LOT verzichtet auf Condor-Übernahme

Schuld daran seien die Folgen der Coronavirus-Krise.
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Die polnische Fluglinie LOT wird den Ferienflieger Condor nun doch nicht übernehmen. Dies hat die polnische Luftfahrtgruppe PGL dem deutschen Unternehmen mitgeteilt, so eine Sprecherin von Condor. Der Verzicht gehe auf die Corona-Krise zurück, wie Reuters gemeldet hatte. Derzeit befinde man sich in Gesprächen mit PGL, um mögliche Rahmenbedingungen des Rücktritts zu definieren. «Wir prüfen, wie wir unsere Ansprüche aus den unterschriebenen Kaufverträgen geltend machen werden», sagte die Sprecherin weiter. 

Am Jahresanfang hatte sich die PGL für rund EUR 300 Mio. als neuer Investor für Condor durchsetzen können. Der Ferienflieger war durch die Insolvenz der ehemaligen Muttergesellschaft Thomas Cook in Schwierigkeiten geraten. Die polnische Seite hatte die Übernahme zuletzt aber Insidern zufolge von weitreichenden Staatsgarantien abhängig gemacht. 

Schon in den vergangenen Tagen waren Zweifel an dem abgeschlossenen Kaufvertrag immer lauter geworden. Inzwischen muss die wichtigste PGL-Airline LOT infolge der gesunkenen Nachfrage durch die Corona-Krise wahrscheinlich selbst Staatshilfe in Anspruch nehmen. «Im Fall der LOT kommen wir sicher nicht ohne öffentliche Hilfe aus», hatte Polens Schatzminister Jacek Sasin kürzlich dem Fernsehsender TVN24 gesagt. Er sei in ständigem Kontakt mit dem Vorstand der Fluggesellschaft. Dieser bereite einen Rettungsplan für den Fall vor, dass die Flugverbindungen noch für viele Monate unterbrochen sein werden.

Noch völlig unklar ist wie es mit Condor weitergehen soll, offenbar ist auch eine Übernahme durch den deutschen Staat denkbar. Condor fliegt jährlich rund 9,4 Millionen Passagiere von acht deutschen Flughäfen zu rund 90 Zielen in Europa, Afrika und Amerika. Die deutsche Airline unter der Führung von Ralf Teckentrup hat auch einen beachtlichen Marktanteil in der Schweiz.

Condor betreibt aktuell noch eine Flotte von über 50 Flugzeugen. Auch nach der Insolvenz der Konzernmutter Thomas Cook Group wurde der Flugbetrieb regulär fortgesetzt. Mit Hilfe eines Schutzschirmverfahrens wurde Condor von einer Mithaftung für die Verbindlichkeiten der Thomas Cook Group befreit. Condor hat in den letzten Wochen gemäss eigenen Angaben im Staatsauftrag 78’000 Personen im Rahmen der Luftbrücke nach Deutschland zurückgebracht. Die Rückholaktion ist jetzt abgeschlossen. (TI)