«Lächerliche Summe»: Bereits gibts Kritik am Kauf von Niki durch IAG

Noch ist nicht klar, wann Niki in Vueling integriert werden kann. Die Tickets der Air-Berlin-Tochter bleiben aber ungültig.

Was allgemein vermutet wurde, bestätigte die British-Airways-Mutter IAG am Freitagabend: Sie kauft die insolvente Air-Berlin-Tochter für EUR 20 Mio. und integriert sie in die eigene Billigairline Vueling. Weitere EUR 16,5 Mio. bekommt Niki als Finanzspritze. Die Transaktion erfolge durch die Gründung einer neuen Tochtergesellschaft von Vueling mit Sitz in Österreich. Die Gesellschaft werde eigenständig agieren, hiess es in einer Mitteilung. Der neue Eigentümer erhält durch den Deal 15 Airbus 320 sowie Start- und Landerechte an mehreren Flughäfen – darunter Zürich, Wien, Düsseldorf, München und Palma de Mallorca. Gleichzeitig will Vueling 740 der 1000 Arbeitsplätze bei Niki übernehmen.

Niki-Flugtickets bleiben ungültig
Am Dienstag erklärte ein Sprecher des Insolvenzverwalters von Niki, dass gebuchte Tickets dennoch ungültig bleiben. Der Grund: IAG habe nicht die Niki Luftfahrt GmbH als Gesellschaft, sondern lediglich Vermögenswerte wie Slots, Crews und Flugzeuge übernommen. Deshalb seien die von der Niki Luftfahrt GmbH ausgestellten Flugtickets nach wie vor von der Insolvenz betroffen. Betroffen sind rund 400’000 Passagiere. Ob Vueling hierbei eine gewisse Kulanz walten lasse, sei Sache der Airline.

«Lächerliche Summe»: Kritik am Kaufpreis
Kaum war der Deal zwischen IAG und Niki publik geworden, wurde in Deutschland auch schon Kritik an den Wettbewerbshütern in Brüssel laut. «Die EU-Wettbewerbsbehörde hat einen Interessenten vergrault, der bereit war, für Niki rund 200 Mio. Euro zu zahlen. Nun wird die Fluggesellschaft für die lächerliche Summe von 20 Mio. Euro an die britische Holding IAG verscherbelt», sagte der CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach. Lufthansa hatte ja bekanntlich aufgrund der Bedenken der EU-Wettbewerbskommission den Deal in letzter Minute wieder abgeblasen. Den Schaden hätten nun die Gläubiger und die deutschen Steuerzahler, so Michelbach mit Blick auf den Hilfskredit von EUR 150 Mio. des Deutschen Bundes.

Vueling und Niki: Überschneidungen in Spanien
Davon zeigte sich IAG-Chef Willie Walsh unbeeindruckt und erklärte in einer Mitteilung, dank der Einigung könne Vueling seine Präsenz in Österreich, Deutschland und der Schweiz verstärken. «Niki war der wirtschaftlichste Teil von Niki. Die Ausrichtung auf den Freizeitbereich passt perfekt zur Strategie von Vueling», so Walsh. Allerdings: Der Hauptmarkt von Vueling ist Spanien. Dort ist die Airline nur der drittgrösste Carrier hinter Iberia und Ryanair und fokussiert primär auf Ziele in Spanien, Frankreich und Italien. Niki hatte infolge der Air-Berlin-Pleite alle Flüge nach Mallorca übernommen. Es entstehen also gewisse Überscheidungen im spanischen Kernmarkt; es wäre demnach durchaus denkbar, dass die EU-Kommission Vueling die Auflage erteilen wird, einige Start- und Landerechte am Flughafen von Palma abzugeben.

Nochmalige Prüfung der EU-Kommission
So oder so: Dem Verkauf an IAG muss die EU-Kommission erst noch zustimmen. Der vorläufige Gläubigerausschuss habe dem Verkauf bereits zugestimmt, erklärt Insolvenzverwalter Lucas Flöther. Die EU-Kommission müsse die Übertragung aber noch im Rahmen eines Fusionskontrollverfahrens genehmigen. Wann Brüssel grünes Licht gibt, ist offen – IAG erwartet die Zustimmung bis Ende Februar. (ES)