicherung hätten aufgrund des Lotsen-Mangels zuletzt jedoch erheblich zugenommen. Die Abwicklung an den Flughäfen spielt gemäss den Daten eine untergeordnete Rolle.

Insgesamt waren in Europa im August 56% aller Abflüge und 47% aller Landungen verspätet. Beide Werte haben sich gegenüber dem Vorjahr um 6% verschlechtert. Ein durchschnittlicher Flug in Europa hat derzeit rund 33 Minuten Verspätung. (AME)